„Ich hab‘ genug von Ihrem süffisanten Ton!“
Der zwölfte Münchner „Tatort“ um Kriminalhauptkommissar Melchior Veigl (Gustl Bayrhammer) verschlägt diesen ins Schauspieler(innen)-Milieu. Der österreichische Regisseur Georg Marischka („Plonk“) verfilmte im Januar und Februar des Jahres 1979 ein Drehbuch Hans Rieslings, die Erstausstrahlung erfolgte am 6. Mai 1979. Leider blieb „Ende der Vorstellung“ Marischkas einziger Beitrag zur öffentlich-rechtlichen Krimireihe.
Die Schauspielerin Andrea Bäumler (Claudia Demarmels, „Theo gegen den Rest der Welt“) wird in ihrem Appartement ermordet aufgefunden. Sie zählte zum Ensemble eines renommierten Münchner Theaters, in dessen Kreisen Kommissar Veigl die Ermittlungen aufnimmt. Die Tote war mit dem prominenten Schauspieler Carl Liebold (Robert Freitag, „Der längste Tag“) befreundet, der aber mit ihrer Cousine, der jungen Johanna Prasch (Sabine von Maydell, „Das Netz“), zusammenlebt. Die heißeste Spur indes führt zum Kleinkriminellen Toni Inninger (Werner Asam, „Die Teufelsbraut“), der relativ kurz nach der Tat aber Selbstmord in seinem Auto begangen zu haben scheint. Veigl jedoch hat den Verdacht, der Suizid könnte fingiert gewesen sein, und beißt sich weiter in diesem Fall fest, wobei er immer wieder eine lästige Journalistin abschütteln oder gar austricksen muss…
Eine Polizeiszene zu Beginn entpuppt sich als Teil einer Theateraufführung. In jenem Theatermilieu spielt dieser „Tatort“ dann zunächst auch eine ganze Weile und es dauert entsprechend, bis Veigl die Szenerie betritt. Dieser ist recht grantelig gestimmt und liefert sich mit dem diesmal wesentlich prominenter als Lenz (Helmut Fischer) vertretenen Brettschneider (Willy Harlander) einige verbale Kabbeleien. Eine Vielzahl an Figuren wird eingeführt, was den Fall zunächst sehr undurchsichtig erscheinen lässt, der Mord indes wird nicht gezeigt.
Was das Zeug zu einem drögen „Laberfall“ gehabt hätte, gerät unter Marischkas Regie aber – außerhalb der in deutschen Amtsstuben spielenden Szenen – zu einem anschaulichen Beispiel für ausgeprägten Stilwillen, denn „Ende der Vorstellung“ überrascht mit einem betont modernen Look, der mit Discoszenen, Arcade-Automaten, bunten Haaren, Micky-Maus-T-Shirt und nicht zuletzt frischer Musik die 1980er vorwegzunehmen scheint. Mit zunehmender Laufzeit lässt sich nicht nur passabel miträtseln, sondern das Verhalten der handelnden Figuren auch immer besser einordnen, bis ein Geständnis mit Rückblenden gegen Ende alles aufdröselt und ein dramatisches Finale folgen lässt, nach dem die Polizei gewissermaßen nur die halbe Miete einfährt.
Zuweilen wirkt diese Episode zudem ein wenig wie eine Abrechnung Marischkas mit der Schauspielzunft, die hier in ihrer Eitelkeit und Arroganz nicht immer gut wegkommt. Ein Hingucker ist Sabine von Maydell mit ihrer kecken Kurzhaarfrisur. Sicherlich gibt es spektakulärere „Tatorte“, und natürlich wäre hier auch von allem noch mehr drin gewesen, aber unterm Strich bietet „Ende der Vorstellung“ mehr als solide Krimikost, in deren Zuge Veigl der als nervig und aufdringlich gezeichneten Presse ein schönes Schnippchen schlagen und damit seine taktische Klugheit ausspielen darf.