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Die besten Geschichten schreibt das wahre Leben

Angesichts der Schwierigkeiten von Drehbuchautoren, sich ein ums andere Mal begeisternde Geschichten auszudenken, die dann für große Kinoerfolge und gelungene Abende sorgen, fragt man sich schon mal, warum nicht mehr Wert auf Geschichten gelegt wird, die sich tatsächlich zugetragen haben. Damit ist nicht etwa die Liebesgeschichte zwischen Manfred und Gabi gemeint, die sich völlig belanglos im Nachbardorf zugetragen hat, sondern die große Tragödie mit einer Grundhandlung rund um das Leben, die Verzweiflung angesichts des Todes und das Hinauswachsen über sich selbst. Immer gut auch, wenn moralische Komponenten mit einfließen dürfen, denn dann fragt man sich nach dem Film gerne auch im Rahmen einer kleinen Gesprächsrunde, wie man selbst wohl in einer solchen Situation reagiert hätte.

Und die Situation ist wirklich beklemmend. Basierend auf tatsächlichen Ereignissen wird die Geschichte eines Rugbyteams erzählt, welches mit dem Flugzeug irgendwo in den Anden abstürzt. Die wenigen Überlebenden hoffen zunächst auf Rettung, als die aber nicht kommt und die Nahrungsvorräte ausgehen, sind sie vor eine weitreichende Entscheidung gestellt. Um sich selbst retten zu können, brauchen sie Kraft, aber dazu auch Nahrung – darf man also seine toten Freunde essen? Sehr behutsam nähert sich der Film diesem heiklen Thema und zeigt dann, daß man nie aufgeben darf, denn nur durch den Zusammenhalt in der Gruppe und die Stärke einzelner gelingt es, Hilfe herbeizuholen. Die Strapazen indes müssen unmenschlich groß gewesen sein, zumal die Gruppe auch noch mit einer Lawine zu kämpfen hat und nach und nach enge Freunde vor den Augen der anderen sterben.

Man hat auf bekannte Gesichter verzichtet, einzig Ethan Hawke, noch ziemlich am Beginn seiner Karriere, darf auf gewisse Leinwanderfahrung verweisen. Ansonsten sehen wir junge Menschen. Die sehr realitätsnah die furchtbare Situation durchleiden. Schnell ist auch beim Betrachter eine beklemmende Grundhaltung erreicht, denn das Schicksal und die Verzweiflung der Menschen sind hautnah nachvollziehbar. Das sehr heikle Thema des Kannibalismus wird hier auf sachte und vorsichtige Weise betrachtet, ohne sich in Schauwerten zu ergehen. Ganz nebenbei sind die Effekte des Flugzeugabsturzes und der Lawine unglaublich gut hingetrickst worden, die Musik dient nur als sanfte Untermalung des Geschehens, welches nie plakativ dargestellt wird, Spannend von Anfang bis Ende, mit einer sehr nachdenklich stimmenden Grundnote ist diese Story aus dem wahren Leben ein wunderbares Beispiel für die Macht des Kinos, den Zuseher zu berühren, zu bewegen und nachdenklich zu stimmen – 9/10.

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