Ich blicke schon mit ein wenig Wehmut auf „Sie nannten ihn Plattfuß“ zurück. Immerhin war der Film zusammen mit Vater auf dem Wohnzimmersofa im zarten Kindesalter an einem Sonntagnachmittag meine erste Begegnung mit Bud Spencer – irgendwie ist das bis heute hängen geblieben. Der Auftakt zur „Plattfuß“ – Reihe ist das unangefochten beste Projekt des schlagkräftigen Italieners. Als mit Sicherheit von „Dirty Harry“ beeinflusster Kommissar Rizzo tritt er in Neapel gegen die Drogenmafia an und sorgt mit seinen beiden Argumenten wie gewohnt für Recht und Ordnung.
Nun ist „Sie nannten ihn Plattfuß“ aber keine der albernen Klamotten, in der er sich vorzugsweise mit Dauerpartner Terence Hill herumschlug, sondern ein bisweilen sehr ernster und spannender Krimi, der schlussendlich aber familiengerecht aufbereitet worden ist. Rizzo ist ein Mann der Straße, der für jeden ein offenes Ohr hat, von der Camorra respektiert wird und dafür bekannt ist, keine Waffen zu benutzen. Für Bud Spencer war die Rolle selbstverständlich wie maßgeschneidert. Als brummeliger Kommissar trägt er das Herz am rechten Fleck und hat immer einen passenden Spruch auf Lager. Da hier nicht Rainer Brandt mit seinen Mannen für Synchronisation, sondern die Deutsche Synchron Film GmbH Berlin für die Übersetzung verantwortlich war, bleibt der Grundton auch etwas ernster – die zitatwürdigen Sätze lassen sich hier trotzdem finden.
„Sie nannten ihn Plattfuß“ ist deswegen der beste Teil der Reihe, weil er noch, genau wie der folgende „Plattfuß in Hongkong“ (wo der Matrose Joe dann auch wieder auftaucht) übrigens auch, einen ernsthaften Plot besitzt und sein Assistent Caputo (Enzo Cannavale) wirklich nur eine kleine Nebenrolle besitzt und noch nicht mit seinen albernen Auftritten nervt. Das Wichtigste ist aber das Fehlen eines Kleinkinds. Insbesondere der „Plattfuß in Afrika“ und „Plattfuß am Nil“ dominierende Junge Bodo ließ die Reihe leider auf die infantile Schiene abrutschen.
Immer wieder sich durch deftige Schlägereien prügelnd, muss Rizzo hier feststellen, dass die Drogenmafia die Unterwelt von Neapel zu übernehmen droht und in den dort lebenden Jugendlichen einen neuen Markt sieht. Weder die alternde Camorra noch die gekaufte Justiz scheint dagegen etwas unternehmen zu können. Deswegen tut Plattfuß das auf eigene Faust, wird von seinem neuen, engstirnigen Vorgesetzten suspendiert und muss mit ansehen, wie auch noch der Sohn seiner Vermieterin ein Opfer der Drogen wird. Besuche in Nachtclubs gehören hier genauso zum Programm wie die Gesichtsverstümmelung einer Nutte, Morde an Informanten und Zeugen oder Verfolgungsjagden durch die Gassen von Neapel.
Fazit:
„Sie nannten ihn Plattfuß“ ist mit Sicherheit nicht nur Bud Spencers bester, sondern auch reifster Soloauftritt. Schade, dass die Qualität der Reihe so kontinuierlich abnahm. Der Erstling vereint eine ernste, dramatische Krimistory mit einem familiengerechten Hauptkommissar, der, wie es der Alternativtitel „Buddy fängt nur große Fische“ richtig ausdrückt, Umgang mit den sympathischen Kleinganoven pflegt, aber bei Drogen in seiner Heimatstadt Neapel rot sieht und rücksichtslos mit Grips und Fäusten vorgeht. Weder mordlüsterne Handlanger noch der gekaufte Justizapparat können ihn vor seinem Unterfangen abbringen. Perfekte Bud Spencer-Unterhaltung mit De Angelis-Ohrwürmern!