Neulich, beim Chinesen… – 18.10.2007
Kennen sie, lieber Leser, es nicht auch, dieses ungute Gefühl beim Durchblättern der Speisekarte in einem chinesischen Restaurant Ihrer Wahl? Unglaublich viele Seiten, phantasievolle Namen, doch was dann auf der heißen Platte serviert wird, sieht immer ein bißchen einheitlich aus und schmeckt auch gerne mal belanglos. Man bestellt sich dann die Platte der sieben Köstlichkeiten, bekommt aber die Platte der sieben Grausamkeiten…es wäre doch schön, wenn sich der Chinese um die Ecke auf seine traditionelle Kochkunst besinnen würde, nur wenige Speisen auf der Karte wären, die dafür aber von unvergleichlicher Qualität…so wie die kleinen Köstlichkeiten im Lokal von Anthony Wong, der mit großer Brille und irrem Blick das Zepter in seinem Takeaway schwingt. Doch die Zutaten dieser Fleischbällchen sind reichlich unappetitlich…
Denn Wong verwurstet, was ihm unter die Finger kommt. Wegen Mordes gesucht, flüchtet er kurzerhand in eine andere Stadt, tötet den Vorbesitzer seines Lokals und hofft, friedlich leben zu dürfen. Leider werden aber Leichenteile an den Strand gespült, und die örtliche Polizei kommt nach einiger Zeit dem Herrn Wong auf die Spur. Dieser aber ist hart im Nehmen und widersetzt sich der Befragungstechnik der Polizei, trotz Folter…doch irgendwann bricht auch der härteste Mann zusammen, und nach einem mißlungenen Selbstmordversuch ist es vorbei mit der Zurückhaltung. Wong gesteht seine Missetaten, und wir unbedarften Zuseher, die bis jetzt noch durchgehalten haben, werden angesichts der nun geschilderten und natürlich auch en detail gezeigten Grausamkeiten auf eine harte Probe gestellt…
Man darf diesen Film nicht nach westlichen Maßstäben beurteilen, denn als Serienkillerstreifen funktioniert er nur bedingt. Das ist vor allem der Darstellung der Polizei geschuldet, die eher als Komikertruppe daherkommt denn als ernsthafte Ermittler. Der Chef hat gerne zwei Huren im Schlepptau, und angesichts der Verhörmethoden empfiehlt sich beim nächsten Chinabesuch der Pfad der Legalität – man möchte auf gar keinen Fall eine Zelle mit einem anderen teilen müssen. Doch der harte und in Sequenzen widerlich realistische Streifen hat dank Herrn Wong einen Hauptdarsteller zu bieten, dem man den skrupellosen Mörder sofort abnimmt. Die Geschehnisse im und rund um das Lokal sind dank dieser Besetzung echt harter Tobak, man fragt sich natürlich schon, ob es Morde an Kindern auf der Leinwand braucht…schaut aber nicht weg, wenn auch diese Opfer unters Beil des Herrn Wong kommen. Nein, der Film ist ganz sicher nicht für jedermann geeignet, Vergewaltigung, Mord und Zerstückelung sprengen schon die Grenzen, aber dafür ist dieser Schocker auch bekannt. Richtig fesselnd und deprimierend wäre er ohne den überflüssigen Humor geworden, aber so sind sie halt in Hongkong, man muß das nicht verstehen…7/10.