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Die beiden "La Boum"-Filme lagen noch nicht weit zurück, die halbe Männerwelt (jüngeren Alters) lag Madame Marceau zu Füßen, und die tat das, was so viele Schauspielerinnen in dieser Situation schon taten: In mehreren Filmen nackte Haut zeigen, um vom Mauerblümchen-Image wegzukommen.

In "Abstieg zur Hölle" sieht sie dann auch nicht mehr aus wie ein braver Teenager, sondern eher wie eine Lolita: Ihr Filmname "Lola" kommt nicht von ungefähr. Allerdings agiert sie nicht als genre-übliche "femme fatale", sondern spielt eine attraktive junge Frau, die von ihrer Ehe mit einem älteren Schriftsteller reichlich frustriert ist. Wundern tut einen das nicht, denn Claude Brasseur ist tatsächlich dreißig Jahre älter als Marceau und säuft sich im Film unentwegt an der Hotelbar zu, während Lola einem jungen Hotelgast näher kommt.
Der folgende Genremix aus Drama, Krimi und Softerotik ist recht unausgegoren, zumal sich der Film nie für eine Richtung entscheiden kann. Die nicht-chronologische Erzählweise und die durchaus um Komplexität bemühte Psychologisierung der Figuren (siehe: Lippenstift-Trauma von Lola) stehen im krassen Gegensatz zum total simplen Krimiplot: Alan ermordet in Notwehr einen Straßendieb, worauf eine Erpressung durch zwei Einheimische folgt. Angelegt als klassischer Film-Noir bietet "Abstieg zur Hölle" dann leider viel zu wenig überraschende Wendungen, um wirkliche Spannung zu erzeugen. Von der Glaubwürdigkeit einiger Figuren, insbesondere Lolas, ganz zu schweigen.

Immerhin kitzelt Regisseur Francis Girod aus den exotischen Schauplätzen sehenswerte Bilder und genügend Atmosphäre heraus, um die knapp achtzig Minuten doch zu einem relativ kurzweiligen Vergnügen zu machen. Den Rest besorgt Sophie Marceau, die dem äußeren Idealbild von der perfekten Frau hier gefährlich nahe kommt und dankbarerweise die ganze Zeit entweder nackt oder in ansprechender Garderobe zu sehen ist. Fans von ihr können deshalb mit diesem recht ungewöhnlichen Erotikkrimi durchaus eine nette Zeit haben. Allen anderen sei der fünf Jahre ältere "Body Heat" mit Kathleen Turner und William Hurt empfohlen, der eindrucksvoll zeigt, wie ein stilvoller, erotiklastiger Noir-Krimi vor exotischer Kulisse auszusehen hat.

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