Review

Und wieder komme ich zu einem Land, dessen Filmindustrie nicht gerade bekannt ist auf der Welt. Die Rede ist von Belgien. Doch gerade diese Belgier haben einen Film auf die Leinwand gebracht, der zu Recht in Belgien ein Kassenknüller war und auch mittlerweile International hohes Ansehen genießt.


Das ist gerade noch mal gut gegangen. Kommissar Eric Vincke (Koen de Bouw) und sein Assistent Freddy Verstuyft (Werner de Smedt) sind einem Ring von Kinderschändern auf der Spur. Gerade noch mit einem blauen Auge aus einem Fall herausgekommen, müssen sie direkt in einem Mordfall ermitteln.
Zur gleichen Zeit muss der alternde Profikiller Angelo Ledda (Jan Decleir) noch zwei mal seinen Dienst antreten. Den ersten Auftrag bringt er gewohnt routiniert über die Bühne, beim zweiten scheitert er. Denn Ledda sollte ein Kind umbringen. Und so was macht selbst Profikiller Ledda nicht. Vielmehr wendet er sich gegen seine Auftragsgeber und will diese nun zur Strecke bringen. Auch Ledda kommt dahinter, dass es um mehr geht. Auch seine Auftraggeber sind im Kinderpornoring vertreten. Ledda rechnet gnadenlos ab und so dauert es nicht lange, bis Vincke und Verstuyft ihn jagen. Doch das ist nicht Leddas einziges Problem. Ledda leidet an Alzheimer und viel Zeit hat er nicht mehr....


Gut, wo fange ich an? „De zaak alzheimer“ ist ein klasse Film, soviel vorweg. Der Film behandelt ein Thema, welches wohl jeden an die Nieren gehen dürfte. Da wundert es auch nicht, dass der Film, gerade in Belgien, ein so großer Erfolg war. Jeder kennt den Fall Dutroux, der auch hier sicherlich im Hinterkopf jedes Zuschauers steckt. Auf Jef Geeraets' (ein bekannter Schriftsteller in den Benelux-Staaten) Buch basiert dieser Film von Erik van Looy. Es geht um Kinderschänder, die man selbst bis in die hohen Regierungskreise findet, sicherlich auch ein Spiegel unserer Gesellschaft. Gerade in Belgien kochte das Thema Kindesmissbrauch so hoch wie in keinem anderen Land und auch die Menschen waren und sind überzeugt, dass es nicht Einzeltäter sind, sondern noch viele andere, bekannte Menschen, dahinterstecken.

Schauspielerisch wird einem einiges geboten. Auch wenn man nicht Kenner der belgischen Schauspielerszene ist, wenn es nach Regisseur van Looy geht, hat man wohl einige belgische Stars verpflichtet. Das merkt man auch. Die beide Kommissare Vincke und Verstuyft agieren wunderbar, könnten sie auch unterschiedlicher nicht sein. Vincke ist mehr der ruhige Pol, er geht die Ermittlungen an. Verstuyft ist eher der witzige Typ, der ab und zu mal für einen Scherz gut ist, aber auch mit seiner etwas wilden Art den Fall voran bringt. Trotzdem passen beide zusammen und Verstuyft zeigt uns, was man mit den Autos derer Leute macht, die man nicht mag.
Als Gegenspieler haben wir Angelo Ledda, gespielt von Jan Decleir. Auch ihm gebührt Respekt. Er spielt den an Alzheimer erkrankten Profikiller wirklich überzeugend. Obwohl er in seinem Leben viele Menschen umgebracht hat, gilt seine oberste Maxime doch. Man tötet keine Kinder. Man vergreift sich nicht an Kinder. Warum gerade Ledda diese Einstellung hat, bekommt der Zuschauer später heraus. Auch wenn Ledda Selbstjustiz übt, kommt man nicht umher, diesen alten Mann sympathisch zu finden, wenn er gewisse Leute um die Ecke bringt

Natürlich ist der Film richtig belgisch. Hauptsprache im Film ist zumindest in der Originalfassung flämisch, und nicht etwa holländisch. Wir befinden uns nämlich hauptsächlich im belgischen Antwerpen. Doch auch das wallonische Publikum ist bedacht, denn ab und zu gibt es auch einige Gespräche auf französisch. Während Ledda und Vincke auch mal französisch miteinander sprechen, fragt sich Verstuyft nur, warum man als angehender Kommissar überhaupt französisch lernen muss. Hauptsprache ist aber weitgehend flämisch im Film.
Viel Action gibt es im Film nicht. „De zaak alzheimer“ ist ein über weite Strecken ruhiger Film, viele Actionszenen hätten zu dem brisanten Thema auch gar nicht gepasst. Dennoch, die ein oder andere Schießerei gibt es hier natürlich auch, denn schließlich haben wir hier einen Profikiller, der seinen Beruf mehr als einmal ausübt. Wer Action sehen will, greife lieber auf das Nachbarprodukt „Amsterdamned“ zurück von Dick Maas. Dort erlebt man den „Grachten-Bond“ Huub Stapel.
Das Ende mag dem einen oder anderen zu positiv erscheinen, doch irgendwie gönnt man den Kommissaren ihren Erfolg, auch wenn das Ende weitgehend offen bleibt. Was teilweise danach passiert, bleibt offen. Ob es Bestrafungen gibt, alles das erfährt der Zuschauer nicht.


Fazit: Für mich die positive Überraschung aus dem kleinen Filmland Belgien. „De zaak Alzheimer“ widmet sich einem Thema, welches heute immer noch leider aktuell ist.
Der Film zeigt die unterschiedliche Vorgehensweise zweier Berufsgruppen. Einmal die der Polizisten, einmal die eines Profikiller. Beide haben dennoch das selbe Ziel. Die Verantwortlichen sollen bestraft werden, wenn auch mit unterschiedliche Auffassungsgabe vom Wort „Bestrafung“. „De zaak alzheimer“ ist ein ruhiger Film, der mich aber nie langweilte, ganz im Gegenteil. Und wenn es nach Regisseur de Looy geht,. Gibt es vielleicht mal mehr Fälle mit Vincke und Verstuyft. Hoffentlich wird es so kommen.

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