Sie verkaufen den Tod - Version: 3. Synchro (TV 1985)
"Heute habe ich zum ersten Mal jemanden umgebracht." - "Und ich zum letzten Mal."
Coburn links, Spencer (als 'Leibwächter') rechts, Savalas mittig, aber darunter gesetzt; so setzt sich die Namenseinblendung im Titel zusammen, jeder bekommt seinen Platz zugewiesen, jeder bekommt sein Recht. Historische Aufnahmen werden geboten, ein Land im Aufruhr, die Männer in Uniform, die Waffe in der Hand, im Hintergrund brüchige Städte, der Putz ist abgeplatzt, Löcher in der Wand. Das Kriegsrecht wurde ausgerufen, der Aushang dazu liegt in einem Bombenkrater, die Erde ist aufgerissen, New Mexico brennt. Die Menschen sind entweder tot, auf der Flucht oder hungrig, der "Magen knurrt wie zehn Wölfe", ein Einbruchdiebstahl auf der Suche nach etwas Essbaren, "Aktion Eichhörnchen, Vorräte für den Winter" wird begangen.
Die Stadt hat noch genau ein Geschäft, sie hat im Grunde keine Kunden mehr, die normale Bevölkerung wurde vertrieben, im Hintergrund stets die Kanonengeräusche, das Geknalle, das Laute vom Krieg. Der Ort selber ist mehr im Zerfall und scheint nicht auf Aufbau zu warten, es tummeln sich nur wenige, isolierte, oft mysteriöse, bald drei inhaftierte Gestalten. Zwei davon haben vorher Zuflucht in der Kirche gesucht. Gebetet wird hier nicht, hier nicht, nicht am Galgen, nicht bei dem Selbstmordkommando, was noch ansteht, nicht bei den vielen Toten, die man im Showdown aufhäuft und ganze Leichenberge pflegt. Gelebt wird oder eher überlebt, wenn überhaupt, mit dem, was man am Leibe trägt; ein erstes Zusammentreffen späterer Mitstreiter ist zufällig und auch nicht freundlich, vereint ist man dann nur im Kampfe und weil die gemeinsame Gefahr über allen thront:
Um vor dem sicheren Tod wegen diverser Vergehen gerettet zu werden, stimmt Eli Sampson [ Bud Spencer ] zusammen mit anderen Leidensgenossen wie Ted Wendel [ Ugo Fangareggi ], Donald MacIvers [ Guy Mairesse ], Piggott [ Benito Stefanelli ] oder Will Caulder [ Adolfo Lastretti ] und dem Mischling Jeremy [ Joseph Patrick Persaud ] 'freiwillig' überein, sich dem ehemaligen und unehrenhaft entlassenen Soldaten Colonel Pembroke [ James Coburn ] anzuschließen, der im Auftrag von Major Charles Ballard [ Jose Suarez ] ein zuvor aufgegebenes Fort von den Südstaaten durch eine Finte zurückerobern will. Insgeheim geht es ihm (scheinbar) nicht um eine Rehabilitation, sondern dort verstecktes Gold, von dem der jetzige Machthaber Major Ward [ Telly Savalas ] zwar nichts weiß, aber dennoch die in den Bergen gelegene Stätte nahezu einnahmesicher umgewandelt hat.
Eine strategische Operation wird geplant, den Ausgang des Krieges sollen die entscheiden, die eh dem Tod geweiht sind, nicht die Soldaten gegen Sold, sondern Häftlinge, denen für wenige Augenblicke wieder die Freiheit geschenkt oder zumindest versprochen wird. "Was ich Euch versprechen kann, ist nicht viel. Sterben müsst Ihr vielleicht so oder so." Eine aufgeschobene Begnadigung, ein Viehdieb, ein Ehebrecher und Mörder, ein Plünderer, einer, der im Beruf als Pfleger Medikamente entwendet hat, ein Mestize, der der Alkoholmissbrauch seines Volkes verhindern wollte, ein Friedensprediger; ein zusammengewürfelter Haufen, vielleicht die Hälfte davon kampferfahren, der Rest eher Gesocks und Gesindel, "Was wird Dein Leben wert sein, wenn Du mit denen da draußen bist?" - "Was ist es jetzt wert?" Den Prediger haben sie da gelassen, der erste Tote in der Geschichte, es kommen noch viel mehr.
