Was ist Terror?
Psychischer Druck gepaart mit panischer Angst erzeugt durch einen drohenden Gewaltakt.
Solcher Mindfuck wird gerne von Horrorfilmfiguren wie Michael Meyers, Freddy Krueger oder Jason Vorhees betrieben.
Das sind schon sehr schwer verdauliche Brocken, eine junge Dame von einem bemesserten Killer kreischend davon rennen zu sehen.
Der Terror wird jedoch ins Unerträgliche gesteigert, wenn der wahnsinnige Killer statt eines Messers eine laufende Kettensäge um sich schwingt.
Dieses laute, ohrenbetäubende Rotieren der Sägekette, wohlwissend, dass sie an dir gerade ihres eigentlichen Zwecks missbraucht wird, zersägt bereits im Vorfeld sämtliche Nerven.
Ein solches unvorstellbar grauenhaftes Horrorszenario hat Tobe Hooper 1974 auf die Kinoleinwände losgelassen, und damit einen Kultfilm geschaffen, der den Weg für oben genannten Slasher ebnete.
Die Rahmenhandlung ist natürlich simpel, aber mehr hat der Film um zu wirken auch gar nicht nötig.
Es wird jedenfalls eine klassische Ausgangssituation geschaffen, die noch oft recycelt werden sollte.
Fünf Teenagern geht bei ihrem Roadtrip durch Texas der Sprit aus, sie rasten in einem alten, verfallenen Anwesen, und stoßen dabei auf kannibalische Wahnsinnige.
Es ist bemerkenswert, wie Tobe Hooper es schafft von der ersten Sekunde an eine trübe, beunruhigende Atmosphäre zu schaffen, angetrieben durch das hervorragende Zusammenspiel von Kamera, Sound und letztlich den gezeigten Bildern.
Die Kameraperspektiven wurden hervorragend gewählt, und erzeugen zusammen mit den schrillen, nervtötenden Sounds eine sehr unangenehme Stimmung, die das Unheil förmlich androht.
Und doch wird man vom ersten, plötzlichen Auftauchen von Leatherface förmlich überrollt.
Kompromisslos und brutal geht hier das unheimliche Ungetüm vor sich, und haut seinem Opfer mehrmals mit einem Hammer über die Rübe.
Aus der Totalen gezeigt, und ohne in selbstzweckhafte Splattereinlagen zu verfallen, bestechen diese Szenen durch ihren Realismus, und haben deshalb eine besonders effektive Wirkung auf den Zuschauer.
Und auch später, wenn Leahterface zu seiner Kettensäge greift, halten sich die Bilder weiterhin dezent von Blut und erst recht von abgetrennten Körperteilen fern; letzteres wird lediglich dank einer Off-Perspektive nur angedeutet.
Fortan herrscht nur noch der blanke Terror.
Die Szene in der das blonde Mädchen kreischend durch den Wald, das alte Haus, wieder zurück in den Wald und zum Schluss bis zur Tankstelle vom Kettensägen schwingenden Leatherface davon rennt ist ein wahrer Meilenstein; hier bleibt keine Zeit zum aufatmen!
Interessant wird es außerdem, wenn die schier unaufhaltsame Killermaschine später noch eine komplett unerwartete Seite von sich zeigt, nämlich Angst und Ergebenheit.
Eine Facette die kein anderer der später erschaffenen Film-Killer vorweisen kann, was Leatherface dank seines zweidimensional angelegten Charakters einzigartig unter all den „Slashern“ macht, und
gleichzeitig betreibt er auch dank seiner Kettensäge den größten Mindfuck am Opfer (und auch am Zuschauer).
Und dann gibt es da noch die berühmte Abendmahl-Szene, die dem ganzen kranken Psychoterror nochmal die Krone aufsetzt; hier darf sich das blonde Mädchen bei dem perversen Mordspiel der Kannibalen wirklich die Seele aus dem Leibe kreischen.
Da darf die grandiose Leistung von Marilyn Burns natürlich nicht unerwähnt bleiben. Eine wirklich sehr überzeugende Darstellung ihrer panischen Angst.
Gunnar Hansen als Leatherface ist natürlich Kult, obwohl der Schauspieler streng genommen ja nicht mehr tut, als die Kamera einfach nur mit seiner unangenehmen Aura zu füllen.
Die Ledermaske und damit sein ganzes Erscheinungsbild ersetzen quasi sein Schauspiel; keine Mimik, keine gesprochenen Sätze...nur dumpfes Geschreie, und überaus professionelles Schwingen seiner Kettensäge (ganz besonders in seiner letzten Szene!).
Und das alles wirklich ohne übertrieben Gliedmaßen durch die Luft fliegen zu lassen, und das hätte Tobe Hooper wahrscheinlich auch bei einem üppigeren Budget nicht anders gemacht.
Der Regisseur legt keinen Wert auf Splatter sondern vielmehr auf die Angst davor, und das macht den Film letztlich auch wesentlich reifer als seine Nachfolger.
Das Texas Kettensägen Massaker ist wirklich gelungenes Terrorkino, das gerade durch seine Einfachheit punktet, und damit auch das Michael Bay Remake um Längen schlägt.
Dieses Original ist der perfekte Beweis dafür wie viel so wenig sein kann!!