Solch einen reißerischen Titel wie “In den Krallen des Hexenjägers” hat der Film gar nicht nötig, bewegt er sich auch eher im Bereich Hexen-Horror denn Hexploitation - sprich: wo in anderen Werken wie “Hexen bis aufs Blut gequält” Hauptaugenmerk auf Foltermethoden der verblendeten Frauenhasser liegt, ist hier das Böse tatsächlich da, real. Damit unterscheidet sich der Film gewaltig von anderen “Reißern”. Atmosphäre wird hier sehr großgeschrieben, der 1970 in Großbritannien entstandene Film hebt sich auch wohltuend von den (auch großartigen) Hammer-Filmen ab, vor allem in Punkten Ausstattung und Budget wurde wirklich geklotzt was sich in einer authentisch wirkenden Inszenierung mit tollen Kostümen und Kulissen ausdrückt. Zwar spielt sich viel in Wald und Flur ab; auch ohne großen Einsatz von Nebelmaschine wird durch Weitwinkelaufnahmen und manchem Kameragimmick eine durchgängig bedrohliche Atmosphäre eingefangen. Satan ist, nachdem er quasi “ausgepflügt” wurde, allgegenwärtig - was sich in kleinen Details (wie die kaum sichtbaren Krallen einer jungen Frau) bemerkbar macht und so die phantastische Komponente des Hexenjägerfilms hervorhebt. Darstellertechnisch wird die Kindhexe von der tollen Linda Romay dargestellt, welche mit ihren damals 17 Jahren wohl für Aufsehen sorgte, ist sie in einer Szene gar nackt zu sehen - bei der versuchten Verführung eines Pastors; dort wirkt sie noch einigermaßen unschuldig, nimmt aber im Laufe des Films immer mehr dämonische Züge an. Fulci hätte seinen Spaß gehabt bei den dutzenden Close-Ups auf ihre Augen. Effekttechnisch fällt die Vergewaltigung einer 5-6-jährigen(!!!) weniger drastisch aus; die vergnügten Gesichter der besessenen Kinder ist dafür so eindringlicher und toppt die Intensität der “Kinder des Zorns” - für damalige Verhältnisse jedenfalls harte Kost. Trotz noch manchem F/X ist der Film keinesfalls spekulativ oder reißerisch, das Ende mit dem Satan (der jedoch mehr wie ein Schattenwesen daher kommt, undurchsichtig, nicht wirklich greifbar) ungewohnt zu anderen Hexenjägerfilmen. Die Darstellung dessen durch Patrick Wymark ist auch gut, Erfahrungen in diesem Genre durfte er in dem zwei Jahre zuvor entstandenen “Der Hexenjäger” sammeln; reicht nicht an Price heran, aber das ist auch ein anderer Typ von Hexenjäger. Insgesamt gesehen darf “In den Krallen des Hexenjägers” zu den besseren Genre-Vertretern gezählt werden; das sich der Film nicht in Folter suhlt vielleicht etwas “ungewohnt”, aber auch eine phantastischere Beleuchtung des Themas kommt dem zu Unrecht gescholtenem Genre gut.
7,5