Diesmal hat es Spencer und Hill in den südamerikanischen Dschungel verschlagen, und dort erleben sie ihr vielleicht bestes gemeinsames Abenteuer.
Wieso, ist schwer zu erklären. Der allgemeine Eindruck ist jedenfalls der, dass „Zwei Himmelhunde auf dem Weg zur Hölle“ atmosphärisch unvergleichbar ist und vollkommen für sich alleine steht. Komik, Action, Melancholie und Story sind absolut verträglich aufeinander abgestimmt und eingebettet in über alle Maßen authentisches Südamerika-Flair. So könnte man die Magie des Films vielleicht kurz zusammenfassen.
Im Detail gesprochen befinden wir uns zunächst einmal noch in der Frühphase des Duos. Das Produktionsjahr ist das gleiche wie „Vier Fäuste für ein Halleluja“, und das sieht man unter anderem an dem schön dreckigen Look der Umgebung und vor allem der Hauptdarsteller. Vom Filmcover her würde man fast schon einen weiteren Western vermuten, und tatsächlich zeigen sich Spencer und Hill als Salud und Plata gewohnt dreckig und verlaust, mit abgenutzten und zerrissenen Klamotten. Die Survival-Andeutungen stehen ihnen ins Gesicht geschrieben, und so gibt sich auch die Story. Salud und Plata geben vor, Piloten zu sein, sind tatsächlich aber Bruchpiloten, die ihre eigenen Abstürze vortäuschen, um anschließend die Versicherungssumme zu kassieren. Von der Anlage her ein sehr actionreicher und todesmutiger Job, gilt es hier aber vor allem, das eigene Überleben und das der Familie zu sichern. Um die Not, die Versicherungsgesellschaften auszutricksen, darzustellen, lernen wir Platas Bruder kennen, der chronisch pleite ist und einen Haufen von Kindern zu versorgen hat. Zudem wird der Staat – in Form der Polizei – als sorglos und gleichgültig dargestellt, so dass man als Zuschauer überhaupt keine Gewissensbisse bezüglich der Betrügereien haben muss.
Von den Abstürzen selbst sollte man sich keine allzu großen Versprechungen machen. Wie üblich wurden die so billig getrickst, dass man nie wirklich einen Absturz zu Gesicht bekommt, sondern einen solchen höchstens vermutet. Dass die Maschine überhaupt abstürzt, merken wir an Spencers vollmundigem Urschrei und Hills Vortäuschen der Bewusstlosigkeit/ des Todes nach der Bruchlandung.
In die Survival-Situation des südamerikanischen Dschungels verschlägt es die Himmelhunde, weil Saluds Bruder ihnen eine schrottreife Maschine angedreht hat und es tatsächlich zum Absturz kam. So verschlägt es die beiden Teufelskerle mitten ins Grün, wo sich ein paar vereinzelte Überlebenskünstler und Einheimische zu Hause fühlen, darunter ein verrückter Einsiedler, der behauptet, eine Smaragdader gefunden zu haben, und eine Gruppe von skrupellosen Diamantenschürfern unter dem Regiment des schwerhörigen Mr. Ears, der die Gegend ausbeuten will.
Sehr witzig und trashig ist übrigens der Schnitt kurz nach der Landung, als Hill erst noch seine Verarsche am besorgten Brummbär Spencer durchzieht und gleich nach dem nächsten Schnitt ohne jede Vorwarnung plötzlich Hill mit einem dichten Bart durchs Bild läuft, was uns sagt, dass inzwischen eine Menge Zeit vergangen sein muss. Der Absturz hat die Runde gemacht, und die Umgebung ist neugierig auf die beiden Tontauben geworden.
Nun kommt es natürlich, wie es in einer Spencer/Hill-Komödie immer kommen muss. Den Schwachen wird geholfen, die bösen Buben werden verdroschen. Eine Schwarzweißmalerei, wie sie jeder Fan liebt, nimmt ihren Lauf. Ein bisschen grau wird's aber doch, denn ganz ohne eigenen Vorteil agiert man nicht. Man wittert gar ein Geschäft, weshalb man den abgestürzten Flieger wieder flott macht und jeder abwechselnd einen Tag in die Stadt fährt, um Waren zu importieren, die ihnen von den Ansässigen nur so aus der Hand gerissen werden.
Wie schon zu Beginn angesprochen, glänzt das Drehbuch von Giuisippe Colizzi, Amedeo Pagani und Barbara Alberti mit einer absolut ausgewogenen Mischung aus Prügeleien, witzigen Dialogen, einer gesunden Mischung aus Humor und Ernsthaftigkeit sowie einem Buddy-Gespann, das sich bedingt durch die Flüge in die Stadt angenehmerweise auch schon mal trennt. Gerade Bud Spencer wird öfter mal im Dschungel mit den Einheimischen alleine gelassen (weil er immer „Gerade oder ungerade“-Spielchen verliert) und verliert mehr als einmal unter den Verhaltensweisen des verrückten Einsiedlers seine Fassung, zeigt aber auch Herz und schließt Freundschaft. Das einzige, was fehlt, sind die Techtelmechtel vom werten Herrn Hill (das Mädel im Blumenladen gilt nicht).
