So launisch kann Geschichte sein. Mit Augustus hatte das Römische Reich noch einen der weisesten und größten Staatsmänner aller Zeiten zum Kaiser. Nach seinem Tod kam ein gewisser Tiberius (hier Peter O'Toole) an die Macht. Zu Beginn seiner Regentschaft handelte er noch ähnlich weise wie sein Vorgänger und man dachte dieses goldene Zeitalter würde noch fortbestehen. Doch in Wirklichkeit begann der Anfang vom Ende. Tiberius verfiel dem Alkohol und der Paranoia und sein Enkel Gaius beauftragte einen gewissen Marcus ihn zu töten. Gaius, der später auch Caligula ("Stiefelchen") genannt werden sollte, wurde der Thronfolger und wurde anfangs auch geliebt, weil er ähnliche Verhaltensmuster andeuten ließ, wie einst Augustus.
Doch genau so launisch wie die Geschichte ist eben auch dieser Caligula. Seine Amtszeit sollte zu einer der schrecklichsten Tyranneien werden, die die Menschheit je gesehen hat. Sex-Orgien und ungerechtfertigte Hinrichtungen standen an der Tagesordnung. Caligula profilierte sich nicht durch weises Herrschen, sondern durch Amtshandlungen wie z.B. die Beförderung seines Lieblingspferdes zum Konsul oder Schlachten gegen Gegner, die gar nicht anwesend waren ("Schlacht gegen Britannien").
Schließlich brachte er das Fass zum überlaufen, als er Senatoren massenhaft hinrichten lies. Dies endete in der Charea-Verschwörung (an der u.a. auch Lepidus, Agrippina und der Philosoph Seneca beteiligt waren) und in Caligulas Ermordung.
Eigentlich ein Handlungsstoff für einen recht interessanten Film. Nur leider hat sich Regisseur Tito Brass fast ausschließlich auf das Thema Sex beschränkt, als auf die Komplexität in der Personenkonstellation. Man bekommt nur ein stark begrenztes Bild der römischen Lebens mit, da sich in Brass' Darstellung alles nur auf die Person Caligula beschränkt, weil man eben immer nur ihn mit seinen Frauen sieht.
Natürlich ist es auch mal erfreulich einen Sandalenfilm zu sehen, der die damalige Wirklichkeit schonungslos darstellt, ohne gleich in einen Porno auszuarten, doch das dargestellte Spektrum ist zu schmal. Man kann sich keine wirkliche Meinung bilden. Beispielsweise wäre es auch erfreulich gewesen, die Machenschaften der Untergrundbewegung genauer verfolgen zu können.
Das einzige, was in dem Film wirklich gut gelungen ist, ist die Ausstattung. Die ist für ein B-Movie sehr glaubhaft.
Die schauspielerischen Leistungen sind fast durchweg miserabel. Es kommt einem so vor, als wären sogar die Personen, die viel Text haben, nur Statisten, so steif agieren sie. Doch eine Ausnahme gibt es: Malcolm McDowell. Er ist unter diesen Dilettanten eindeutig hervorzuheben. Ihm ist die Rolle des Caligula auf den Leib geschneidert, wie keinem zweiten. Er war ja auch prädestiniert dafür. Nur wenige können einen Irren so gut spielen wie er.
Fazit: Ich weiß nicht recht was ich von diesem Konstrukt halten soll. Ich finde eigentlich nicht viel Gutes an dem Film. Er ist fast durchweg stinklangweilig, und wenn er mal interessant wird, ist das auf unfreiwillige Komik zurückzuführen.
Ich gebe ihm trotzdem 5 von 10 Punkten, da ich den Mut schätze einen Film zu drehen, der so minderwertig ist, aber so polarisiert und doch solch einen Bekanntheitsgrad erwirbt. Außerdem finde ich es bemerkenswert diese relativ gute Besetzung für diesen Plot zu überzeugen, womit sich beispielsweise Peter O'Toole die Blamage seines Lebens beschert hat.