Der Ritt durch die Sierra ist verbal bald aggressiv, das Gesindel probt schon den Aufstand und die Meuterei, da ist die Garnison gerade das erste Mal aus dem Blickfeld geraten, die Truppe fällt bis auf den Indianer eigentlich nur durch ihr verschlagenes Gehabe und den bösen Blick auf, sonst ist in der Hinsicht (abgesehen von Spencer) nicht viel Positives zu sehen. Die Gegend karg und blass, Flora und Fauna entweder gar nicht vorhanden, oder ärmlich, Riz Ortolani bespielt den Score dafür reichlich episch. Stoßtrupp Gold in der Westernfassung wird angeboten, die Gesichter unrasiert, die Haare zu lang, die Kleidung notdürftig, der Großteil Mitläufer, aber mit dem Hang und Drang zum Stänkern und Aufruhr, und ein Anführer, der nicht ganz die Wahrheit spricht. Im Übrigen wirkt auch diese Fassung zuweilen abgehakt, die Episode mit dem Zug, eine Bluttat auf einer Farm ("Jetzt teilen wir nur noch durch 7.") wird zumindest deutlicher und erklärt, zudem wird gezeigt, dass bei den Konföderierten nur wenige Meilen weiter das Leben gedeiht und die Gesellschaft blüht, sowie dort nach der Verkündigung des vermeintlichen Sieges auch sofort ausgelassen wie kleine Kinder gefeiert wird, und zwar trunken und den lieben langen Tag. "So kann's von mir aus weitergehen. Das ist aber auch das erste Gute an dieser ganzen beschissenen Sache, in die der Colonel uns hineingeritten hat."
Nach einer guten Stunde ist man im Fort, ein strategisch äußerst wichtiger Standort, ein Kommandostützpunkt, der gleichzeitig als Verkehrsknoten für den Nachschub und die Lieferung bis rein nach Santa Fe sowieso dient, in den Fels gehauen und aus dem Berg erwachsen, ein riesiges Gebäude, eingefangen in enormen Kameraschwenks, die perfekte Kulisse für ein militärisches Scharmützel und im Finale viele großflächige Explosionen. "Der Krieg ist zu Ende." heißt es vorher, ein Ablenkungsmanöver, der Krieg wird nur vorübergehend ausgesetzt, wird später noch einmal in episch aufgezogen, als Himmelfahrtskommando, als Söldnerfilm, als Sterben in Staub und Dreck, zwischen brutzelnden Flammen und Bergen von Toten, eingepfercht zwischen Mauern und Stollen, zwischen Donner und Grollen. Regisseur Valerii geht das eher ruhig an, viel auf die Darsteller bezogen, die Action spät und sich dann voluminös steigernd, vorher ein Charakterporträt und ein Das Dreckige Dutzend, im Italowestern; Platz 17 Jahresbestenliste 1972/73 in der Heimat war die Krönung. "Keine Hetze, muss alles seine Ordnung haben." ist das Motto hier, das erinnert zuweilen nicht umsonst an Leone, es wird in die Gesichter, auf die Augen, dem Spiegel der Seele fixiert, die Landschaft auch in Augenschein genommen, das Sparsame, der Minimalismus, der Existenzialismus zelebriert. Mit Spannungsmomenten wird gearbeitet, mit Bedrohlichkeiten, mit Verrat allerorten, mit dem Streben ums eigene Überleben, mit Geheimniskrämerei und Infiltration, mit Sabotagen und dem Werfen von Dynamitstangen, mit Glycerintrinitrat als Hagelsturm, die Pyrotechniker in Höchstform.