Ich habe schon viele schlechte Filme gesehen, aber Troja schlägt - zumindest in der Kinofassung - dem viel zitierten Fass den Boden aus, unglaublich was für ein filmischer Sonder-Müll aus 200 Millionen $ fabriziert wurde. Erstes Opfer meiner Kritik wird der wohl unpassendste und schlechteste Soundtrack der Filmgeschichte, der es zu keinem Zeitpunkt schafft, in irgendeiner Weise Atmosphäre oder Spannung aufzubauen. Stattdessen bekommt man Black Hawk Down-Gesäusel zu den unpassendsten Gelegenheiten geboten - oder schlicht gar keine Musik an Stellen, die nahezu danach schreien!
Nächster Kritikpunkt: Der Schnitt und die Optik. Gemessen an dem zur Verfügung stehenden Budget und dem Können des Regisseurs bestenfalls durchschnittlich! Die Bauten und Kostüme können noch so imposant sein, das alles verpufft in sekundenschnelle, wenn einfach kein Schnitt zum nächsten passen will. Harte Szenenumschnitte sind eher die Regel als die Ausnahme, nur ganz selten bekommt man stimmigere, weiche Überblendungen oder spektakuläre Kamerafahrten geboten, die eines Troja würdig sind. Die allermeisten Szenen wirken wie lustlos abgedreht nach dem Motto "Hauptsache im Kasten". Schade um das verschenkte Potential, selbst die finale Erstürmung der Stadt kann über die viel zu offensichtlichen Schwächen in der Inszenierung nicht hinwegtäuschen.
Kommen wir jetzt zu meinem absoluten Filmspass-Killer überhaupt: Dem wirklich zu 100% vergeigten Cast. Alle, aber auch wirklich alle Schauspieler wirken so deplaziert und dilletantisch, dass man meinen könnte, einer Parodie beizuwohnen. Angefangen bei Brad Pitts Gesichtselfmeter über König Priamos bis hin zu Paris und Helena: Einfach zum schreien lächerliche Dialoge und katastrophale Mimik. Einer der peinlichen Höhepunkte: Die Totale auf König Priamos, als er die Stadt in Flammen vor sich sieht.... göttlich!
Wer hier noch nicht lachen muss, der tut dies spätestens bei Helena und ihren an Dummheit und Inhaltslosigkeit kaum zu überbietenden Dialogen - zur Verteidigung sei aber erwähnt, dass die restlichen Schauspieler auf dem selben, erbärmlichen Niveau verbleiben: Hohle Phrasen, sich ständig wiederholendes Geschwätz über Heldentod und Ehre sowie schwulstiges Beziehungsgewäsch bestimmen das Bild. Abgesehen vom Schlussmonolog hat der Film nicht einen einzigen anspruchsvollen Dialog zu bieten, einfach nur tragisch...
Es stellt sich die Frage, wen man für dieses Desaster am ehesten verantwortlich machen kann. Meiner Meinung nach wohl das Drehbuch incl. der Dialogregie (sofern überhaupt existent) sowie die Komponisten des Soundtracks. Hätte man wenigstens Brad Pitt seine originale Synchronstimme verliehen, so würde womöglich ein bisschen des Frustes über die Darsteller verfliegen. Es wird wohl ewig ein Rätsel bleiben, weswegen ausgerechnet Nicolas Cage' deutsche Stimme herhalten musste, die nun wirklich in jedes Genre passt aber NICHT hierhin.
Fazit: Ein absolut inhaltsloses Millionengrab ohne jedes Gespür für Dramatik und filmischen Rhythmus, welches nur die aller einfachsten Ansprüche zufrieden stellt. Außer ein paar einigermaßen gelungenen Schlachtszenen und netter Ausstattung hat Troja absolut nichts zu bieten und ist - zumindest in der Kinofassung - meilenweit von der Bezeichnung "Epos" erwähnt. Völlig an seinen Ansprüchen vorbei...
Im Director's Cut jedoch hat man es mit einer runderen Sache zu tun und "Troja" wird halbwegs seinen Ansprüchen gerecht. Ein fader Beigeschmack bleibt bei aller Simplizität und den teils derb fehlgecasteten Schauspielern dennoch.
Kinofassung: 4 Punkte, Director's Cut: 6,5 Punkte