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Manchmal gibt es Filme, bei denen man nicht so richtig weiß, was man von ihnen halten soll. Auf der einen Seite sind sie spannend und interessant, auf der anderen Seite aber auch totaler Schwachsinn. "Cube" könnte man da z. Bsp. nennen, der wirklich ein Extrem darstellt in Sachen Spannung und Atmosphäre, aber Storymäßig eigentlich wirklich fernab jedweder Realitäten ist (was ihn aber nicht daran hindert dennoch ein verdammt guter Film zu sein). Ein ganz anderes Beispiel, was aber irgendwie in die selbe Kerbe schlägt, ist "Birth". Eigentlich inhaltlich unglaublicher Blödsinn, fasziniert der Streifen dennoch, nur um leider in einem hochgradig enttäuschenden Ende zu münden.

Inhaltlich ist "Birth" nämlich wirklich absoluter Schwachsinn. Es geht um eine junge Frau, Anna, dessen Ehemann Sean vor zehn Jahren verstoben ist. Eines Tages trifft Anna auf einen 10jähigen Jungen, der behauptet Sean zu sein und der seine Behauptung auch mit allerhand Fakten unterlegt, die eigentlich niemand anders als der wirkliche Sean wissen könnte. Und nach anfänglicher Skepsis verfällt sie dem mysteriösen Jungen mehr und mehr... Ja, egal wie man es auch dreht und wendet, in "Birth" so etwas wie einen Sinn zu entdecken ist wahrlich schwierig. Vor allem die Geschichte an sich ist wirklich so abstrus, wie sie beim Lesen der Inhaltsangabe erscheint. Doch trotz allem bildet der Film eine gewisse Faszination und wird nicht langweilig.

Denn die Inszenierung von Regisseur Glazer kann man wirklich nur als gelungen bezeichnen. Egal ob es die mitunter minutenlangen Szenen ohne spürbare Schnitte sind, ob es die ganze Ausleuchtung des Geschehens ist oder einfach die ganz eigentümliche Musikuntermahlung. Irgendwie schafft es Glazer einfach den Zuschauer in sein abstruses Märchen hineinzuziehen. Dazu kommt zudem die Tatsache, dass das Treiben, trotz aller Abstrusitäten, durchgehend spannend und interessant bleibt. Was es mit dem Jungen denn nun wirklich auf sich hat, will man nämlich wirklich wissen, mag einem das Treiben auch noch so realitätsfern vorkommen. Desweiteren fesselt einem auch die Entwicklung der Figuren, vor allem der von Anna, irgendwie an den Bildschirm. Und das der kleine Skandal, den der Film in den USA inne hat, auch nicht ganz von ungefähr kommt, wird ebenfalls in wunderbaren Bildern vor Augen geführt. Auch wenn wir Deutschen es wohl unterm Strich wohl nicht so skandalös empfinden dürften, so lässt es einen doch nicht unbedingt kalt, wenn z. Bsp. Anna den kleinen Sean auf den Mund küsst oder sogar mit ihm nackt in der Badewanne liegt und der 10jährige Racker, auf die Frage was er denn gerade mache, sagt "Ich beobachte den Körper meiner Frau" oder Anna ihn fragt ob er denn schon mal mit einer Frau geschlafen hätte und dieser dann antwortet "Nein, du wärst die Erste". Mit "Birth" haben wir es wohl wirklich mit einem der ganz wenigen Beispiele zu tun, die zeigen wie faszinierend eine im Grunde schwachsinnige Story doch sein kann, wenn sie nur interessant und elegant in Szene gesetzt wird.

Schade nur, dass das ganze mysteriöse Treiben dann in einem derartig unbefriedigendem und nichtssagendem Schluss endet, das dem Film nachhaltig schadet. Nach dem man sich, trotz allem, immer mehr in das, immer spannender werdende, Szenario hineinsteigern konnte, wird man nun plötzlich mit einem derartig enttäuschendem Ende abgespeist, dass man sich auf einmal wieder fragt, was das Ganze nun eigentlich soll und was sich die Macher dabei gedacht haben. Keine Idee, viel zu viele offene Fragen und einfach nur eine unglaubliche Enttäuschung, die den gerade gesehenen Film nun doch so überflüssig erscheinen lassen, wie man es schon zuvor befürchtet hatte. Schade!

Na ja, um doch noch ein paar abschließende positive Worte zu finden, müssen noch ganz schnell die Darsteller erwähnt werden, die ihre Sache wirklich durchgehend überzeugend machen. Da wäre zum einen natürlich Nicole Kidman, die in ihrer Rolle der Anna wieder ihr ganzes schauspielerisches Talent unter Beweis stellt. Wieder einmal zeigt sie uns, dass sie selbst den schwierigsten Rollen gewachsen ist. Dazu der kleine Cameron Bright, der ebenfalls schon jetzt zu den ganz Großen zu gehören scheint und absolut überzeugend agiert. Und auch die wunderbare Lauren Bacall, eine der letzten Diven des Filmgeschäftes, darf natürlich nicht vergessen werden.

Fazit: "Birth" ist und bleibt ein Film, der den Zuschauer zwiespältig zurücklässt. Auf der einen Seite ist die Story eigentlich wirklich unglaublich realitätsferner Blödsinn, bei dem man sich die ganze Zeit fragt, wie man überhaupt auf solch eine abstruse Geschichte kommen kann. Auf der anderen Seite wurde dieser Blödsinn aber so spannend, atmosphärisch und interessant in Szene gesetzt, dass man dennoch bis zum Schluss dran bleibt, nur um am Ende dann wieder mit einer bitteren Enttäuschung aus dem Film zu gehen. Wäre der Schluss knackig und interessant ausgefallen, dann hätte es "Birth", trotz der beknackten Geschichte, wohl dennoch auf ein "gut" schaffen können. So allerdings, bleibt er nun gerade noch so im überdurchschnittlichem Bereich haften. Leider oder auch Gott sei Dank!

Wertung: 6/10 Punkte

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