Van God Los (9/10)
Vorsicht: Spoiler!
Van God los schildert, ohne Anspruch auf Genauigkeit zu haben, einige Morde von der "Bande von Venlo". Alles dreht sich um Stan, Maikel, Anna und Sef.
Stan ist der Sohn eines Zahnarztes, der seinen Vater nie sieht, seine Mutter ist die dauernd herumtrötende, aber nichts zu sagen habende keifende Ehefrau. Maikel ist ein Psychopath, hat ein aggressives Potential, genauso wie der Drogendealer Sef, ein Punker, der aber ebenso krank in der Birne ist. Dazu gesellt sich Anna, die erst die Freundin von Stan ist, dann aber mit Maikel sexuell anbändelt, von ihm schwanger wird, und letztendlich im Elend versinken wird.
"Van God Los" erhebt nicht einmal den Anspruch, authentisch zu sein, biss auf die Existenz der einzelnen Personen. Regisseur Kuijpers zeigt wohltuend wenig Gewalt, und der Aufdruck auf dem Cover "Die europäische Antwort auf Natural Born Killers" ist der absolute Dreck, und ist geeignet, einen passablen Film auf ein falsches Niveau zu heben.
Denn anders als Stone will Kuijpers nicht mit soziologischen Erklärungen hausieren gehen. Er schildert die Verbrechen ohne moralischen Zeigefinger. Und das tut dem Film auch gut, denn die Moralisierung von Stone's Film geht auf die Nerven, und dient ihm nur dazu, ordentlich Gewalt als cool zu zeigen.
Nicht so Kuijpers. Der Film hat seine intensivsten Momente nicht bei den Erschießungen. Zugegeben, diese sind so kalt und gewöhnlich rübergebracht, daß es einem übel wird. Richtig schlecht fühlt man sich erst bei Szenen, in denen Anna klar wird, daß sie ein Kind von einem Mörder bekommt, und mit Schlägen auf den Bauch dieses abtreiben will. Das macht Van God Los auch zu einem intensiveren Film. Er zeigt Abgründe auf, die einfach bestehen, und will sie nicht soziologisch werten.
Das überlässt er dem Seher, und da kann die Analyse unterschiedlich ausfallen: Stan als Mittäter, weil ihm kein Vater die Grenzen setzt, Anna als billiges Flittchen, daß nur sexuellen Spaß haben will, aber heult, als sie bemerkt, daß ihr Freund, in den sie sich verliebt hat (weil Frauen ja nunmal nicht rational eingestellt sind) ein Mörder und Psychopath ist. Und Sef, der faule Punker mit der großen Klappe, der ebenso arbeitsscheu wie kriminell ist, und immer wieder den richtigen Tip zu haben scheint.
Van God Los ist ein prima Albtraum, und zeigt, wie schnell das Leben mit falschen Freunden, einem Flittchen und ein sinnentlehrtes Leben schnell auf die falsche Bahn führen können. Kuijpers hat das Bild von Anfang an mit einem Filter grobkörnig unterlegt, und das kommt dem Film zu gute. Von Anfang an ist die gesamte Stimmung neblig, als ob der Erzähler, der ja am Ende stirbt, schon den Sinn verloren hat, bevor er überhaupt in den Strudel der Gewalt gerissen wurde.
Die beste Szene hat der Film am Ende, als der Erzähler verblutend im Bild erscheint: "Alles was man liebt, verliert man. Und nur manchmal, nur manchmal, denkt man, es könnte auch anders laufen. Das ist aber nur Schein. Und damit muß man dann leben".
Fazit: Hervorragend gespielter, nicht moralisierender Film aus den Niederlanden über die "Bande von Venlo". Gute Musik, kein Übermaß an Gewalt und erst Recht kein "europäisches Natural Born Killers" machen den Film sehenswert.
Sehenswert.