„Troja“ ist bildgewaltiger Historienfilm, dessen Stärke vor allem in der klaren Betonung der Kampfszenen liegt.
König Agamemnon (Brian Cox) hat fast alle Völker Griechenlands unterworfen – lediglich die Thessalier fehlen ihm noch. Doch er will die Schlacht mit einer Zweikampf der beiden stärksten Krieger entscheiden. Sein Kämpfer Achilles (Brad Pitt) ist widerspenstig wie immer, macht aber schließlich doch mit Leichtigkeit den gegnerischen Riesen nieder, neben dem er selbst schmächtig wirkt. Der Film zeigt nur Anfang nicht nur das gespannte Verhältnis zwischen Achilles und Agamemnon, sondern kann auch einen sehr kurzen, aber flotten Zweikampf präsentieren.
Agamemnons Bruder Menelaos (Brendan Gleeson), der König von Sparta, hat derweil die trojanischen Prinzen Paris (Orlando Bloom) und Hector (Eric Bana) zu Gast, weil er mit Troja Frieden schließen will. Doch Paris hat nicht nur eine Affäre mit Menelaos’ junger Frau Helena (Diane Krüger), sondern nimmt diese auch mit nach Troja. Das ist sie also, die schönste Frau der Welt. Nicht ganz mein Geschmack, was ja an sich egal ist, aber leider noch nicht mal für 50 Cent mit Schauspieltalent gesegnet.
Menelaos ist über diesen Frevel erbost und bittet seinen Bruder um Hilfe. Dieser zieht zwar mehr aus Herrschsucht gen Troja, aber Motive hin oder her: Bald darauf landet die gesamte griechische Streitmacht an der Küste Trojas und es entbrennt der gewaltigste Krieg der damaligen Welt...
„Troja“ hat Homers Ilias einiger bedeutender Änderungen unterzogen, die man im einzelnen nicht alle aufzählen kann. Die wichtigste Änderung ist das gänzliche Streichen der göttlichen Intervention, was natürlich einige Auswirkungen auf die Geschichte hat (in der Sage beendet Apollon das Duell zwischen Paris und Menelaos, Apollon tötet auch Achilles mitten im Krieg usw.). Einige Momente göttlichen Eingreifens wurden einfach gestrichen, einige geändert (und damit auch das Verhalten den menschlichen Heroen). Leider hat es im Film den Anschein, das Geschehen dauere nur wenige Tage und nicht zehn Jahre wie im Original. Die Frauenfiguren wurden im Vergleich zu Homer mehr betont und als stärker dargestellt als in der Sage; nicht umsonst verpasste man dem Film hierzulande die Werbezeile „für die Liebe“ (auch wenn „Troja“ immer noch ein klarer Testosteron-Streifen ist).
Insgesamt kommen die Charaktere unehrenhafter rüber als bei Homer: Agamemnon ist nicht mehr der zürnende Bruder, sondern der eiskalte Kriegstreiber, Paris wird noch schwächlicher dargestellt als in der Sage und Achilles ist ein ruhmesgieriger Schlächter, der hier allerdings noch dazulernen darf. Lediglich Hector darf als komplett edler Charakter verbleiben und die meisten Sympathien auf sich ziehen.
Trotz der Änderungen hält sich „Troja“ von der Struktur her an die Vorlage und nimmt auch einen Großteil der wichtigen Momente auf. Den Ausgang der Geschichte kennt zwar jeder schon, aber trotzdem kommt der Film auf ein ordentliches Maß an Spannung. Das Tempo ist auch recht hoch und Petersen kann einige sehr beeindruckende Bilder hervorzaubern (z.B. die landenden Schiffe der Griechen). Nur die musikalische Untermalung erinnert doch sehr arg an „Black Hawk Down“.
Die Subplots sind unterschiedlich gelungen: So können vor allem die Geschichten um Achilles und Hector überzeugen, die beide mit relativ viel Dramatik und auch einem Quäntchen an Tragik und Romantik gesegnet. Die meisten anderen Subplots sind OK, reißen aber nicht wirklich mit. Schwach ist nur die Geschichte zwischen Helena und Paris: Von der großen Liebe ist hier fast nichts zu bemerken und man ärgert sich schon ein wenig, dass deswegen der größte Krieg der damaligen Welt ausgebrochen sein soll.
Da der Film in den Handlungsszenen nicht immer so episch daherkommt wie vergleichbare Werke, betont „Troja“ die zahlreichen Kämpfe und Schlachten stark. Diese sind in Choreographie und Inszenierung wirklich erste Klasse, wobei Achilles als wirbelnder Schlächter am furiosesten daherkommt (klares Highlight: Das Duell Achilles vs. Hector). Spektakulärer waren da in letzter Zeit nur die Fights aus „Last Samurai“, während „Troja“ die doch etwas CGI-überladenen Schlachten aus „Die Rückkehr des Königs“ übertrumpfen kann, denn hier wirkt das Kämpfen noch schön handgemacht.
Brad Pitt guckt als Achilles zwar anfangs etwas belämmert aus der Wäsche, aber insgesamt liefert er eine sehr gute Leistungen ab (vor allem in den Szenen mit Briseis (Rose Byrne) kann er punkten). Die Altstars Brendan Gleeson, Peter O’Toole und Brian Cox sind ordentlich, während Sean Bean und Eric Bana neben Pitt die besten Akteure abgeben. Orlando Bloom (der mit Eric Bana schon in „Black Hawk Down“ Seite an Seite stritt) wirkt etwas zu blass, auch das zu der Rolle des wenig heldenhaften Prinzen passt. Ansonsten ist Wrestlingriese und „X-Men“-Sabretooth Tyler Mane als Ajax mit dabei. Saffron Burrows und Rose Byrne agieren ebenfalls ordentlich, wie eigentlich alle Nebendarsteller. Nur Diane Krüger ist ein absoluter Totalausfall und durfte sich (wie Moonshade meine Vermutungen bestätigt) auch noch selbst synchronisieren, wobei ihre lustlose und schlaffe Stimme viel Atmosphäre killt. Die Synchro ist allgemein recht misslungen, da viele Darsteller andere Stimmen als sonst haben (vor allem Pitt mit Nicolas Cage-Stimme fällt sehr störend aus).
So bleibt alles in allem ein gelungenes und actionbetontes Epos mit furiosen Schlachtszenen, auch wenn es noch nicht ganz so großes Gefühlskino wie andere Filme dieses Genres bietet. Die Synchro-Mängel habe ich nicht in die Wertung reingerechnet, denn da wird die DVD mit O-Ton ja bald Abhilfe schaffen können.