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Gerade noch warnt der Klimaforscher Jack Hall auf einer Klima-Konferenz, dass ob der Erderwärmung eine neue Eiszeit ins Haus steht, da kommt es auch schon so richtig dicke: In Tokio hagelt es melonengroße Eisklumpen, Tornados machen L.A. platt und eine riesige Flutwelle überschwemmt ganz New York. Als dann auch noch die Temperatur rasch weit, weit unter den Gefrierpunkt sinkt, sieht es für die Menschen auf der Nordhalbkugel duster aus. Schließlich muss sich Jack doch tatsächlich von Washington D.C. zu Fuß aufmachen, um seinen Sohn Sam zu retten, der zusammen mit einigen weiteren Überlebenden im zugefrorenen New York festsitzt... Nach dem für seine Verhältnisse recht untypischen (und mal eher gefloppten) Historien-Epos "Der Patriot" beackert Roland Emmerich mit "The Day After Tomorrow" wie zuvor schon in "Independence Day" und "Godzilla" erneut jenes Katastrophenfilm-Terrain mit latentem Science-Fiction-Touch, das ihm ja vermeintlich eher zu liegen scheint und mit dem man die Box-Office-Kassen damals noch am schönsten hat klingeln lassen. Okay, wenn man es gut mit dem Streifen meint, könnte man die Behauptung in den Raum stellen, dass Emmerich schon vor 20 Jahren erkannt hat, dass uns der Klimawandel irgendwann mal den Hahn zudrehen wird und darum inhaltlich die Wetter-Sperenzchen seines Debüts "Das Arche Noah Prinzip" in einer ausgefeilteren (und kräftig mit Hollywood-Kohle unterfütterten!) Form und dieses Mal aus einer erdgebundenen Perspektive nochmal abgespult werden... viel wahrscheinlicher ist aber doch, dass der gute Roland einfach nur einen Vorwand gebraucht hat, um wieder mal auf mehr oder minder spektakuläre Weise ein paar amerikanische Großstädte und ihre Wahrzeichen in gängiger Disaster-Porn-Manier von der Landkarte zu fotzen und die hier präsentierte, pseudo-wissenschaftlich verbrämte Ausrede - wie auch ein paar Jahre später in "2012" - dafür genau so gut ist wie jede andere auch. So dermaßen unglaubwürdig und abrupt, wie der Einbruch der nächsten Eiszeit dabei allerdings geschildert wird, dürfte er der Sache an sich damit wohl auch eher einen Bärendienst erwiesen und das Thema an sich in den reinweg unwahrscheinlichen Bereich verschoben haben, wo es ja eigentlich nicht hingehört... nun ja. Tatsächlich begeht "The Day After Tomorrow" aber noch eine ganz andere, sehr viel schwerwiegendere filmische Kardinalsünde: Nachdem er mit einigen großangelegten Zerstörungs-Szenen, die da zu Beginn durchaus mit einem gewissen Wow-Faktor daherkommen, den Zuschauer zunächst noch für sich einnehmen kann, ist die zweite Hälfte, wenn Dennis Quaid verbissen durch den Schnee stapft und Jake Gyllenhaal in der New Yorker Bilbliothek hockt und auf die Rettung durch seinen Paps wartet, nämlich nur noch öde und schlicht stinklangweilig geraten. Also, da kann tricktechnisch noch so beeindruckend geklotzt werden, es nützt halt leider alles nichts, wenn einem trotz der bemühten Pathos-Kelle das agierende Pappkameraden-Personal gepflegt am Poppes vorbeigeht, während das Skript an sich so dermaßen mit den üblichen Zutaten vollgestopft ist und bis zum Erbrechen die immergleichen Muster abspult, dass sich einem hier fast schon der Gedanke aufdrängt, Emmerich würde immer wieder und wieder dasselbe Drehbuch verfilmen und vor jedem neuen Dreh einfach nur die Namen der Figuren ändern. Dass dabei unterm Strich trotz des sanften Grusel-Effekts einer völlig überfrorenen Freiheitsstatue (die sich halt auch ganz prima als Motiv auf dem Film-Plakat macht) aber doch sehr viel weniger Stimmung aufkommt als beispielsweise bei einem "The Core - Der innere Kern", der zwar genauso dämlich dahergekommen ist, den Zuschauer aber dafür konstant über die gesamte Laufzeit mit trashigen Set-Pieces zugeballert hat, ist da eigentlich nur noch hochnotpeinlich. Tja, Roland Emmerich ist, allen anderslautenden Behauptungen zum Trotz, halt leider nicht gut, in dem was er tut - und er ist es auch nie gewesen! - aber immerhin ist "The Day After Tomorrow" rein formal noch auf der Höhe und durchaus mit ein paar eindrucksvollen Schauwerten ausgestattet, während er simultan halbwegs erfolgreich den Anschein wahrt, so was wie ein "richtiger" Film zu sein und sich zumindest nicht gänzlich im Schwachsinn suhlt... und dass es auch noch sehr, SEHR viel schlimmer geht, hat jüngst ja erst der Mega-Müll "Moonfall" gezeigt...

4/10

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