Zu Jackie Chans kommerziell erfolgreichen Filmen der jüngeren Vergangenheit gehört unter anderem auch die Shanghai-Reihe, mit Buddy Owen Willson. Der Mix aus moderner Actioninszenierung verpackt in einem klassischen Abenteuerfilm mit dem asiatischem Superstar Jackie Chan in der Hauptrolle war zwar an sich wenig spektakulär, sorgte aber immerhin für gute Familienunterhaltung. Die Kombination aus Historie und asiatischer Kung Fu Action wurde nach dem selben Muster auch auf Chans folgende Hollywood-Produktion "In 80 Tagen um die Welt“ angewendet.
Vom klassischen Jule Verne Stoff aus dem Jahre 1873, auf dem der Film zumindest in vagen Ansätzen basiert, ist erwartungsgemäß nicht viel geblieben. Eines sollte daher von vornherein klar sein, wer eine ernstgemeinte Romanverfilmung erwartet ist hier fehl am Platz. Trotz, oder gerade wegen des üppigen Budgets von rund 110 Millionen US-Dollar, sollte eine brauchbare Adaption des Buches mit vielen abwechslungsreichen Schauplätzen dennoch für kurzweilige Unterhaltung sorgen. Das dem leider nicht so ist wird ziemlich schnell klar, weshalb dieser filmische Erguss sicher zu den größten Enttäuschungen des Jahres 2004 zählt.
Die Geschichte bemüht sich anfangs noch an dem klassischen Ausgangsstoff festzuhalten und widmet sich neben der Weltumrundung vor allem den beiden Hauptprotagonisten Phileas Fogg (Steve Coogan) und seinem Kammerdiener Passepartout (Jackie Chan). Der Erfinder Fogg geht nach vielen gescheiterten Versuchen, mit seinen wissenschaftlichen Errungenschaften bei der Forscherelite anklang zu finden eine Wette ein: Er verspricht als erster Mensch die Welt in der unglaublichen Zeit von 80 Tagen zu umrunden. Dafür riskiert er nicht nur seinen Ruf sondern auch seine Existenz als Wissenschaftler. Auf der abenteuerlichen Reise über die Kontinente werden ihm immer wieder Steine in den Weg gelegt, die dekadenten Wissenschaftler Großbritanniens versuchen obendrein seinen Plan zu sabotieren…
Die soweit bekannte Geschichte wird hauptsächlich getragen von Chan und Coogan, wobei der eigentliche Star des Filmes Jackie Chan als Diener nicht immer so in Szene gesetzt wird wie dies vielleicht wünschenswert wäre. Chan und Coogan ersetzen die typische Buddy-Konstellation anderer Filme (Chan & Willson, Chan & Tucker), wobei die beiden nicht mal ansatzweise so gut harmonieren. Coogan erweist sich als echter Langweiler der seiner Rolle kein bisschen Profil verleihen kann, vom charismatischen Wissenschaftler ist jedenfalls recht wenig zu sehen. Der verzweifelte Versuch diese Unzulänglichkeiten mit aufgesetzten Parodien auszugleichen geht leider nicht auf, denn Coogan erweist sich als echte Spaßbremse. Chan auf der anderen Seite schlägt sich dank gelungener Situationskomik und Slapstick-Einlagen zwar verhältnismäßig wacker, läuft aber auch nur selten zu der Hochform auf die man sonst von ihm gewohnt ist. Schuld sind zum einen sicher das Alter des nicht mehr ganz so taufrischen Actiondarstellers, aber auch die wenigen guten Gags die ihm hier auf den Bauch geschrieben werden.
Ein Armutszeugnis ist auch die Ideenlosigkeit der Autoren, die für sich spannende Geschichte der Weltumrundung so zu erzählen dass sie einigermaßen mit der Literatur übereinstimmt. Man kann mutmaßen das dies beabsichtigt war, dennoch passt die eingefügte Nebenhandlung um den gestohlenen Jade-Budda überhaupt nicht ins Konzept. Gerade aber die Einbeziehung böser chinesischer Intriganten und Killerbrigaden, sowie ein Ausflug in Passepartouts Heimatdorf ist irgendwie nicht das Gelbe vom Ei. Immerhin beschert dieser etwas eigenwillige Genremix zumindest für kurze Zeit passable Unterhaltung, die auch den alteingesessenen Jackie-Fans schmecken dürfte.
