Macao, 1986 : am Strand findet eine Gruppe von Beamten um Officer Lee (Danny Lee) eine Tüte mit abgetrennten Körperteilen. Eine Analyse der Fingerabdrücke zeigt, dass es sich um Körperteile der älteren Dame Chen Lei Chun handelt. Sie war genau wie ihr Sohn Chen Lam, der Inhaber eine Restaurants war, kürzlich spurlos verschwunden. Der neue Besitzer des Restaurants, der zwielichtige Wong Chi Hang (Anthony Wong), behauptet, er habe den Vorbesitzer ausgezahlt und dieser sei daraufhin samt seiner Familie ausgewandert. Doch in Wahrheit ist alles ganz anders...
Der Cat III – Knaller „Untold Story“ ist genau das Gegenteil der aalglatten Hollywood- Hochglanzprodukte : aus jeder Pore versprüht der Film jenen schmierig-sleazigen Charakter, den wir Splatterfreunde so lieben und welcher schon viele Frühwerke der 70er und 80er Jahre so auszeichnete. Ausserdem zeigt der Film die Vorliebe der Hong Kong – Filmemacher für ausufernde Brutalitäten, die häufig kaum eine westliche Zensurbehörde ohne entstellende Schnitte und Kürzungen durchlaufen : gerade zum Ende hin ist der Film von einer kaum zu ertragenden Brutalität. Es ist schon ein riesiger Unterschied, ob man einen zwar blutigen aber nicht Ernst zu nehmenden Fun-Splatterstreifen a la „Story of Ricky“ sieht, oder ob man als Zuschauer hautnah dabei ist, wenn ein gefühlskalter Mörder des Geldes wegen eine ganze Familie (samt kleiner Kinder !) auf das grausamste niedermetzelt. Gerade die explizite Darstellung der Ermordung der kleinen Kinder mit Messer und Hackbeil sind auch in Splatterkreisen (berechtigterweise !) äusserst umstritten. Aber nicht nur die drastische Darstellung der Morde, sondern vor allem auch Anthony Wong’s grossartige Darstellung des kaltblütigen Wong Chi Hang lässt den Film hart erscheinen : Wong spielt die Rolle nicht nur, er geht voll in ihr auf und wurde für diese Darstellung zurecht in Hong Kong mit Preisen überhäuft. Wong Chi Hang ist nicht nur im Umgang mit anderen Personen nicht zimperlich, sondern geht auch rabiat gegen sich selbst vor : er unternimmt beispielsweise einen Selbstmordversuch, indem er sich die Unterarme aufschneidet und sich die Pulsadern durchbeisst.
Doch man sollte den Film nicht nur auf die gezeigten Brutalitäten reduzieren, denn er hat einiges mehr zu bieten : eine für das geringe Budget (der Film soll unter 200000 Dollar gekostet haben !) ordentliche Ausstattung, eine Kameraarbeit, die dem Film zeitweise dokumentarischen Charakter verleiht (was sicherlich auch beabsichtig war, da der Film angeblich auf einer wahren Begebenheit beruhen soll), und eine musikalische Untermalung die im positiven Sinne an den Nerven zerrt. Trotz der simplen handwerklichen Mittel ist es Regisseur Yau gelungen, dem Zuschauer das unbehagliche Gefühl zu vermitteln, dass das Gezeigte tatsächlich so passiert sein könnte und man selber in der Situation der Opfer hätte sein können, denn Typen wie Wong Chi Hang könnte es überall auf der Welt geben...
Einen grossen Wehmutstropfen gibt es in dem Film dann aber doch; das ist die Darstellung und die Handlungsweisen der ermittelnden Beamten um den ständig eine Sonnenbrille tragenden und ein paar Nutten im Arm führenden Officer Lee (alias Danny Lee) : äusserst slapstickhaft gehen die Beamten zu Werke und treten in so gut wie jedes Fettnäpfchen. Diese slapstickhafte Darstellung ist aus vielen asiatischen Filmen bekannt, gerade in „Untold Story“ aber passt sie überhaupt nicht. Da kann es auch kein Argument sein, dass Regisseur Yau mit diesem komödienhaften Element einen Gegenpol zu den von Wong Chi Hang verübten Grausamkeiten bilden wollte um dem Film etwas von seinem Schrecken zu nehmen. Schon in anderen Filmen ist dieses Stilmittel fehlgeschlagen (man denke mal nur an die ermittelnden Beamten im dem Rape&Revenge – Klassiker „Last house on the left“), zumal auch hier die Polizisten einfach nur dümmlich agieren.
Ein grosses Lob gilt dem Uncut-Label „Raptor“, welches den Film endlich ungeschnitten herausgebracht hat (was einen noch höheren Stellenwert durch die Tatsache bekommt, dass der Film sogar in Hong Kong geschnitten war). Extra für diese Veröffentlichung wurde eine deutsche Synchronisation eingesprochen; sie ist insgesamt durchaus akzeptabel, wobei aber gerade im letzten Viertel die Schimpfwörter etwas Überhand nehmen und fast jedes zweite Wort ein Kraftausdruck ist (unter anderem wird eine Frau als „Pissnelke“ tituliert !) – ich habe leichte Zweifel, ob das vom Regisseur wirklich so gewollt war, ich kann mich aber auch täuschen.
Fazit : „Untold Story“ ist ein an sich simpler, aber spannender und durchaus emotionaler packender Splatterfilm aus Fernost. Gerade im letzten drittel der Laufzeit wird der Film seinem Ruf gerecht, einer der härtesten CAT III – Filme zu sein.