Wenn Burton morbides inszeniert, wissen wir spätestens seit "Batman", dass ein Spitzenfilm dabei rauskommt. Mit "Sleepy Hollow" setzte er noch einen drauf und präsentiert eine der stimmungsvollsten Gruselgeschichten der letzten Jahre.
Die Story um einen hessischen Reiter ohne Kopf ist im ausgehenden 18.Jahrhundert angesiedelt, eine klassische Schauermär, die optisch derart raffiniert umgesetzt wurde, dass man vom hinsehen gar nicht genug bekommen kann. Vernebelte Wälder, einsame Friedhöfe und zu guter letzt eine Windmühle sind die typischen Schauplätze, die hier in wunderbar düstere Dekorationen verpackt wurden.
Die Atmosphäre ist damit unschlagbar, wenn der Hesse wieder tötet und mit Krawall auf die Kamera zugeritten kommt, könnte man immer wieder eine Gänsehaut bekommen. Die Tötungen fielen übrigens für einen Mainstreamer ungewöhnlich hart aus, der Leitspruch "Köpfe werden rollen" auf dem Poster verspricht nicht zuviel. In diesem Zusammenhang ist die FSK 12 Freigabe für eine leicht gekürzte Kinofassung eine schon fast legendäre Fehlentscheidung, obwohl die Geschichte deutlich sichtbar nicht ernst zu nehmen ist.
Sogar der Humor kommt nicht zu kurz. Vor allem Johnny Depp hat die Lacher auf seiner Seite, wenn er in der einen Szene totale Überheblichkeit an den Tag legt, nur um sich kurz darauf vor Angst unter der Bettdecke zu verkriechen. Doch nicht nur er spielt toll, eine ganze Reihe exzellenter Darsteller in Haupt- und Nebenrollen kann ebenfalls überzeugen. Sogar Altstar Christopher Lee hat einen Gastauftritt.
Somit ist "Sleepy Hollow" ein rundum gelungenes Gruselmärchen, das nur ganz kurz in ein Spannungsloch fällt, das jedoch aus narrativen Gründen notwendig ist (Sequenz beim Notar). Den hohen Wiedersehbarkeitswert darf man vor allem den tollen Kulissen zuschreiben, doch auch Depp ist noch beim fünften Mal eine Wucht. Nicht nur Genrefans werden sich hier pudelwohl fühlen!