Review

kurz angerissen*

Rohe Gewalt hat das mit „Category III“ etikettierte Kino pauschal zu bieten. Sie ist nicht per se ein Herausstellungsmerkmal von "The Untold Story", auch wenn eine Handvoll Szenen besonders kaltblütig geraten und schwer zu ertragen sind, wenn man nicht bereits durch das hiesige Torture-Kino abgestumpft ist. Sofern man dem Kriminal-Thriller jedoch eine lang anhaltende Wirkung zugestehen möchte, findet man sie vermutlich eher in der gehetzten, linearen Erzählstruktur, die für Täter und Opfer kein Zurück ermöglicht, in der faszinierenden Portraitierung des psychopathischen Serienkillers durch Anthony Wong und natürlich in dem realen Hintergrund der Geschichte.

Ausgelöst werden die Momente der Eskalation durch Situationen, in denen zwar Emotionen aufkochen, die aber für das theatralische Hongkong-Kino alltäglich sind und ebenso gut aus einer Komödie stammen könnten: Spielsteine fliegen in die Luft, als die Spieler sich gegenseitig zu beschimpfen beginnen, Arme gestikulieren wild, als die Bedienung kündigen möchte, es wird lautstark geflucht, als der Familienfrieden am Abend gestört wird.

Dann aber übernimmt der Psychopath das Steuer. Hauptdarsteller Wong spielt ihn mit einem permanenten Ausdruck des Ekels gegenüber der Menschheit auf dem Gesicht. Die Mundwinkel stets nach unten verzogen und die Nase gerümpft, lässt er schon in den Szenen bei Tage in der Öffentlichkeit durchscheinen, welche Gedanken ihn umtreiben. Dass viele seiner Opfer schließlich als Fleischbällchen enden, ist die logische Konsequenz seiner Perspektive auf seine Mitmenschen. Der Suspense schwillt dort an, wo man ihm an der Nase ablesen kann, was er in diesem Moment am liebsten mit seinem Gegenüber anstellen würde, ohne dass man genau wüsste, wann es tatsächlich so weit ist.

Die Vertreter des Gesetzes werden einmal mehr als undisziplinierter Haufen gezeichnet, eine infantile Truppe Mannskindern und Frauen, die sich ihres eigenen Werts nicht bewusst sind. Als die Parallelmontage zwischen dem Treiben des Killers und dem Klamauk in der Polizeistation angeleiert wird, kann man sich jedenfalls nicht sicher sein, dass das Gute am Ende gewinnen wird.

Und doch scheut sich das Skript nicht, die beiden Handlungsstränge schnörkellos zusammenzuführen, noch lange bevor der Zuschauer den Abspann sieht. Man kann das ebenso konsequent wie dramaturgisch ungeschickt finden, vegetiert die Situation nach der Konfrontation zwischen Täter und Polizei doch nur noch vor sich hin. Dabei ist es gerade die letzte halbe Stunde, die den Realismus noch einmal vor Augen führt in all ihrer Ausweg- und Trostlosigkeit.



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