Review

Hach, was war das schön, als ich diesen Film mit dreizehn zum ersten Mal im Kino gesehen habe. Tim Burtons schräge Werke sind für mich wahrscheinlich das, was für ihn die Filme von Bava oder Corman waren, die ihn zu seinen inspirierten. Doch auch heute noch hat „Sleepy Hollow“ nichts von seiner Wirkung verloren.
Der Film basiert auf der in Amerika allseits bekannten Legende von Sleepy Hollow und dem kopflosen Reiter, baut diese Geschichte aber deutlich aus. Held, oder viel besser Antiheld der Handlung ist Ichabod Crane, gespielt von Johnny Depp, der hier eine weitere Glanzleistung seiner Karriere abgibt (Man bekommt eigentlich den Eindruck, fast jede seiner Rollen sei eine Glanzleistung.). Crane kommt aus New York, aus der Großstadt, doch auch dort ist er einer der Wenigen, die an der Schwelle zum neunzehnten Jahrhundert an wissenschaftliche Untersuchungen von Todesfällen glauben. Durch das ständige Fordern von Obduktionen seinen Vorgesetzten ein Dorn im Auge, wird er in das abgelegene Kaff Sleepy Hollow geschickt, wo seit zwei Wochen angeblich ein kopfloser Reiter sein Unwesen treibt und ehrbare Bürger enthauptet. Crane ist zunächst von der Falschheit dieser Geschichte überzeugt und macht sich daran, den Mörder aus Fleisch und Blut durch Logik und Verstand zur Strecke zu bringen. Dummerweise muss der ziemlich schüchterne und ängstliche Wissenschaftler mit den seltsamen selbstgemachten Apparaturen sehr bald feststellen, dass der Spuk durchaus real ist, und die Köpfe rollen schließlich im Minutentakt.
Ein erstes ganz großes Plus des Films sind all die hochkarätigen Schauspieler, die sich selbst in den Nebenrollen tummeln. Neben einem umwerfenden Johnny Depp geben sich Christina Ricci, Martin Landau (der die Ehre hat, gleich in der aller ersten Szene seine Kopf zu verlieren), Christopher Walken, Christopher Lee und noch einige andere die Ehre. Ein Aufgebot, das dem Film enormen Charme verleiht.
Dann wäre da noch die wunderbare Atmosphäre, denn was Burton hier auf den Zuschauer loslässt, ist wohl der atmosphärische Höhepunkt all seiner Werke. Ein eigens für den Film gebautes Dorf, das ständig von Nebelschwaden durchzogen wird und von einem dichten Wald umgeben ist, das imposante Auftreten des kopflosen Reiters auf seinem gewaltigen schwarzen Ross und einige ganz besondere Leckerbissen wie das Hervortreten des Reiters aus einem Baum voller Köpfe oder die Szene in der sich der kleine Junge, als seine Mutter enthauptet wird, unter dem Dielenboden versteckt, während die Lampe Geister und Hexen an die Wand projiziert. Kameraführung, Schnitt und Ausleuchtung machen den Film zu einem Hochgenuss für das Auge.
Der ironische Bruch, der konsequent durch Depps fast schusseliges, dabei aber nie überdrehtes Auftreten verursacht wird und die fantastische Orchestermusik von Danny Elfman, die hier sogar die Titelthemen von „Batman“ oder „Edward Scissorhands“ übertrifft, machen „Sleepy Hollow“ schließlich zu einem einzigen Heidenspaß von vorne bis hinten, ganz in der Tradition alter Hammerfilme, dabei aber stets mit einem deutlichen Augenzwinkern.
In der großartige Filmographie von Tim Burton definitiv eines der großartigsten Werke.

Details
Ähnliche Filme