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Folk-Horror-Faulfleisch

Ein tolles Triple Feature mit sowas wie „Witchfinder General“ oder „The Wicker Man“ - „Blood On Satan's Claw“ ist ein Folk-Horror-Hexenschocker der englischsten und eindringlichsten Sorte. In einem britischen Kaff gegen Ende des 17. Jahrhunderts geht eh schon die Angst vor Hexerei und Satanismus um - doch als sich vor allem die Dorfjugend immer kultischer und abartiger benimmt, mehrere Mysterien und Mordfälle sich häufen, weiß niemand außer einem strengen Richter wirklich weiter. Und beten hilft nur in sehr geringem Maße…

Wer etwa mit Eggers „The VVitch“ im letzten Jahrzehnt auf den Geschmack von mittelalterlichem Horror gekommen ist, sollte sich ruhig u.a. diesen Klassiker des Subgenres geben. Piers Haggard lässt eine teuflische Hysterie los, die noch immer in den besten Momenten manch Nackenhaare hochstehen lässt. Die religiöse Borniertheit wird gut herausgearbeitet. Der Score klimpert ungemütlich vor sich her. Die modernden Leichen und für seine Zeit durchaus blutigen Einlagen sind schön fies. Es geht auch mal freizügig ab und die unangenehme Atmosphäre zieht im Grunde unersättlich, stetig an. Die Wälder sind echt, die Akzente ebenso. Das war völlig zurecht einer der Kronjuwelen in den Veröffentlichung der britischen Schmiede „Tigon“, die sich hinter Amicus und natürlich Hammer versuchte erfolgreich zu etablieren. Und wenn man weitestgehend mit der A-Riege durch ist, sind etliche von deren Werken auch absolut entdeckenswert. „Blood On Satan's Claw“ ist halb so reißerisch wie seine einstige Indizierung und sein irreführender, deutscher Titel vermuten lassen. Er kränkelt nur deutlich an der wahrscheinlich etwas zu hohen Anzahl an Figuren, bei denen man nie richtig in Empathie und tiefere Charakterisierungen hineinkommt. Zumindest ging es mir so. Eher eine Dorfcollage der diabolischen Grausamkeiten. 

Fazit: das Blut auf Satans Krallen beginnt noch immer nicht zu trocknen… Der beste Hammer-Schocker, den Hammer nie gemacht hat?! 

P.S.: Bitte nur nicht die zu Tode rauschgefilterte deutsche 4K-Scheibe holen - da hat sich NSM nicht mit Ruhm bekleckert! Glatter als die Stirn einer Kardashian. Manche Ölgemälde wirken dagegen realer. Ein Armutszeugnis sowas abzunehmen und zu veröffentlichen. Am liebsten hätte ich mein Geld zurück. Absolut gruselig - aus all den falschen Gründen! Dabei sieht man oft genug, was für eine hohe Schärfe und Qualität das 4K-Rohmaterial hatte. Aber was NSM daraus gemacht hat und einem hier anbietet, hätte selbst ein drei Klassen schlechterer Film nicht verdient gehabt - geschweige denn ein solch wichtiger Titel! 

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