Wenn ich denn schon mal dabei bin, mir die schrecklichen Eigenproduktionen angedeien zu lassen, derer sich Vinegar Syndrome angenommen hat, um ihnen ein Überleben auf Disc zu sichern, kann ich das Triptychon auch voll machen. Nach „Winterbeast“ (breathtakingly bad) und „Fatal Exam“ (cineastic morphine) kommt nun also noch ein Blick auf „Beyond Dream’s Door“ von Jay Woelfel, dem einzigen Regisseur des Trios, der so etwas wie eine Karriere mit seiner Filmographie abbildet.
Es ist – mit weitem Abstand – derjenige der drei, der am meisten Talent hat und dies auch bis zu einem gewissen Grad in sein Werk einfließen lassen konnte, auch wenn das Budget nicht hoch war und die Darsteller dann wohl doch eher talentarme Bekannte. Aber inszenatorisch hat Woelfel ein wenig Talent, wie optische Einfälle, ungewöhnliche Blickwinkel, phantastisch gefärbte Realitätsübergänge und ein paar Schmoddereffekte beweisen, wobei sein FX-Team leider noch in den Kinderschuhen steckte, die Prosthetics sind eher von der unterentwickelten Sorte.
Inhaltlich hat seine Idee auch am meisten für sich: ein sonst nicht träumender Student, der seine unterdrückten Nachtmahre nun langsam aber sicher mit in die Realität gezogen hat. Das bedeutet, dass ihm immer wieder ein paar unheimliche Figuren begegnen, ein schräges Kind, eine halbnackte Verführerin und ein großklauiges Monstrum, welches dann immer fleißig seine Helfer und Begleiter weghäckselt.
Derer gibt es aber auch nur drei, nämlich einen interessierten Professor (sehr schnell sehr tot) und dessen zwei Assistenten, die kaum älter als der zentrale Student Ben Dobbs sind. Beide sind eher mäßig und maximal professionell interessiert, bis ihnen dann der Sums um die Ohren fliegt.
Logisch, dass so ein Beinahe-4-Personenstück nicht wirklich abendfüllend ist, also gerät der Film zu einer stetig ineinander verschobenen Kaskade aus Traum und Wirklichkeit, höchstwahrscheinlich nach Feierabend an einer echten Uni (oder Abendschule) und der dazugehörigen Bibliothek gedreht.
Was wie gesagt funktioniert, ist die Optik, denn mit den Farben Rot und Blau sowie ambitionierten Kamerawinkeln und einer halbwegs soliden Ausstattung kommt die traumartige Atmosphäre mit realistischem Rahmenanspruch ganz gut rüber.
Bei manchen Dingen musste der Sparfuchs regieren und so ist das Monster dann nie so ganz im Bild und weißgott (ebenso wie die zersplatterten Körper) nicht ganz auf der Höhe der Zeit, aber Mühe hat man sich gegeben.
Was ich leider nicht von der Schauspielführung sagen kann, denn die beteiligten Buben und Madeln sind nun mal kein Oscarmaterial, sondern eher was die Film-AG an der Uni so hergab, engagiert, aber mimisch eher am underperformen und bei dem manchmal recht eckigen Dialogen sichtlich überfordert (wenn auch Meilen besser als die Troglodyten, die in „Winterbeast“ und „Fatax Exam“ ans Mikro durften). Aber die Produktion dürfte eher mit den Visuals beschäftigt gewesen sein.
Dennoch als Früh-Langfilmversuch hat Woelfel sich offenbar gut vorbereitet und sich etwas bei seiner Produktion gedacht und mit 80 Minuten (abzgl. Vor- und Nachspann) ist die Chose auch nur selten zu lang. Wer also auf Lovecraft steht und das Traumdings sowieso mag, der kann auch mal auf diesen Beitrag aus der Amateurkiste zurückgreifen, der noch dazu genug Eier für ein grimmiges Finale in der Hose hat. In aller Bescheidenheit: ordentliche 4/10.