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Der Dicke und das Warzenschwein - Version: 2. Synchro (1980)

"Ich glaube, hier wird's bald ganz schön donnern."

Spencer als Erst- und Einzig genanter vor dem neuen Titel, der Neuschöpfung, der Kreation vom Dicken und dem Warzenschwein, dem Hackstück aus lang und ernst zu kurz und albern, runter auf knapp über 80 Minuten, in der Comedy-Fassung, die so komödiantisch aber gar nicht ist. Plünderer, Eier-und Schinkendiebe, Landstreicher, Brecher der Sperrstunde, Sympathisanten der Armee der Südstaaten und Zensurbehörden, kommerzielle Synchronstudios und 'Filmverbrecher' treiben hier das Unwesen, es herrscht das Kriegsrecht, wir schreiben 1862, den 22. März, Martial Law wurde für New Mexiko erklärt. Die Gegend ist zerbombt und verwüstet, es stehen nur noch einige Baracken, der Rest ist mit Asche überzogen, Spencer wandelt durch den Rest der Stadt und das Überbleibsel von Film, dem Schnellgericht, er redet oftmals mit sich selber, vom "Spargeltarzan" und dem "Biermuskel", den er einzieht, damit er möglichst unbesehen durch die Gegend wandeln kann, er denkt gerne ans Essen, ans Eingemachte geht es später:

Um vor dem sicheren Tod wegen diverser Vergehen gerettet zu werden, stimmt Eli Sampson [ Bud Spencer ] zusammen mit anderen Leidensgenossen wie Ted Wendel [ Ugo Fangareggi ], Donald MacIvers [ Guy Mairesse ], Piggott [ Benito Stefanelli ] oder Will Caulder [ Adolfo Lastretti ] und dem Mischling Jeremy [ Joseph Patrick Persaud ] 'freiwillig' überein, sich dem ehemaligen und unehrenhaft entlassenen Soldaten Colonel Pembroke [ James Coburn ] anzuschließen, der im Auftrag von Major Charles Ballard [ Jose Suarez ] ein zuvor aufgegebenes Fort von den Südstaaten durch eine Finte zurückerobern will. Insgeheim geht es ihm (scheinbar) nicht um eine Rehabilitation, sondern dort verstecktes Gold, von dem der jetzige Machthaber Major Ward [ Telly Savalas ] zwar nichts weiß, aber dennoch die in den Bergen gelegene Stätte nahezu einnahmesicher umgewandelt hat.

Es wird gestottert und gelispelt, es wird gelacht und gegrinst, es werden Worte im Munde umgedreht, es flattern die vertrockneten Schleimhäute im Pansen, es wird bald Unheil ausbaldowert, es herrscht aus schierer Not die Kriminalität. Windschief und verzogen sind die Gebäude, in die eingebrochen werden, der Hunger treibt die wenigen vorhandenen Menschen zum Äußersten, gute Restaurants mit knusprig gebratenen Truthähnen gibt es hier nicht mehr. Es halten sich nur noch Strolche in der Nähe auf; im Hintergrund bellt der "der größte Mörser der Welt", "der dicke Erich".

"Absoluter Totentanz" hier am Herrschen, Spencer als "herotischer Regiments-Gigolo", als "Wandermops" und "Breitbandnudel" (und als Ersatz für Eli Wallach) hebt die Laune, die Zuversicht, er fragt sich nach Essbaren durch die Gegend, er macht gute Miene zum bösen Spiel, sein Synchronsprecher Wolfgang Hess zumindest, dem "ganz schön der Quirl rotiert." Die Inszenierung ist umso sparsamer, so geruhsam wie die Bewegungen der Figuren, die Sekunden verharren, die Blicke erstarren. Ein Land am Ende, ein Film am Anfang (in manchen Versionen ist die komplette Handlung bis zum Eintreffen vor dem Kriegsgericht am Fehlen, trotz der dort bereits dargebotenen Informationen und mindestens dreier personeller Vorstellungen), gelaufen und geritten wird unter amerikanischer Flagge, eine zweite eminente Figur, ein Soldat namens Pembroke, ein Fahnenflüchtling und Knaststräfling eingeführt. Ein Deal wird ausgehandelt, aus Mangel an Alternativen, ein Selbstmordkommando voller "Totenvögel" lanciert, das Freicorps inklusive dem "Veteranenministranten" direkt vom Galgen geholt, plus ein geschasster Sergeant, gespielt von Reinhard Kolldehoff, frisch vom Dienst wegen Fehlverhaltens abkommandiert.

