Darauf hat die Welt (oder auch nur ich) gewartet - ein unterhaltsamer, mit Effekten gespickter und dazu auch noch spannender Film von Roland Emmerich mit einem ernsten und nachvollziehbaren Thema!
Nachdem der amerikanische Klimatologe Jack Hall dramatische Klimaveränderungen entdeckt, die zu einer neuen Eiszeit führen könnten, versucht er den amerikanischen Kongress und den Vize-Präsidenten zu warnen. DSoch es kommt, wie es kommen muss, der Golfstrom versiegt innerhalb einiger Tage und gigantische Flutwellen, Tornados, Blizzards und Sekundeneis verwüstet diegesamte Nordhalbkugel der Erde. Hall macht sich auf den Weg, seinen Sohn aus New York zu befreien...
Ein Katastrophenfilm mit Familientouch, der ein gehöriges Maß an Dramatik bietet und dabei nicht zimperlich ist, was das Schicksal der vielen Sprechrollen angeht, das gelingt Emmerich endlich einmal fast perfekt. Über zwei Stunden bricht ein Effekte-Gewitter über den Zuschauer herein, das nicht nur sehr gut getrickst wurde sondern auch sympathische Hauptpersonen bietet, mit denen man auch mal mitleiden möchte. Natürlich wird auch die Tränendrüse bedient (die aufopferungsvolle Ärztin betreut ein krebskrankes Kind bis zum Schluß...) aber die wahren Bedrohungsgefühle und Unsicherheiten entstehen aus der Ungewissheit, dass das Wetter auf die Reihenfolge der Hauptdarsteller ebenso keine Rücksicht nimmt, wie der Verlauf der Handlung, welche natürlich mal wieder ziemlich an den Haaren herbeigezogen ist (beinahe alles ausser den wissenschaftlich erwiesenen Wetterveränderungen) aber hier erfüllt sie ihren Zweck hervorragend. Es entstehen große Schock-Szenarien, die auch ein Horror-Regisseur nicht besser hinbekommen hätte und ich würde dem guten Roland empfehlen, es doch einmal mit einem richtigen Schocker zu versuchen - das scheint eine gute Richtung zu sein!
Dennis Quaid mal wieder in einer großen Hauptrolle zu sehen, gibt dem Film zusätzlichen Drive, denn um den Mimen war es ja ertsaunlich ruhig geworden bis zu seinem Bravourstück in "Dem Himmel so fern". Er stellt mit Jack Hall den üblichen zerstreuten und arbeitsbesessenen Wissenschaftler auch unter Körpereinsatz dar und seine Handlungen bleiben für den Zuschauer stets nachvollziehbar.
Jake Gyllenhal als sein Sohn ist sozusagen die Kleinausgabe des Vaters, denn während Jack in Washington die Politiker zu einer Entscheidung hinreissen will, übernimmt Junior das Kommando bei der Rettungsaktion in New York - natürlich immer unter Berufung auf die Theorien seines Vaters.
Emmy Rossum als Love-Interest des Jungen spielt sich herzlich nah an das Herz des Publikums auch wenn sie, da kein kleines Kind anwesend ist, schon mal die dummen Aktionen übernehmen muss (Handtasche im Taxi...).
Sela Ward gibt eine kleine Vorstellung als besagte Ärztin und (Ex-)Frau des ständig arbeitenden Jack Hall.
Seitenhiebe auf die USA erlaubt sich der Regisseur erstmals auch, denn hier wird auf der Klimakonferenz der Ausstoß der Weltmacht Nr. 1 angeprangert und den unsicheren Präsidenten läßt Emmerich gleich ganz den Löffel abgeben, woraufhin sein sturer Vize das Amt übernimmt und sich nach Vorbild des Amity-Bürgermeisters in "Der Weiße Hai" ungläubig gebärdet (seine Ansprache zum Ende hin ist allerdings mal wieder ein Griff ins Klo) bis es, natürlich, zu spät ist! Zudem sind die Retter hier nicht die Vereinigten Staaten sondern all die Länder, die sonst niemals im Kino-Sommer erwähnt werden, es sei denn, Dwayne "The Rock" Johnson begibt sich mal wieder auf Quoten-Tour "Into The Jungle"!
Natürlich weiß jeder der Darsteller, dass in einem Roland Emmerich-Film nicht die Charaktere die Hauptrolle spielen sondern die Effekte - und die sind nahezu perfekt! Die Jungs von ILM machen ihrer Firmengeschichte alle Ehre und zaubern ein Vielfaches ihrer "Twister"-Effekte auf die Leinwand/Bildschirme. Selbstverständlich muss mal wieder New York plattgemacht werden aber da dies nicht reiner Selbstzweck ist, sondern einem Teil der Storyline zuträglich ist, kann man es hier endlich mal genießen, was sich die visuellen Trickser ausgedacht haben.
Vielerorts gab es Kritik zu den Wölfen, welche natürlich auch komplett CGI-made sind und auch ich muss anführen, dass man hier wohl etwas übers Ziel hinausgeschossen ist! Glücklichweise dienen die possierlichen Tierchen hier als Mittel zum Zweck und sind eigentlich kaum lange zu sehen.
Auf dem Weg zum besten Regisseur Hollywoods hat Roland Emmerich einen Etappensieg errungen! Dass er das Ziel nie erreichen wird (will und muss er auch gar nicht, wenn er weiter so großartiges Popcorn-Kino abliefert), bleibt dabei Nebensache, denn er hat mich mit diesem Film überzeugt und das rechne ich ihm hoch an!
Spannendes Katastrophen-Kino im Stil von "Twister" und "Flammendes Inferno" mit endlich einmal globalem Charakter, super Effekten und sympathischen Charakteren - Empfehlung!