„The Wild Bunch“ – ein Western von Hollywood-Outlaw Sam Peckinpah. Was da 1969 auf das Publikum losgelassen wurde, hatte nicht das Geringste mit dem typischen, verklärenden US-Western zu tun. Peckinpahs Film um eine Bande alternder Gangster, die noch einmal – gejagt von einem ehemaligen Weggefährten – gemeinsam loszieht, ist einerseits Desillusion pur, birgt andererseits in seiner nihilistischen Ausrichtung aber auch viel ungeschönte Lebensfreude und Sympathie für die „Gesetzlosen“, so dass der Zuschauer kaum umhin kommt, sich mit ihnen zu identifizieren. Glorifiziert wird dabei allerdings gar nichts, die moralisch fragwürdigen Entscheidungen kommen als ebensolche auf dem Fernsehsessel an und wirkliche Auswege aus den mit zunehmendem Alter immer unwirtlicher erscheinenden Lebensentwürfen werden nicht angeboten. „The Wild Bunch“ ist kein versöhnlicher Film, was er bereits dadurch unter Beweis stellt, dass er den unbedarften Zuschauer direkt ins kalte Wasser respektive eine überlange, blutige, viele sinnlose Opfer fordernde Schießerei wirft. Zunächst ist es nicht ganz einfach, den Überblick über die verschiedenen Gruppen und Charaktere zu bewahren, was sich mit zunehmender Spieldauer, die auf einen spektakulären und intelligent durchgeführten Zugüberfall hinsteuert, aber bald ändert. Die Bande hat sich nach Mexiko begeben, wo sie einem verbrecherischen Militärgeneral begegnet und einen Auftrag von ihm annimmt. Ein Umstand, der übrigens zu einem nicht unbeträchtlichen Anteil mexikanischer Folklore am stimmigen Soundtrack führt. Letztlich steuert die Handlung unweigerlich auf ein wahres Massaker hin, das die Eröffnungssequenz in Sachen Brutalität noch einmal überbietet. Doch ist es mitnichten nur die für einen US-Western ungewöhnlich herbe Gewaltdarstellung, die an „The Wild Bunch“ fasziniert. Neben der interessanten, fesselnden Geschichte sind es die vielen Symbole, die Peckinpah in den Film integriert hat, die die pessimistische Grundhaltung bestätigen und gleichzeitig die Gewaltspirale zu erklären versuchen. Und über dem Spiel der hervorragenden Darsteller liegt immer eine gewisse Wehmut, die in einem mir Gänsehaut verursachenden Schluss des Films mündet. Ich hätte mir vielleicht noch gewünscht, die einzelnen Charaktere noch etwas besser kennenzulernen, doch, wer weiß, vielleicht wäre durch einen noch stärkeren Bezug „The Wild Bunch“ schlicht unerträglich geworden. Durch seine kritische Grundhaltung und Eigenständigkeit sollte Peckinpahs Meisterwerk auch für alle Italo-Western-Freunde vorbehaltlos zu empfehlen sein, die einen Franco Nero einem John Wayne vorziehen. Verdammt großes Kino.