Die Fernsehserie nimmt sich des Klassikers "Ich, Claudius, Kaiser und Gott" von Robert von Ranke Graves an. Wer das Buch gelesen hat, weiß, dass jede Verfilmung Gefahr läuft, entweder für teuer Geld einen Film für den Index zu produzieren oder ein unsäglich langweiliges Mammutwerk zu verzapfen.
Um so erfreulicher, dass es bei der Serie funktioniert hat, die nun fast schon legendäre Sittenlosigkeit, die Gewalt und die Intrigen des julisch-claudischen Herrscherhauses auf den Bildschrim zu bringen, ohne dem Anspruch des Buches nicht gerecht zu werden oder einen Film wie "Caligula" abzuliefert (das soll nicht heißen, dass Caligula nicht klasse wäre...).
Die Serie beginnt mit dem jungen Claudius unter der Herrschaft des Augustus, dann schon reifer unter der des Tiberius. Seine Gebrechen retten ihn sogar vor Caligula, den er auch noch überlebt, um dann selbst Herrscher zu werden. Claudius wird von Messalina gesteuert und wird zum Ende mit Agrippina verheiratet, die ihren Sohn Nero mit in die Ehe bringt. Beide bedeuten das Lebensende von Claudius. Klingt langweilig? Ist es definitiv nicht.
Sämtliche Schauspieler sind brilliant. Claudius wird als stotternder Idioten dargestellt, der nicht wert befunden wird, umgebracht zu werden. Im Buch ist das alles nur Tarnung für einen wachen Geist. Im Film sind phasenweise Zweifel angebracht, was dem historischen Original wohl viel näher kommt.
Caligula sieht natürlich anders aus als unser Freund Malcolm von Tino Brass. Aber sein Wahnsinn ist deutlicher und gefährlicher (der Ratschlag an Claudius, nicht in das Zimmer zu gehen, in dem Caligula gerade seine von ihm schwangere Schwester abgeschlachtet hat, kommt mehr als beunruhigend rüber).
Gut, Tiberius ist nicht so gut wie Peter O'Toole, aber das ist zu erwarten.
Nicht nur die Schauspieler sind hervorragend. Es ist bei der Serie vor allem das Drehbuch zu loben. Es setzt einen sehr komplexen Roman flüssig um, ohne übermäßig Geld für Bauten und Effekt ausgeben zu müssen und ohne drastische Gewaltdarstellungen. Die Gewalt findet meist im off statt, ist aber trotzdem präsent. Die Sittenlosigkeit wird mehr durch einige Nacktszenen angedeutet, was aber reicht.
Es ist schade, dass diese Fernsehserie so selten auf deutsche Bildschirme kommt (ich kann mich nur an eine Ausstrahlung auf einem dritten Programm erinnern). Somit war dieses Glanzstück guter Unterhaltung zu einem Schattendasein verdammt, was es wirklich nicht verdient hat. Nun steht dem Zugang zu einer breiten Masse nichts mehr im Wege, wobei ich von der Aufmachung die Fassung aus den Niederlanden empfehlen würde.
Für mich hat "Ich, Claudius, Kaiser und Gott" 9 von 10 Punkten verdient und ist für alle die unbedingt anzusehen, die mit Spaß das Buch gelesen haben.