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"Blood on Satan's claw", auch genannt "Satan's skin", hat in der deutschen Fassung einen irreführenden Titel bekommen: "In den Krallen des Hexenjägers". Erstens geht es hier nicht um einen Hexenjäger im eigentlichen Sinne, sondern um einen Richter, der mehr oder weniger wider Willen zur Hexenverfolgung aufgerufen wird, und zweitens hat nicht er, sondern die von ihm zu jagende Satansbrut die Krallen an den Fingern. Und nicht zuletzt gibt es einen großen Unterschied zu Filmen wie "Hexen bis aufs Blut gequält" oder "Witchfinder General", die das Hexenjäger-Subgenre definieren: Während diese klassischen Hexenjäger-Filme die Hexenverfolgung historisch korrekt als Ergebnis einer von der Kirche angestachelten Massenhysterie darstellen, konstruiert "Blood on Satan's claw" einen realen Satanskult, der die physische Inkarnation Satans zum Ziel hat, und stellt diesem einen zunächst skeptisch-wissenschaftsgläubigen Landrichter gegenüber, der von der Realität der bösen Geisterwelt nicht leicht zu überzeugen ist. Während in den Hexenjäger-Filmen nicht die Hexen, sondern ihr Verfolger die eigentliche Schreckgestalt ist, macht man es hier umgekehrt und konfrontiert die Wissenschaftsgläubigkeit mit einem epidemisch um sich greifenden Satansglauben, der bei seinen Anhängern zu physischen Veränderungen wie dem Wachsen von Klauen, Fell (der sogenannten "Teufelshaut", daher der englische Alternativtitel) und dem Praktizieren von druidisch anmutenden Reigentänzen mit Blütenzweigen im Haar bis hin zu Menschenopfern. Dass nicht der Glaube an die Dämonenwelt durch die Wissenschaft enttarnt wird, sondern dass umgekehrt der Wissenschaftsglaube als Irrtum entlarvt wird, erleben wir auch in Peter Sasdys viel besserem Film "Hands of the Ripper", in dem ein Psychiater eine vermeintlich Besessene durch Psychoanalyse (nun ja, eine Wissenschaft war das auch nicht) kurieren will und schließlich feststellen muss, dass die Besessene tatsächlich besessen ist.

Wie auch immer - musste so etwas wirklich sein, nachdem die tatsächlichen Hexenjäger-Filme das angebliche satanische Treiben von Hexen und Hexenmeistern bereits als Wahnvorstellung eines misanthropischen christlichen Fanatismus auswiesen, der unzählige Opfer forderte? Im Angesicht der historischen Wirklichkeit scheint es nicht vertretbar, auf filmischer Ebene die damaligen, unter der Folter als Geständnis erpressten Lügengeschichten als authentisch darzustellen und einen Landrichter, der mit gezogenem Schwert Satansjüngern nachstellt, als beherzten Tatmenschen zu rühmen, durch dessen Handeln eine Dorfgemeinde vom Fluch Satans erlöst wird. Diese Kritik mag überzogen erscheinen, aber man stelle sich als Parallelbeispiel einen Film vor, in dem die über diverse ethnische Minderheiten einst verbreiteten Schauergeschichten, auf die ich jetzt nicht im einzelnen eingehen will, als tatsächliches Geschehen gezeigt werden - und sei es auch nur im fiktiven Rahmen. Geschmacklos finde ich es allemal. In den 50er Jahren wäre die Darstellung eines berechtigt handelnden Hexenjägers noch weniger ungewöhnlich gewesen, zu dieser Zeit wirkt sie schon sehr befremdlich. Kritik am Vorgehen des Richters scheint sich zwar anzudeuten, als er zur Jagd auf die Satansjünger auffordert, Hunde scharf machen lässt und ein blutiges Werk ankündigt, das eine gewisse Skrupellosigkeit erfordere. Aber als es soweit ist, zieht sich der Film feige aus der Affäre: Ein schundig-miserabel inszenierter Alibikampf führt zur Erlösung fast aller Beteiligten. Das angekündigte Blutgericht bleibt aus, und die kritische Auseinandersetzung mit dem pogromartigen Vorgehen der Dorfbewohner ebenso.

Den Film künstlerisch zu beurteilen fällt nicht leicht. Sicher gibt es einige sehr gelungene Szenen, die den Film eindeutig in die Ästhetik der späten Hammer-Produktionen einordnen: Idyllische Landschaftsaufnahmen statt klobiger Gruselschlösser, eher unbekannte Darsteller mit weichen jungen Gesichtern, ab und zu mal ein wenig Blut oder nackte Haut, so orientierte sich damals der britische Horrorfilm. Die junge Linda Hayden agiert als Hexenmeisterin sehr überzeugend. Patrick Wymark hat als knurriger Richter eine dankbare Altherrenrolle ohne besondere darstellerische Anforderungen abbekommen. Von der Ausstattung her erweist sich der Film als leicht zwiespältig. Ob Barry Andrews als strammer Landarbeiter nun wirklich eine omahafte Haube auf die Löckchen gedrückt bekommen musste? Dafür ist eine Hautoperation für die damalige Zeit effektetechnisch sauber dargestellt worden. Peinlich ist die Schlussszene, in der Patrick Wymark ein riesiges Zweihandschwert mitführt, dessen Klinge aber offensichtlich aus Dünnblech besteht und mitleiderregend auf- und abschwankt. Sowieso gleitet der Film in seiner Schlussszene in einen ungeahnten Abgrund des Trashs ab. Keine Ahnung, ob das Ironie sein soll, aber es ist eher eine Art Selbstverstümmelung.

Auch die deutsche Synchronisation hat ein gewisses Problem: Die Sprecher konnten sich partout nicht auf eine einheitliche bzw. richtige Aussprache des (zugegebenermaßen äußerst diffizilen) Namens "Cathy" einigen, den man im Film gefühlte 3000 Mal zu hören bekommt.

Szenenweise durchaus sehenswerter, aber teils auch weniger gelungener und in seiner Gesamtaussage sehr fragwürdiger Früh70er-Horror.

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