Zwar handelt es sich hier in erster Linie um einen Abenteuerfilm, dennoch oder gerade wegen der Besetzung von Jackie Chan darf aber etwas fernöstliche Action in Form von munteren Prügeleien und furiosen Stunts nicht fehlen. Leider ist „In 80 Tagen um die Welt“ auf diesem Gebiet ein echter Reinfall und kaum der Rede wert. Spektakuläre Stunts wie sich Jackie in früheren Tagen präsentiert hatte, sucht muss man mit der Lupe suchen und werden Chan nur selten gerecht. Jetzt zu sagen das Jackie etwas zu alt für halsbrecherische Action ist wäre etwas zu einfach, das er durchaus noch drauf hat stellte er im selben Jahr recht eindrucksvoll in New Police Story unter Beweis. Auch in Sachen Martial Arts wird ein paar Gänge zurückgeschalten, denn eigentlich gibt es nur eine Szene die an dieser Stelle überhaupt einer Erwähnung wert ist. Gemeint ist der gelungene Schlagabtausch im chinesischen Dorf, bei dem Jackie durch seinen alten Weggefährten Sammo Hung unterstützt wird. Fans wird’s freuen die Beiden einmal wieder gemeinsam auf der Leinwand zu sehen, auch wenn es nur ein kurzes Intermezzo ist. Mit Daniel Wu, ebenfalls als Gegenspieler von Jackie in New Police Story zu sehen, gibt es außerdem kurzzeitig einen Rivalen der recht ordentlich austeilen kann. Jackie setzt sogar wie in früher Jugend wieder eine Holzbank als Hilfsmittel ein, da werden Erinnerung an The Young Master wach. Immerhin ein kleines Highlight, in einem ansonsten actiontechnisch ernüchterndem Film.
Dennoch bleibt am Ende die berechtigte Frage, wofür denn bitteschön das riesige Budget verbraten wurde. Zum Vergleich: Trotz nicht minder aufwendiger Ausstattung und Sets, sieht Shanghai Knights genauso gut aus und hat gerade mal die Hälfte gekostet. Die Kulissen die während der Weltreise als Schauplatz dienen, sind dabei oftmals noch nicht einmal sonderlich aufregend und bestehen allzu oft aus simplen Studiokulissen wie etwa die Türkei und Indien-Sets. Die wahre Pracht der Erdumrundung wird nur selten angemessen gewürdigt, wie z.B. einige recht gelungene Aufnahmen in China.
Offenbar wurde das Geld lieber für die zahllosen Gastauftritte und Cameos von Hollywoods Schauspielerriege zum Fenster rausgeschmissen. Da wären z.B. Ulknudel Owen Wilson, besser bekannt als Jackies Partner in den Shanghai-Filmen, John Gleese oder Macy Gray. Bekannteste Nebenrolle dürfte aber zweifelsohne die von Arnold Schwarzenegger sein, der hier in seiner letzte Filmrolle vor der Wahl zum kalifornischen Gouverneur zu sehen ist. Einen lachhafteren Abschied hätte Schwarzenegger, der hier einen türkischen Prinz spielt, wohl kaum präsentieren können. Mal abgesehen von der bescheidenen Schauspielleistung sieht Schwarzenegger einfach selten dämlich mit Mähnenperücke aus. In gewisser Weise demontiert er seinen Ruf als unantastbarerer Actionheld hier selbst etwas, worauf der Film sogar anspielt. Der Auftritt erinnert irgendwie an Schwarzeneggers erste Gehversuche in Hollywood wie Herkules in New York - einfach nur peinlich!
Fazit:
Wieder ein mittelmäßiger Jackie Chan Film mit ungünstiger Buddy-Konstellation. Zwar lehnt sich „In 80 Tagen um die Welt“ zeitweise recht passabel an die Shanghai-Reihe an, es fehlt aber einfach an der persönlichen Note und einen akzektablen Co-Darsteller der mehr zu bieten hat als der Langweiler Steve Coogan. In punkto Action wird dieser Streifen einem Jackie Chan Film nur selten gerecht, bringt dank häufiger Locationwechsel die Zeit aber ganz zügig über die Runden. Die Zielgruppe ist ein deutlich jüngeres Publikum als in früheren Chan-Actionfilmen, weshalb insbesondere die erwachsenen Fans mit dem Ergebnis wohl kaum zufrieden sein dürften.
Schon allein wegen dem oberpeinlichen Gastauftritt von Arnold Schwarzenegger sollte man sich aber vielleicht doch die Zeit nehmen, diesen insgesamt enttäuschenden Abenteuerfilm auf sich wirken zu lassen.