Roland Emmerich lässt die Polkappen schmelzen und hüllt fast die komplette Nordhalbkugel in eine neue Eiszeit - und zeigt was mit dem Computer alles möglich ist...
Die Polkappen schmelzen schneller als erwartet und schon sieht sich die Welt einer neuen Eiszeit gegenüber. Angefangen mit Verwüstungen durch Hurricanes und Überschwemmungen, fängt die Luft ein paar Tage später an so schnell und so weit abzukühlen, dass jegliches Leben unmöglich wird - fast auf der ganzen Nordhalbkugel steht man am Abgrund des Erfrierens. Der Klimaforscher Adrian Hall (Dennis Quaid) hat bei einer Vorstellung seiner neusten Forschungen selbiges Szenario vorausgesagt - doch tritt es gut 100 Jahre vor seinen Berechnungen ein. Als noch alles in Ordnung war, glaubt ihm natürlich keiner, doch als man sich der unvermeidbaren Situation gegenüber sieht, ist Adrian gefragt. Dummerweise befindet sich sein Sohn im Krisengebiet und in ihm keimt der Vaterinstinkt und er macht sich schnell auf den Weg, um ihn zu retten.
Wir hatten ja "lange" keinen Weltuntergang mehr, also her damit. Der Film ist aber nur als düsteres Zukunftsszenario anzusehen, da er fernab der Eiszeit und der sich anbahnenden Katastrophe kein wirkliches Ziel vor Augen hat - die Rettung des Sohns dient hier zwar als Gegenbeispiel, doch ist das nur ein schwacher Trost, denn der Film soll dem Zuschauer anscheinend nur ausmalen, wie schlimm es irgendwann mal kommen könnte und ist mehr ein pessimistisch eingestellter Streifen. Kritik an den USA und deren Umweltpolitik fehlt hier auf jeden Fall komplett.
Warum die Story so hauchdünn ausfällt? Wahrscheinlich um mit dem anzugeben, was den Film ausmacht: Die Spezialeffekte und die daraus resultierende Atmosphäre. Die reißen den Film dann raus. Man fühlt sich mitten in das Geschehen reinversetzt, da alles erschreckend realistisch anzusehen ist, wenn ein Hurrikane den Hollywoodschriftzug wegfegt oder ein Putzmann die Tür in einem Wolkenkratzer öffnet und einen riesigen Abgrund vor sich findet, da hier mal eben ein weiterer Hurrikane die Hälfte des Gebäudes wegriss. Nicht zu vergessen sind die Flutwellen, die New York dann meterhoch unter Wasser setzen. Hier wird besonders nach gut einer 3/4-Stunde gut 20 Minuten ohne Atempause alles vernichtet was niet- und nagelfest ist und erst recht alles, das nicht niet- und angelfest ist. Danach kommt man aber auch nur selten zum verschnaufen, da eigentlich immer was los ist und wieder irgendwas dran glauben muss - sei's die Freiheitsstatue oder ein paar Rettungshubschrauber samt Insassen.
Die Schauspieler sind allesamt ganz gut; Dennis Quaid schreitet allen voran. Der sorgenvolle Vater, der sich aufmacht seinen Sohn zu retten und dabei vor nichts zurückschreckt, wird etwas zu gelassen für die derzeitige Situation gemimt, aber es wirkt nie aufgesetzt.
Leider verfängt sich der Film oftmals, für das Thema sicher nicht gänzlich vermeidbar, in Logikfehlern, Klischees und Kitsch. Da darf die hollywoodtypische Lovestory nicht fehlen, ebenso wie die Krankenschwester, Adrians Frau, die ihr Leben riskiert, um bei einem kranken Jungen im Krankenhaus, der dort schon länger liegt und ihr ans Herz gewachsen ist, zu bleiben, obwohl die Chancen für das Überleben im Krankenhaus minütlich sinken. Dass sie die letzte noch dort verweilende Krankenschwester mit dem letzten Auto alleine wegschickt und dann schließlich von einem Krankenwagen, der die einzige Überlebenschance für den Jungen ist, gerettet wird, unterstützt den Kitsch- und Klischeebrei der in dieser Nebenstory so platt getreten wird, dass er sich "in ganz Europa ausbreiten könnte". Die Lovestory verhält sich da mit dem "Brei" aber nicht besser.
Was bleibt ist ein vor genialen SFX strotzender, sehr pessimistisch, dafür aber recht unrealistisch (in der heutigen Zeit?!) präsentierter Katastrophenfilm, der ganz gute Schauspieler bietet und musikalisch auch in Ordnung geht. Wer hier sein Gehirn komplett ausschalten kann und keinen geistigen Höhenflug erwartet, wird hier mit Popcornkino der besseren Sorte bedient, wenn man auch Angst haben muss, dass man den Freunden, die nicht besonders viele Filme gucken, sagt, wie's weitergeht, da zu viele Klischees bedient werden. Hirn aus und gut unterhalten lassen!