Nach dem großen Erfolg von „the Eye“ war es ja fast nur noch eine Frage der Zeit, bis eine Fortsetzung auf den Markt kommen würde – doch zum Glück haben die Pang Brothers auch beim zweiten Teil die Regiestühle besetzt und darauf geachtet, dass der Film nicht zu einem bloßen Aufguss verkommt:
Zwar geht es wieder um eine weibliche Hauptperson, die nach einem einschneidenden Erlebnis plötzlich die Seelen der Toten sehen kann, welche sich (normalerweise) unsichtbar in Umgebung der Menschen aufhalten – nur dieses Mal dient die Kombination aus Selbstmord und Schwangerschaft unter religiösen (buddhistischen) Gesichtspunkten als Auslöser…
Die attraktive junge Frau Joey (Shu Qi) ist am Ende – in einer fremden Stadt, von ihrem Geliebten ignoriert, beschließt sie sich auf ihrem Hotelzimmer das Leben zu nehmen (oder wenigstens einen Versuch zu wagen, da es mehr einen Hilfeschrei darstellt). Kurz bevor sie nach dem Nehmen der Schlaftabletten ohnmächtig wird, sieht sie zum ersten Mal schemenhafte Gestalten um sich herum, denkt sich aber nichts weiter dabei…
Wenig später (nach dem Erwachen im Krankenhaus) erfährt sie, dass sie schwanger ist – sofort möchte sie eine Abtreibung vornehmen lassen, doch ihr Arzt rät ihr davon ab, da sie bereits eine Schwangerschaftsunterbrechung hinter sich hat, und mit der Zeit gewöhnt sie sich an den Gedanken und möchte das Kind ebenfalls behalten.
Nun beginnen merkwürdige Geschehnisse um sie herum vorzugehen: Sie entgeht nur knapp einer Vergewaltigung, wobei sie den Täter jedoch auf grausame Weise entstellt, ohne dass es ihr bewusst ist, und als sie im Krankenhaus Zeuge einer Notgeburt im stecken gebliebenen Fahrstuhl wird, sieht sie einen Geist, der allem Anschein nach von dem Kind Besitz zu ergreifen versucht. Fortan taucht eine junge Frau (eine Seele / ein Geist) immer wieder in ihrer Nähe auf, und von einem Gelehrten erfährt Joey, dass Tod und neues Leben eine Verbindung zur Geisterwelt schaffen kann, und dass die Geister in die Neugeborenen fahren, um den Kreis der Wiedergeburt zu schließen.
Im Rahmen ihrer Recherchen stellt sich heraus, dass die junge Frau, die allem Anschein nach gerade ihr Baby auserwählt hat, die Ex-Frau des Vaters ihres Kindes ist, und sie sich selbst umgebracht hat, als sie von der Affäre erfuhr. Mit diesem Gedanken kann sich Joey einfach nicht abfinden und denkt erneut an Selbstmord, doch der Geist scheint alles tun zu wollen, um die Geburt stattfinden zu lassen…
„the Eye 2“ ist weniger Horror, dafür mehr Psychothriller. Zwar gibt es einige Schockeffekte, doch die sind rar und zudem nicht alle effektiv (Ausnahmen: Das Auftauchen eines Geistes in einer Hotelbar und der Selbstmord zweier Personen vor einer Bushaltestelle). Manche F/X empfand ich auch als nicht ganz so überzeugend (wie der Sprung vor die U-Bahn), doch an sich in der Film hervorragend in Szene gesetzt worden (Hochglanz-Optik, Farbfilter, gute Schnitttechnik etc) und bietet zudem einige wirklich visuell beeindruckende Szenen (wie Joeys versuchter Selbstmord am Anfang (mit dem ersten Erscheinen der Geister) oder der Geburt im Fahrstuhl mitsamt des versuchten Seelenübergangs).
Hauptdarstellerin Shu Qi (aus „the Transporter“) ist ein weiterer großer Pluspunkt des Filmes – sie ist nicht nur sehr hübsch, sondern bietet eine wirklich gute und überzeugende darstellerische Leistung, welche auch notwendig war, um der Rolle gerecht zu werden.
Das Problem des Films, welches tatsächlich die Spannung gegen Ende etwas raubt, liegt bei den Geistern und deren Motiv: Die religiöse Erklärung (es sei alles ein Kreislauf der Seelen („Leben-Tod-Wiedergeburt“) im Sinne des Buddhismus) raubt ihnen einen Großteil ihrer Bedrohlichkeit, denn ihre Intention sei ja nicht böse, sondern es wäre alles ein ganz „natürlicher“ Verlauf der Dinge…
Der Showdown des Films (ein erneuter Selbstmordversuch Joeys, den der Geist einfach „nicht zulassen“ kann) ist dann wieder ungewöhnlich und absolut gelungen, doch danach driftet der Film in den letzten Szenen zu sehr in kitschige Gewässer ab, was auch der Cliffhanger nicht umzuleiten vermag.
Fazit: „the Eye 2“ ist ein vom ersten Teil unabhängiger Film, der weniger auf „Horror“, sondern mehr auf Charakterzeichnung und Thrillermotive setzt, wodurch er etwas „gebremst“ wirkt, aber trotzdem (auch wegen einiger wirklich großartigen Szenen) zu überzeugen vermag und einen Blick wert ist … 7 von 10.