Review

Shrek is back – und wie. Ich habe mir vor 3 Jahren gehörig in den Arsch gebissen, da ich mir den ersten Teil erst auf DVD ansah und den Kinobesuch ausließ. Die Vorfreude war groß, meine Erwartungen hoch, aber im Hinterkopf machte sich, nach etlichen großspurig angekündigten Kinoenttäuschungen (u. a. „Van Helsing“, „Troy“) doch ein wenig Skepsis breit. Nun, Jeffrey Katzenberg hat mit seiner Crew wieder alles im Griff und schafft es mit der ersten von drei Fortsetzungen das Original sogar zu übertrumpfen – qualitativ wie finanziell.

Am grundlegenden Rezept hat sich nichts geändert. Die Hauptcharaktere sind die gleichen und die Synchronsprecher wieder in Toppform (im Original sicher noch besser). Das Ganze verpackt in eine logische Fortsetzung um den grünen Oger, in der die Gagfrequenz noch höher als im Original ausfällt.

Visierte Katzenberg im Erstling noch primär seinen ehemaligen Arbeitgeber Disney an, so werden dessen Figuren hier nur in zweiter Instanz durch den Kakao gezogen. Primär hat es „Shrek 2“ auf Hollywood und deren Blockbuster der letzten Jahre abgesehen. Die vielen Anspielungen und Parodien sind auf den ersten Blick kaum alle zu erfassen. Mehrmaliges Ansehen ist da schon fast Pflicht. Schon in den ersten Minuten, den Flitterwochen der „Shreks“, müssen neben „Lord of the Rings“ auch „Spider-Man“ (Der Kuss) und „Arielle“ dran glauben. Der böse Wolf liest im falschen Bett eine Märcheninterpretation von „Sports Illustrated“ und Prinz Charming könnte direkt der nächsten L’Oreal – Werbung entsprungen sein. Das Zusammenspiel von kindgerechten Witzen und fiesem, schwarzen Anarchohumor gleicht einem Geniestreich. Katzenbergs Crew ist nicht zahm geworden und lässt erst recht keine Gnade oder Milde walten. Muss ein wahrhaft diebischer Spaß gewesen sein, die Ideen auszubaldowern. Alt und Jung darf sich hier unterhalten, ohne dass eine Seite Kompromisse eingehen muss.

Dass Flitterwochen nicht ewig dauern, ist bekannt und so wird das Paar an den Königshof gebeten, um endlich vorstellig zu werden. Schließlich soll dort eine pompöse Traumhochzeit veranstaltet werden, bei der die beiden dann ganz offiziell das Traumpaar von „Far Far Away“ (Die Buchstaben am Hügel erinnern nicht von ungefähr an das Hollywood-Wahrzeichen) werden. Das Problem ist nur, dass dort niemand mit zwei hässlichen, grünen Ogern gerechnet hat. Am wenigsten Fionas Eltern, die etwas bedröppelt aus der Wäsche schauen. Was folgt sind Missverständnisse, Intrigen, ein wenig Liebeskummer und streitbare Märchenfiguren. Hin und wieder ächzt es im Plotgebälk zwar schon mal, aber hey, wir sind hier in einem schrägen Märchen und da darf es, zumindest bei mir, auch mal etwas unlogisch zugehen. Dafür beging man eben nicht den Fehler, den Film auf zwei Stunden aufzublasen uns so das Tempo zu verschleppen.

Die Dialoge sind grandios, die Veräppelungen zum Wegkugeln. Insbesondere die Dialogumschnitte zwischen Fiona und Shrek, sowie Fionas Eltern bei ihrer Ankunft sind dabei ein Highlight. Far Far Away ist eine groß angelegte Verarsche Hollywoods, respektive Beverly Hills. Tratschende Weiber mit vollen Einkaufstüten, fast identische Straßenzüge im Mittelalterlook, entsprechendes Merchandising, Luxusschlitten (äää Kutschen) und eine kleine Portion Dekadenz. Augen aufsperren, sonst verpasst man viel im Hintergrund (u. a. abgewandelte Namen wie „Burger Prince“ oder „Versachery“ und ein Kino in dem gerade „Lethal Arrow 4“ läuft).

Was wäre Shrek ohne seine Mitstreiter? Genau, die halbe Miete. Während die alten Kumpel aus Teil 1 (böser Wolf, die 3 Schweinchen, Pinocchio, der Lebkuchenmann, die blinden Mäuse) während seiner Abwesenheit die Bude auseinander nehmen und erst final an in das Geschehen eingreifen, ist Esel stets mit von der Partie. Das Plappermaul hat seinen Nervfaktor noch mal etwas nach oben geschraubt und treibt seinen grünen Freund mit hübscher Regelmäßigkeit zur Weißglut.

