Bei diesem doch eher einfallslosen Titel, hatte ich schon fast die Befürchtung es könne sich um einen weiteren, sich ewig hinziehenden und mit sterilen Schauspielern ausgekleideten Film um's Überleben handeln.
Mal abgesehen von der von John Malkovich eingeleiteten Erzählsequenz, wird man diesen Eindruck die ersten 20 Minuten auch nicht mehr los, da dem gewohnten Schema von fader Charaktereinleitung, Situationsverdeutlichung und diversen zwischenmenschlichen Beziehungen strikt gefolgt wird.
Dann, nachdem das Flugzeug ziemlich authentisch abgestürzt ist und die Passagiere, unter ihnen Ethan Hawke der seine Rolle als mentaler Anführer gut rüberbringt, langsam ihre Situation begreifen, beginnt der Unterhaltungsfaktor stetig zu steigen.
Man verzichtet darauf dem Zuschauer jetzt einen strahlenden Helden zu kredenzen. Wahre Stärke zeigt sich eben erst, wenn der Mensch der Natur ausgesetzt ist. Und hier wollen selbst sargnagelharte Footballspieler ganz schnell zu Mami zurück und eine warme Milch trinken. Zwar versucht der Kapitän des Teams seine Recken und Mitmenschen anzutreiben und zu organisieren, doch auf Dauer gelingt ihm das auch nicht.
Einer nach dem anderen geht an der entsetzlichen Kälte zugrunde.
Nach Wochen der Quälerei beschließen Roberto (Josh Hamilton) und Nando (Ethan Hawke) das Heck des Flugzeugs zu finden, in welchem sie ein Funkgerät vermuten. Erste Versuche, die steilen Hänge und Felsen der Anden zu besteigen bleiben ohne Erfolg, da man mit ein wenig Rotwein und Schokolade als Proviant nicht gerade gestärkt dem Berg ins Auge blicken kann.
Nando ist es, der als erster den Gedanken erfasst die Toten als Nahrung zu nutzen ...
Der Film gibt mit seiner äußerst authentisch dargestellten Geschichte, den Glanzleistungen der Schauspieler und dem gelungenen Score einen "wahren" Einblick in eine solche Situation. In vielen Situationen versetzt man sich in die hoffnungslose Lage der Überlebenden und spürt die Kälte der Anden förmlich auf der Haut. Man sollte kein Meisterwerk erwarten, da es derlei Geschichten nun wirklich schon zu hauf gab und man hierbei auch eigentlich nicht auf irgendwelche Sozialkritik oder tiefgreifende Philosophie trifft. Trotz allem ist der Film perfekt für einen gemütlichen Videoabend bei prasselndem Kaminfeuer.
[SPOILER]Denn, wenn gegen Ende Nando und Roberto mit letzter Kraft die grünen und teils noch von Schnee bedeckten Täler Chiles erreichen, am See in den Bergen stehen und die unglaubliche Schönheit der Natur betrachten, die sie zuvor noch auf's Härteste in die Knie zwang, begreift man, wieso Überlebende eines solchen Unglücks oder auch Bergsteiger von einer "Berührung mit Gott" reden, die eine solche Situation so prägend und menschlich so radikal verändernd macht.[/SPOILER]