Es geht um die Wurst
Ein rehabilitierter 131er. Gratulation an die deutsche Titelschmiede: "Blutgericht in Texas" - Erbsensuppe in Tessin? Naja, nicht das "Texanisches Kettensägen-Massaker" irgendwie subtiler wäre.
1974, eine neue Art von Horrorfilm, Kadaver statt flackerndes Kerzenlicht und Okkult-Horror, aus heutiger Perspektive in Sachen explizit zu sehende Eingriffe aber beinahe gnädig, da ist Herschell Gordon Lewis (finde ich unsympathisch) schon Jahre zuvor weiter ins Fleischliche vorgedrungen. Über Umwege Bava (sehr sympathisch!) und konkret „Psycho“ haben (neben anderen) auch den Weg für diesen frühen Terrorfilm geebnet.
Fraglos ist der Film auch heute noch nervenaufreibend. Das fast beiläufige Aufhängen Teri McMinns an einem Fleischerhaken wirkt weit grausiger als die entsprechende Szene in Nispels bescheidenem Remake (2003), wo ein Sunnyboy gut abhängen soll und die Kamera stolz nahezu alles präsentiert. Weil Hooper unblutig bleibt, hat seine Szene ihre volle Wirkung (zurückhaltend war er hier aber wohl nur, weil ein Kollege am Set ihm dies empfahl).
Primär verstörend ist jedoch bekanntermaßen die Atmosphäre. Die Eröffnungssequenz mit den Sonnenprotuberanzen und den saftigen Details auf dem Friedhof, dazu das Blitzlicht der Kamera, das klingt, wie ein im Dunkeln lauerndes ekliges Insekt; später das regelrecht aus dem Bildschirm, von der Leinwand herunterstinkende Interieur des Kannibalen-Landsitzes, ein Sammelsurium aus menschlichen und tierischen Überresten, das Reich der Ludolfs unter den Leichenverwertern.
Der pure Terror ist die schlimme Szene, wo der halb mumifizierte "Grandpa" auch mal darf – das ist noch echter Familiensinn und da kommt der ganze Wahnsinn der kannibalischen Familie durch - und mit der Feinmotorik bzw. Treffsicherheit eines Eisbären (wobei ein Eisbär vermutlich über eine 1a-Treffsicherheit verfügt, der Vergleich taugt nichts) mit einem Hammer auf Sallys Kopf einschlägt, der über einem Eimer (!) geduldig festgehalten wird (!). - Es wirkt noch immer grausig, dagegen stinkt der US-Terrorfilm der letzten Jahre komplett ab (die „I Spit On Your Grave“- und „Maniac“-Remakes mal ausgenommen).
Man kann so etwas menschenverachtend und sche*ße finden, das ist das hässlichste Antlitz des Horrorfilmes. Wer in dieses nicht blicken will, den kann man nur allzu gut verstehen und dem kann man nur gute und sichere Wege wünschen, aber der Film ist definitiv Kunst, das erkennt man, wenn man ihn sieht.
(Der Ludolfs-Vergleich ist vielleicht ein wenig unglücklich.)