Überstrahlt wird er nur von DER Neuentdeckung des Films – dem gestiefelten Kater. Die Miezekatze (im Original von Antonio Banderas gesprochen) rockt und zwar gewaltig. Ginge es nach mir, gebührt dem Knuddelkater ein Spin-Off - allein schon für die Indiana-Jones-mäßige „Hutrettung“. Das Schlitzohr ist nicht nur mit einem auffälligem Akzent, Garfield-Allüren („Ich hasse Montage“) und extrem schwarzem Humor („Rasieren wir ihn“ ;-)) gesegnet, sondern hat zudem doppeldeutige Sprüche auf Lager (die nur Erwachsene im vollen Umfang verstehen können oder sollten))und kann extrem feige, gefühlvoll und opportunistisch sein. Das Katzenvieh reagiert eigentlich stets so, wie man es gerade nicht erwartet und das macht ihn, auch dank seines herzerweichenden Katzenblicks, zu dem Gewinner. Wehe, er wird für die nächsten Teile nicht reaktiviert. In seinem ersten Zusammentreffen mit Shrek, da noch als Attentäter unterwegs, platzt er übrigens frei nach „Alien“ durch dessen Hemd.

Musikalisch wird hier natürlich wieder stets der richtige Ton getroffen. “Livin' La Vida Loca” und “Holding out for a Hero” sind nur zwei prominente Beispiele, die hier kongenial in Kontext zu den Bildern gesetzt werden. Mmm, ich verfalle langsam in eine Lobeshymne, aber ich habe auch nichts auszusetzen. Ständig muss man auf der Hut sein, auch ja nichts zu verpassen. Da spielt in einer Spelunke zum Beispiel Captain Hook Klavier und an der Bar sitzt ein kopfloser Reiter („Sleepy Hollow“), der sich das Gesöff direkt in den Rachen kippt.

Technisch gibt sich „Shrek 2“ ebenfalls keine Blöße, wobei man jedoch klar sagen muss, dass sich hier viel mehr Wert auf Humor gelegt worden ist und deshalb nicht die optische Pracht eines „Finding Nemo“ erreicht wurde. Das soll nicht heißen, dass der Film in irgendeiner Szene antiquiert oder unfertig aussieht. Er erreicht nur nicht die Brillanz des letztjährigen Überfliegers. Soll hier kein Negativpunkt sein. Die bisher allein in Amerika eingespielten 400 Millionen sprechen eigentlich für sich.

War es im ersten Teil noch an Lord Farquaad den Bösewicht zu geben, so sind hier altbekannte Märchenwesen am Werk: die gute Fee und ihr Sohn Prinz Charming. Ihr schwul angehauchter Sohn ist ein eitles Mutterkind, das nur um sein Aussehen besorgt ist, während Mutter Fee erstens gar nicht so gut ist und zweitens eine Fabrik betreibt, in der Zaubertränke produziert werden, um die ganzen Wünsche auch zu erfüllen. Die Gute ist ganz schön im Stress und intrigiert kräftig im Hintergrund. Schließlich soll Sohnemann an seinen rechtmäßigen Platz!

Herrlich auch immer wieder, wie Bezüge zur Realität und aktuellen Themen geknüpft werden. Da infiltriert der angebliche Gewerkschaftsangestellte Shrek mal eben die Fabrik der Fee, nachdem er beim gestressten Sekretär entrüstet feststellen muss, dass die Jungs nicht mal Zahnersatz erhalten. Frei nach der amerikanischen TV-Reality-Show „Cops“ wird das renitente Trio Shrek, Esel, Kater verhaftet und mit Pfefferstreuern bearbeitet. Dabei stellen die Cops fest, dass die drei Katzenshit (bruhahaha) bei sich haben. Und wer mag wohl der Sir Justin sein, der so freundlich des Nachts von der Decke lächelt? ;)

Man kann den ganzen Einfallsreichtum gar nicht genug würdigen, ich könnte noch zwei Seiten mit Lob vollkleistern, aber irgendwann wird es einsilbig. Hach, da gibt es noch eine Parodie auf „Mission: Impossible“ und eine Anspielung auf „The Empire strikes back“. Will hier nicht alles spoilern, sonst geht der Überraschungseffekt völlig flöten. Viel wird man eh erst entdecken, wenn man den Film einen Tag später noch mal Revue passieren lässt. Wer erinnert sich im nach hinein noch an den Querverweis des Frosches in der Bar, als er den König fragt, ob er ihn nicht von irgendwoher kennt? Der Witz funktioniert ja eigentlich erst am Ende.

Fazit:
„Shrek 2“ ist alles andere als eine Kommerzfortsetzung - er steigert die Reihe. Hoffentlich bewahrt sie sich ihre Kontinuität. Die Story ist freier, leichtfüßiger, zwangloser und lockerer gehalten. Sie funktioniert damit etwas besser als im Original. Frech wird mit Hollywood und einmal mehr Disney und seinen Aushängeschildern abgerechnet. Das Gagfeuerwerk hat eine noch höhere Frequenz, die Charaktere, vor allem der Gestiefelte Kater, sind zum Knuddeln und die Filmparodien lassen das Zwerchfell erbeben. Die Jungs und Mädels von Dreamworks haben hier eigentlich alles richtig gemacht. Tolle Show mit viel Charme. Ich fand’s arschgeil... König Arthur und die Tafelrunde dürfen antanzen!

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