Die Prügeleien sind verhalten, rar und insgesamt relativ unspektakulär, glänzen aber mehr als in allen anderen Filmen mit stinkfrechem Wortwitz und sind auf dem Verarsch-Prinzip aufgebaut. Das heißt, erst werden Plata und Salud wegen ihres Absturzes auf den Arm genommen, bevor die es doppelt und dreifach zurückzahlen. Und zwar etwa in Form von Messertricks, Lockvogel-Zeigefinger etc. Dennoch sind die Kloppereien spektakulär genug, dass in einer Szene sogar ein ganzes Haus zusammenbricht.
Der Big Boss Mr. Ears, äußerlich an einen Bond-Bösewicht erinnernd, tritt jedoch viel zu selten in Erscheinung, um Eindruck hinterlassen zu können und ist darüber hinaus bei weitem nicht böse genug. Viel gemeiner sind seine Handlanger, die ungewohnt rabiat zur Sache gehen und auch nicht davor zurückschrecken, auf einen Hund zu schießen oder das Haus eines Einheimischen abzufackeln.
Der finale Fight ist etwas ganz Besonderes. Diesmal gibt's nämlich keine von den altbewährten Massenschlägereien, sondern einen Godzilla-ähnlichen Zweikampf zwischen den beiden Titanen Spencer und Hill. Als Vorbereitung dient eine mehrfache, an „Der unsichtbare Dritte“ erinnernde Flugzeugattacke, bevor sich Salud und Plata schließlich gegenseitig verkloppen. Ich erinnere mich noch genau an meine Gedanken, als ich diese Prügelei als Kind gesehen habe. Es war quasi eine Bestätigung einer Vermutung, die ich schon immer hatte: Spencer und Hill sind unbesiegbare Kampfmaschinen, denen kein Böser etwas anhaben kann. Und wendet man sie gegeneinander, wird es unvermeidlich ein Unentschieden geben und die Klopperei wird andauern, bis die Endzeit anbricht. Natürlich bevorzugte und identifizierte man sich normalerweise mit einem der beiden Buddies, doch hätte man es den Machern nie verziehen, den einen dem anderen überlegen zu machen. Somit ist diese Prügelei alles andere als ein Eyecatcher, dafür aber mit einer speziellen Bedeutung im Hinterkopf versehen, welche die Unbesiegbarkeit von Spencer und Hill unter Beweis stellte.
Mit dem Flugzeugausflug des verrückten Einsiedlers wird zudem noch der Vergleich zwischen Urbanisierung und unberührter Natur thematisiert, sicherlich auch in Hinsicht auf die eigentliche Handlung, nämlich die Ausbeutung der Diamantenvorräte in dem südamerikanischen Dschungel. Gewertet wird dabei allerdings nicht, wenn überhaupt, dann nur für beide Seiten positiv. Zu Beginn schwärmt der Alte noch von seinem wunderschönen Berg, während Spencer die Augen verdreht und nach Essen schreit. Später jedoch gibt er auch seine Begeisterung für die Stadt preis, für ein Wunderwerk der Menschheit. Fasziniert schaut er im Flugzeug aus dem Fenster und staunt ob der neuen Perspektiven, die ihm das Erfindungsreichtum der Menschen beschert. Er ist voller Ehrfurcht einerseits vor der Moderne, andererseits vor der unberührten Schönheit der Natur. Beides wird gleichermaßen respektiert und damit für einen Mittelweg plädiert, der von den gierigen Diamantenschürfern, die für den radikalen Kapitalismus stehen, keineswegs verfolgt wird. Stattdessen verkörpern Spencer und Hill diesen Weg, indem sie sich zwar der Vorzüge der Technik bedienen, diese aber für das Gute einsetzen, was hier heißt, die Natur zu schützen, ebenso wie ihre Bewohner, was vor allem in einer Szene eindringlich klar gemacht wird, als Salud sich unter Lebensgefahr ins Flugzeug setzt und einen schwer Verletzten in die Stadt transportiert und ihm damit das Leben rettet.
So ist „Zwei Himmelhunde auf dem Weg zur Hölle“ die wohl ausgewogenste Geschichte, die jemals mit den Protagonisten Bud Spencer und Terence Hill erzählt wurde. Nichts kommt zu kurz, und ebenso wird nichts übertrieben. Zusätzlich begeistert die grüne Fauna, die dem Film ein absolut einzigartiges Flair verleiht.
Das gibt die Spencer-Hill-Höchstwertung: 8/10