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Johnny Depp jagt einen kopflosen Reiter

1799 sterben in Sleepy Hollow drei Menschen, die alle enthauptet wurden. Man schickt den Constable Ichabod Crane (Johnny Depp) in das verlassene Kaff, damit er die Morde aufklärt. Den Aberglauben des kopflosen Reiters hält er für dummes Geschwätz, denn er glaubt eine wissenschaftliche Erklärung zu finden. Doch schon bald begegnet er dem kopflosen Reiter und muss feststellen, dass er alles andere als ein Mythos ist. Cranes Glaube an die Vernunft wird auf eine harte Probe gestellt.
Tim Burtons Märchenhorror fasziniert vom Anfang bis zur letzten Sekunde. „Sleppy Hollow“ ist eine alte Gruselgeschichte aus den USA, welche Burton hier prächtig umsetzte. Der steife Cranes kommt in das Dorf, um den Mord aufzuklären. Dort gibt es immer wieder neue Indizien und Spuren, welche aber meist in Sackgassen enden. Die Auflösung kommt für den Zuschauer genau so überraschend wie Crane. Eine himmlisch gruselige Geschichte, die bewusst einfach und unkomplex gehalten wird.

Danny Elfmans Musik bewegt sich auf seinem gewohnt hohem Niveau. Seine unheimlichen Stücke verdeutlichen die dunkle und düstere Stimmung des Films ungemein. Doch auch in Kampfszenen kann er auf ganzer Linie musikalisch überzeugen. Hier wurde liebevolle und stimmungsvolle Arbeit geleistet, die sich perfekt an die Bilder anschmiegt.

Der Film beginnt gleich mit zwei klassischen Köpfungen, die man noch oft genug in den folgenden 100 Minuten zu sehen bekommt. Tim Burton Fans wird die anfängliche Anspielung (Vogelscheuche) auf „Nightmare before Christmas“ auffallen. Das Horrormärchen findet in mitten von Dunkelheit, Gewitter und einem Maisfeld, in dem ein Mann flüchtet einen Einstieg, der Appetit auf mehr macht.
Die Köpfungen sind übrigens inklusive Blutfluss deutlich zu sehen, doch werden diese eigentlich recht harten Szenen in eine märchenhafte Optik gepackt. Daher wird die Köpfungen doch stark abgeschwächt, was aber ganz sicher kein Nachteil ist. Übertriebene Brutalität passt nämlich nicht zu diesem Film.
Nachdem Constable Ichabod Crane als junger, aufgeklärter Mann vorgestellt wird, der scheinbar vor nichts und niemanden Angst oder Respekt hat, reist er nach „Sleepy Hollow“, um dort den Killer zu fassen.
„Sleepy Hollow“ ist ein düsteres Dorf mit ewig grauem Himmel und altmodischen Häusern. Umgeben von einem dunklen Wald, gehen hier die Leute ihrer Arbeit nach. Tim Burton inszeniert dabei alles, in einem gräulichen Bild, welches das Gefühl, sich in einem Märchen zu befinden noch verstärkt.
Doch schon in der ersten Nacht schlägt der Reiter wieder zu und köpft einen weiteren Mann. Dabei arbeitet man mit scharfen Wind, Blitz und Donner. Der drohende, reitende Tod vor dem es kein Entkommen gibt kündigt sich immer auf die gleiche, bedrohliche Weise an, verzaubert dennoch jedes Mal wieder.
Natürlich darf man auch selber mitraten, ob der kopflose Reiter nur eine Sagenfigur ist und ob nicht doch ein Mensch dahintersteckt. Ich wünsche hübsches Kopfzerbrechen, denn dank Burtons durchgeknallter Phantasie dürfte niemand auf den Schuldigen kommen. Dabei ist es der älteste Grund der Welt: Reichtum!
Der anfangs große Kreis der verdächtigen Personen wird vom kopflosen Reiter arg dezimiert. Erst später erfährt Crane in Rückblicken wer dieser kopflose Reiter ist. Da hätte man wirklich keinen besseren als Christopher Walken finden können.
Als Identifikationsfigur darf Crane herhalten, der mit seinem komischen Verhalten schnell die Gunst der Zuschauer gewinnt. Der Mann neigt stellenweise zu Arroganz und Überheblichkeit, um wenige Sekunden später vor Angst im Boden zu versinken. Übrigens phantastisch gespielt von Johnny Depp.
Burtons doch recht eigenartiger Humor kommt auch in „Sleepy Hollow“ nicht zu kurz. Da darf Crane dann schon mal (ohne grobe Details) stundenlang mit allerlei skurrilen Gerät an einer geköpften schwangeren Frau rumschnetzeln.
Die wenigen Schwertkämpfe im Film sind ebenfalls ein Genuss. Schnell geschnitten und klasse choreographiert, bleibt einem hin und wieder schon mal die Spucke weg. Besonders der Kampf zwischen Brom Van Brunt hat es mir da angetan. Der Kopflose haut mit Axt und Schwert um sich, dass einem schwindelig wird.
Zusätzlich spielt Tim Burton mit allerlei phantastischen und mysteriösen Dingen. Lange rätselt man um Hexenmotive von Katrina Anne Van Tassel und rätselt, was die Rückblicke Cranes in seine Kindheit zu bedeuten haben. Erst zum Ende hin lösen sich alle diese kleinen Rätsel auf.
„Sleepy Hollow“ ist vielleicht Tim Burtons bester Film. Seine Fähigkeit den Zuschauer in eine Märchenwelt zu entführen, gelang bisher nie so genial. Die düstere, dunkle Atmosphäre kann Burton über den gesamten Film aufrecht halten, ohne dass der Film auf der Storyebene einbricht. Geschickt wechselt er dabei zwischen dem Schicksal der einzelnen Figuren und der Geschichte um den kopflosen, wobei der beides in Einklang bringt.
Sogar für kleine Anspielungen auf andre Märchen und Horrormärchen bleibt noch Platz, die man aber erst beim zweiten oder dritten Ansehen realisieren wird. Burton gelang hier ein atmosphärisches Märchen, dass ich nach dem heutigen Unterhaltungswunsch nach Explosionen und Schießereien für unverfilmbar hielt.

Johnny Depp spielt mit Constable Ichabod Crane die Identifikationsfigur, welche viele verschiedene Seiten hat und eindeutig den kompletten Film dominiert. Mal ist er arrogant und vorlaut, um wenig später dann wie ein eingeschüchtertes Kind zu wirken. Mal fiebert man mit ihm mit, mal möchte man über ihn lachen. Doch immer bleibt er sympathisch und beginnt in den unmöglichsten Momenten das Geschehen zu dominieren. Selten war Depp besser.
Christina Ricci spielt Katrina Anne Van Tassel, die für lange zeit ein Mysterium bleibt. Crane fühlt sich trotz seiner Nüchternheit zu ihr hingezogen, interpretiert aber ein paar Taten von ihr falsch. Ricci sieht nicht nur hübsch aus in ihrem Kostüm, sondern erinnert auch ein wenig an eine verzauberte Fee. Still und heimlich spielt sie sich in die Herzen des Zuschauers und gewinnt auch sein Herz. Eine wunderbare Ergänzung zu Johnny Depp.


Fazit:
Tim Burton erschuf mit „Sleepy Hollow“ ein atmosphärisches Horrormärchen, dass sehr düster und phantastisch inszeniert wurde. Schnell entgleitet man in eine Welt, aus der man erst 100 Minuten später wieder entrissen wird. Eine spannende Story, sehr gute Schauspieler und einige Anspielungen perfektionieren das Werk. Großartig!

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