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Dass Homers Ilias irgendwann einmal verfilmt werden würde, war nach dem Boom, den das Sandalen-Kino nach Ridley Scotts „Gladiator“ erlebt hat, schon beinahe so sicher wie der Zorn der Götter Wolfgang Petersen nun gewiss ist. Denn bei seiner filmischen Aufarbeitung des antiken Stoffes blendet Petersen den Erzählstrang über den Kampf der Götter, den Kampf zwischen Athene und Ares, vollkommen aus. Und das ist ein Aspekt, der mich schon einmal bei der Betrachtung von „Troja“ etwas gestört hat. Aber ich bin auch Realist genug, um anzuerkennen, dass die Einbeziehung dieser Geschichte den Rahmen dieses Filmes wohl gesprengt hätte. Sind die Götter auch so wohlwollend realistisch? Ich weiß es nicht…

Der junge Trojaner-Prinz Paris (Orlando Bloom) verschleppt – blind vor Liebe – die spartanische Königin Helena (Diane Kruger). Daraufhin sinnt der spartanische König Menelaos (Brian Gleeson) auf Rache und versucht, unter der Leitung seines Bruders Agamemnon (Brian Cox) und mit Hilfe des Kriegers Achilles (Brad Pitt), Troja in Schutt und Asche zu legen und so Rache für die „Entführung“ seiner Frau zu üben.

Was Petersen gut gelungen ist, ist die Darstellung der verschiedenen Beweggründe der einzelnen Protagonisten für ihr kriegerisches Begehren. Da wäre zum einen der junge Paris, der in seiner Liebe zu Helena bestärkt, den Kampf mit Menelaus sucht, jedoch letztlich als erbärmlicher Feigling da steht. Zum anderen hätten wir seinen Gegner Menelaus, der nicht danach trachtet, seine Frau wieder zu gewinnen, sondern lediglich seine Ehre wiederherstellen will. Agamemnon will auf der einen Seite seinen Bruder bei seinem persönlichen Rachefeldzug unterstützen, doch für ihn steht die Ausweitung seines Imperiums im Vordergrund. Und der sagenumwobene Achilles Bestreben ist ebenso uneigennützig wie das des Agamemnon: Er will Ruhm; um jeden Preis. Dass bei dieser Vielfalt der vorgestellten Charaktere (Paris’ Bruder Hektor nicht zu vergessen, der die Verteidigung Trojas in den Vordergrund stellt) dem Publikum kein richtiger Sympathieträger auf dem Silbertablett präsentiert wird, kann einerseits als Großzügigkeit des Regisseurs ausgelegt werden, dass sich jeder seinen eigenen „Liebling“ auswählen darf, andererseits kann dieser Mangel an starken Figuren zum gern Haben aber auch als riesengroßes Manko gedeutet werden; denn so gelingt dem Zuschauer nur schwer der Zugang zur dargestellten Geschichte. Und gerade die Geschichte ist um einiges tiefer als die von z.B. „Gladiator“, denn hier haben wir es mit verschiedensten Facetten des menschlichen Daseins zu tun und nicht nur mit dem guten, alten Rache-Thema. Doch das, was „Gladiator“ gerade durch dieses Rache-Thema ausmachte – die Verbundenheit des Zuschauers zum Plot –fehlt „Troy“ gänzlich. So fällt es dem Zuschauer auch merklich schwer, sich richtig in die Kampfeshandlungen zu steigern, wenngleich diese größtenteils hervorragend choreographiert und photographiert sind. Dadurch dümpelt der Film trotz packender Schlachten und opulenter Bilder irgendwie fade vor sich her und lädt nicht gerade dazu ein, sich für längere Zeit im Gedächtnis seines Publikums zu halten.

„Troja“ ist einer der schwächeren Filme Wolfgang Petersens, der ohnehin in den vergangenen Jahren eher durch mittelmäßige Arbeit auffiel; ein groß angelegtes Leinwand-Epos, das seinen Ansprüchen nur bedingt genügen kann und nur aufgrund der erstklassigen Bilder, die uns auf der Leinwand einen wahren Augenschmaus bereiten, der Mittelmäßigkeit entrinnen kann. 6,5 von 10 Punkten!

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