Das Ende der Cannon-Studios läutete gleichzeitig einen langsamen, aber stetigen Niedergang der Karriere Chuck Norris („Missing in Action“, „Code of Silence“) ein. „Sidekicks“ war der erste kläglich scheiternde Versuch den bärtigen Mimen mit familientauglicher Ware finanziell über Wasser zu halten. Ähnlich wie die späteren, ebenfalls von Bruder Aaron Norris („Braddock: Missing in Action III“, „Delta Force 2: Operation Stranglehold“) inszenierten, „Top Dog“ und „Forest Warrior“ bleibt es auch hier bei einem Versuch.
Die offensichtlich bei Vorbildern wie „Karate Kid“ zusammengeklaute Story um den asthmakranken, Chuck Norris anhimmelnden Außenseiter Barry Gabrewski (SeaQuest-Dauerbrenner Jonathan Brandis, „Stepfather II“), der von seinen Mitschülern täglich eins auf den Deckel bekommt, sich für seinen ängstlichen Vater und Computer-Geek Jerry (Beau Bridges, „The Fabulous Baker Boys“, „The Iron Triangle“) schämen muss und deswegen so oft wie möglich in eine Traumwelt entflieht, in der er mit Chuck die Welt vor dem Bösen befreit, strotzt nur so vor Klischees.
Da ist der zunächst aufgesuchte Karate-Lehrer natürlich ein over the top gestikulierender, überschäumender Erzfeind von Norris, Barrys Lehrerin Noreen (Rambos kurze Beziehung in „Rambo: First Blood Part II“ Julia Nickson-Soul) eine sich widerwärtigen Kollegen entziehende, attraktive Frau, die zart auf Jerry abfährt und nebenher im Familienrestaurant einen Onkel (Mako, „Rising Sun“, „Pearl Harbor“) beschäftigt, der Barry unter seine Fittiche nimmt und Karate beibringt, sowie ihn mit Weisheiten wie „Du musst immer mit dem Unerwarteten rechnen!“ füttert.
So folgt „Sidekicks“ ohne Umwege allen Vorhersehbarkeiten und macht aus dem Außenseiter einen bald widerspenstigen Jungen, der nicht nur Respekt bei seinen Mitschülern und Lehrern einfordert, sondern nebenher noch die richtige Freundin findet. Überlang ist dieses Getue und zudem noch mit diversen Albernheiten, witzig gemeinten Szenen und peinlichen Auftritten (Die Rockergang im Restaurant.,.) gespickt. Da kommt Freude auf.
Freut man sich, dass das Finale dann (Hört,hört!) ein Karate-Turnier ist, bei dem nicht nur die (übertrieben und plakativen) falschen und richtigen Philosophien aufeinander treffen, sondern der nun auftauchende, sich, selbst als zutiefst sympathisch und fern aller Starallüren, zu erkennen gebende Chuck Norris den bösen Karate-Lehrer die Fresse poliert und Barry auch seinem Erzfeind zeigt, was eine Harke ist, so ernüchtert die unspektakuläre Choreografie der Kämpfe sofort.
Fazit:
Überflüssiger „Karate Kid“ – Klon, der Chuck Norris Verzweiflung unterstrich und sich bestens als Staubfänger in der Videothek eignet. Die dick aufgestrichenen Klischees, die alberne Inszenierung und viel zu wenig Gekloppe sorgen hier für einen Totalausfall. Vielleicht können die ganz Kleinen ja noch etwas dran finden...