Roland Emmerichs Filme gehören zu der Sorte von Filmen, die die "normalen" Kinogänger meist von vielen Filmfreaks unterscheidet. Während die üblichen Kinogänger sich meistens von der, teils schier großartigen, Effektflut überwältigen lassen, sehen die, meist sehr strengen, Cineasten vor allem die dramaturgischen Schwächen und den teils unglaublich dick aufgetragenen US-Pathos heraus, was sie öfters zu einem etwas kritischeren Urteil kommen lassen, als die sonstigen Filmegucker!
Nun läßt der "Nostradamus des Katastrophenfilms" ein weiteres Mal eine unheimliche Katastrophe über die Menschheit hereinbrechen: Die Eiszeit. Und auch hier gibt es wieder die üblichen Handlungsschwächen, doch von klebrigen Pathos ist dieses mal weit und breit nichts zu sehen und auch zwei andere Punkte führen dazu, dass es trotzdem ein gelungener und packender Film-Abend wird.
Kommen wir aber erst einmal zu den negativen Punkten. Leider hat Emmerich wieder einmal die Kosten beim Drehbuch gespart und hat sich die Handlung und die Story des Films komplett selber ausgedacht. Das er dies aber leider nicht sonderlich beherrscht wissen wir schon aus seinen anderen Filmen und so leidet leider auch dieser Streifen wieder unter vielen Logiklöchern, lahmen Handlungssträngen und einer teils recht ungeschickten Dramaturgie! Die Geschichte zwischen Jack Haal und seinem Sohn, der in New York in einer Bibliothek aushaart und den Jack natürlich, trotz unmöglicher Bedingungen, unbedingt retten will, kann leider kaum fesseln und ist dramaturgisch gesehen kaum der Reede wert, da man so etwas leider schon viel zu oft, im Film, erlebt hat und eigentlich vollkommen typisch und 08/15 für solche Art von Filmen ist. Zudem gibt es leider ab und an auch mal ein paar überflüssige Szenen wie z.Bsp. die in der Jacks Sohn und seine Freunde plötzlich von ein paar Wölfen über ein Schiff gejagt werden. Völlig unpassend und eigentlich auch absolut überflüssig. Schade, schade!
Doch wenn man es schafft darüber hinwegzusehen kann man trotzdem einen bombastischen Film erleben. Da wären zum einen die wirklich höchst genialen Spezial Effekte, die man besser wohl noch nicht gesehen hat. Vor allem wirken sie wirklich zu 100% realistisch! Würde man es nicht besser wissen würde, könnte man schwören, dass das Geschehen auf der Leinwand gerade tatsächlich passiert, so echt sehen die Effekte aus. Vor allem die Eiszeit-Effekte sind absolut perfekt.
Zudem übertreibt es Emmerich dieses mal nur sehr selten. Zwar gibt es schon hier und da mal ein paar Übertreibungen (so z.Bsp. die Flutwelle, die über New York herüberschwappt) aber insgesamt gesehen und im Vergleich mit seinen vorhergehenden Filmen, hält er sich doch mit übertriebenen Bombast-Effekten erstaunlich zurück, wodurch man sich eigentlich auf jeden neuen Effekt freut, anstatt sich zu langweilen, wie z.Bsp. im aktuellen Effekt-Overkill "Van Helsing", von seinem Kollegen Stephen Sommer!
Dadurch das die Effekte so realistisch aussehen, kann der Film zudem eine wirklich immense Atmosphäre aufbauen. Schon allein wenn es unaufhörlich regnet, es durchgehend blitzt und donnert und sich danach mächtige Tornados auftürmen ist die Atmosphäre perfekt. Doch wenn New York dann mit einer dicken Eis- und Schneeschicht überdeckt ist, ist die Atmosphäre schier erdrückend. Eine ganze Stadt unter einer meterdicken Eisschicht zu sehen, dazwischen die erfrorenen Leichen einiger Menschen und der viele, viele Schnee. Man würde am liebsten sofort losheulen, wüsste man nicht, dass ja alles hier nur Film ist. Einen Katastrophenfilm mit solch einer unglaublichen Atmosphäre ist mir, so weit ich mich zurückerinnern kann, noch nie untergekommen!
Zudem hat es Emmerich geschafft, denn Film nicht im US-Pathos ertrinken zu lassen, wie einige seiner Vorgänger. Grund dafür dürfte die Trennung von Produzent und Drehbuchautor Dean Devlin sein, dem Hauptverantwortlichen für das triefende Pathos in Rolands Filmen. Zwar gibt es auch hier ab und an mal ein paar Sterne mit Streifen zu sehen, doch das kommt dann so selten vor, dass man das locker verzeihen kann.
Außerdem sei noch zu sagen, dass man, trotz der inhaltlichen Schwächen, sagen muss, dass dieser Film es geschafft hat, über das gerade Gesehene nachzudenken. Das Thema Eiszeit ist ja nicht aus der Luft gegriffen und könnte womöglich wirklich noch einmal eintreffen. Sicher nicht mehr wenn wir leben. Und auch unsere Kinder und Enkelkinder werden eine Eiszeit sicher nicht miterleben müssen. Doch wenn wir nicht bald was tun, dann könnte diese Filmfiktion irgendwann doch Wirklichkeit werden. Und zumindest einen Denkanstoß, denn kann Emmerich hier wirklich mal übermitteln und das sei ihm hoch angerechnet!
So! Als letztes sei noch etwas zu den Darstellern gesagt. Sie machen ihre Sache allesamt wirklich gut, auch wenn sie jetzt keine Oscars verdient hätten. Vor allem Dennis Quaid kann gefallen und überzeugen!
Fazit: Packendes und atmosphärisch unglaublich dichtes Katastrophen-Szenario, welches durch seine genialen Effekte und der hochinteressanten Thematik für eine Atmosphäre sorgen kann, die man schon lange nicht mehr so intensiv erlebt hat. Währen da nicht die dramaturgischen Schwächen und die, teils recht haarsträubende, Handlung, dann hätte es einer der besten Filme 2004 werden können. Dies schafft der Streifen zwar nicht, aber für ein packendes Filmerlebnis, über das man im Anschluss spricht, reicht es allemal! Insgesamt das beste Werk, was unser Mann in Hollywood wohl je zustande gebracht hat!
Wertung: 7,5/10