In der Sprache leger, selbst bei wichtigen Dialogen, in der Optik bleich bis ausgegerbt, so fahl wie der Schimmel, die Sonne hat jede Farbe weggebrannt, die Lippen sind spröde, die Augen ausgetrocknet, die Kleidung am Leibe der letzte Besitz, die Mission von vornherein zum Scheitern verurteilt, aber das Leben sowieso nichts mehr wert. "Lasst Euch nicht anmachen, der hat ja einen Knick im Schlüpfer" lautet das einhellige Motto, als man von der geplanten Großtat hört, mitten irgendwo in der Wüste, ein verlauster Haufen Fremder, Seelendiebe, Tagelöhner; der Bürgerkrieg wird hier von den Halunken ausgetragen und entschieden, Spencer spielt dann nur noch zweite Geige, Coburn (als Ersatz für Lee Van Cleef) führt, Valerii als Regissseur (und nach Streit mit Van Cleef als Auslöser für den Wechsel) übernimmt.

Das wirkt selbst in der hiesigen, gut halbstündig gekürzten Fassung etwas getragen, minimalistisch, das zehrt an den Kräften, zwischendurch liegt mal jemand tot im Graben, eine Brutalität im Hintergrund, die selbst der Bandwurm Klaus-Emil nicht negieren kann und nicht wegbekommt. Ab der Mitte gibt's ein Ziel, eine uneinnehmbare Festung, ein Trick wie bei dem "Typ in Troja oder so" und dem Pferd als Infiltrationsmaschine, es wird sich getarnt und hineingeschlichen. Die Bilder werden dann voller, die Panoramen weiter, der Wind pfeift sein Todeslied, man wird zu einer Art Spionagefilm, Einschmuggeln, Unterwandern, Observieren, Sabotieren, Torpedieren. Dann tritt auch das 'Warzenschwein' auf, Telly Salavas, er residiert im Fort, dort, wo "Headquarter" dran steht.

Der Film in der Variante hier (und auch in der Lang-, in der ersten Originalfassung Sie verkaufen den Tod) wartet dabei auf seine Höhepunkte, er wirkt teils existenzialistisch, ein wenig sparsam in allem, ein wenig spärlich. Es werden einige verbale Konfrontationen gezeigt, die meisten ausgeblendet, der Ton wird dennoch rauer, lustig ist das Gezeigte und auch das Gesprochene nun nicht mehr; eine gefährliche Gruppendynamik, viel Mißvertrauen, kein Fetzen Loyalität. Zuweilen ist man in der Andeutung von Grausamkeit fast wirkungsvoller als im Zeigen dessen, zudem hat der Film hier einen anderen, gerade im (fehlenden) Mittelteil einen wesentlich schnelleren Rhythmus, er ist (ohne Vorwissen) gut geschnitten, er erinnert mehr an die Söldnerfilme um Ein Dreckiges Dutzend und Co., den amerikanischen Söldner-Vertretern, im Tempo allgemein höher, fokussierter auf die Mission um Die Blauen und die Grauen selber, nicht den Weg dahin. Der Sturm einer Hängebrücke in der letzten Viertelstunde, die Sprengung dieser, der Einsatz eines drehbaren Maschinengewehres und ein paar vom Himmel geflogene Dynamitstangen heizen die Stimmung bis zum Flammenden Inferno an, zum Finale ein imposantes Gefecht, ein offenes Ende allerdings; sowieso wird hier viel im Off behandelt, der Tod ausgeblendet, rein ein Spektakel darauf gemacht, die geschönte Version vom Krieg.

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