Transformation eines historischen Briefromans in die Neuzeit
Manchmal sind die alten Klassiker die besten Vorlagen für neue, moderne Filme. Hierbei denke man nur an Steve Martins Version des langnasigen Cyrano de Bergerac, die Variationen des Romeo und Julia-Themas, hier gerne auch mit Herrn de Caprio...oder auch an den Briefroman „Gefährliche Liebschaften“ eines Herrn de Laclos, dessen Geschichte ja schon einmal, allerdings relativ werkgetreu, mit Glenn Close und John Malkovich umgesetzt wurde. Schwierig wird es immer dann, wenn man die Sprache verändern muß, da ein historischer Roman natürlich auch die Lebensgewohnheiten des 17. Jahrhunderts in Form und Stil wiederspiegelt, und das ist der zentrale Kniff bei einer Neuverfilmung. Gelingt er, ist das Ergebnis zufriedenstellend, schießt man über das Ziel hinaus, geht das Ganze nach hinten los. Idealerweise vermischen sich Formen und Sprachrhythmen der unterschiedlichen Epochen zu einem großen Ganzen...
...so wie bei „Eiskalte Engel“, dessen Handlung eine Adaption einer uralten Geschichte ist. Die Steifgeschwister Sebastian und Kathryn, Kinder sehr reicher Eltern, über deren Herkunft oder Aufenthalt man nie etwas erfährt, leben inmitten einer dekadenten Umgebung im Herzen New Yorks. Gelangweilt von dem öden Alltag suchen sie ihren Spaß in Intrigen und boshaften Spielchen mit dem Leben anderer Menschen. Der neueste Streich aber geht zu weit – eine Wette wird abgeschlossen, Sebastian soll die tugendhafte Annette herumkriegen, um dadurch Kathryn eine gewisse Rache zu ermöglichen. Dumm nur, daß Sebastian sich zum ersten Mal in seinem Leben in ein Opfer verliebt, schlußendlich auch in den Tod geht, um seine Geliebte vor dem selben zu retten. Doch Annette kommt der Urheberin der Machenschaften auf die Spur und reißt diese am Ende in den Abgrund ihrer eigenen Boshaftigkeit.
Zunächst plätschert der Film so dahin, man sieht verzogenen Jugendlichen bei ihrem öden Treiben zu, alle sind reich, die Probleme gering. Als sich dann jedoch die Intrigen häufen und zusehends Gefühle ans Tageslicht kommen, wird die Sache interessanter, denn nun kann man den Film auch als Parabel für das allgemeine Desinteresse der Mitmenschen verstehen. Sicherlich ist schauspielerisch hie keine Großtat zu erwarten, Frau Geller beispielsweise hat vorher Vampire getötet, aber man nimmt den Darstellern ihre Rollen ab. Die Musikuntermalung ist über jeden Zweifel erhaben, auch die Spannungskurve bleibt stetig hoch, die Nebenfiguren reizen zum Lächeln, und das ganz besondere Schmankerl ist der Verzicht auf ein süßliches Happy-End – aber das war ja im Romanvorbild auch nicht vorgesehen. Gute Unterhaltung, mit einer Spur Dekadenz – 7/10.