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In den 80’ern hatte Regisseur John Landis unglaublichen Erfolg. Dabei war er auf kein Genre fixiert. Sei es die überdrehte Slapstick in „Ich glaub mich tritt ein Pferd“, noch überdrehterer Slapstick in Verbindung mit einer der Mütter des Musikfilms („Blues Brothers“) oder auch durchaus unheimliches Gruseln (gepaart mit einigen humorigen Elementen, die auch einiges des Teenhorrors vorwegnahmen) wie in „American Werewolf“. „Bloody Marie“ knüpft an den letztgenannten Genreklassiker an, vermischt er doch wirklich witzige Momente mit spannenden Einfällen und schönen Actionszenen. Dass „Bloody Marie“ um einiges unbekannter als sein Werwolfpendant ist, liegt nicht an der Qualität des Films, denn er ist ihm mindestens ebenbürtig.

Dies liegt zum Einen an der schon eben beschriebenen gelungenen Genremixtur. Es wechseln sich blutige, lustige, erotische und spannende Momente mit einer solchen Leichtigkeit ab, dass es eine Freude ist. In den heutigen Filmen sucht man solch elegante Genreverquickungen meist vergebens. Ob heutzutage des harten Splatters oder des deftigen Brachialhumors gefrönt wird, „Bloody Marie“ aus dem Jahre 1992 ist um einiges unberechenbarer. Auch nicht zu verachten ist die geschickte Einbindung des Mafiafilms, der im Nachlauf des Erfolges des genialen „Goodfellas“ eine Renaissance feierte. So sind viele Genredarsteller zu sehen, die man spätestens seit den „Sopranos“ kennen und schätzen gelernt hat. In diesem Streifen sind sie allerdings nur anfangs Täter, denn sie werden schnell zu Opfern, der bezaubenden Vampirdame Marie.

Damit sind wir schon bei einem anderen Pluspunkt des Films: der Besetzung. Anne Parillaud ist vor allem aus Ihrer Rolle als „Nikita“ bekannt. Dieser Film machte sie Ende der 80’er Jahre schlagartig bekannt. Wie es sich für eine französische Aktrice gehört, hatte sie scheinbar nichts gegen einige Nacktszenen. Auch John Landis machte davon in „Bloody Marie“ Gebrauch und fügt dem Cocktail damit im wahrsten Sinne des Wortes ein wenig Tabasco hinzu. Auch der männliche Hauptdarsteller ist mit Anthony LaPaglia passend, aber mit einem unverbrauchten Gesicht passend besetzt. „Bloody Marie“ hätte der Erfolg sein können, der La Parillaud und LaPaglia die Türen nach Hollywood nachhaltig aufgestossen hätte. Wie wir aber aus der Geschichte gelernt haben, ist dies nicht passiert. Der eben beschriebene Ruhm und das goldene Händchen von John Landis schienen irgendwie abhanden gekommen zu sein. Nach der wirklichen (und zu Recht gefloppten) Katastrophe „Oscar – Vom Regen in die Traufe“ gelang dem ehemaligen Vorzeigeregisseur kein großer Coup mehr. Mal zu Recht („Blues Brothers 2000“), mal zu Unrecht (der sträflich unterschätzte „Beverly Hills Cop 3“). Dass „Bloody Marie“ in die Flautephase fiel ist zwar einerseits schade, gibt aber jedem Freund des fantastischen Films die Möglichkeit dieses Juwel für sich selbst zu entdecken. Dabei hilft, dass der Film vor kurzem von Warner endlich eine DVD-Auswertung erhielt, zwar ohne jegliches Bonusmaterial, doch in diesem Falle ist der Film allein die Anschaffung wert.

„Bloody Marie“ ist im besten Sinne des Wortes altmodisch. Keine CGI-Effekte, ein cleveres Drehbuch (viele der heutigen Horrorfilme kommen gänzlich ohne aus) und unverbrauchte Darsteller. Wer eine Zeitreise in diese Epoche des fantastischen Films machen möchte, ist mit „Bloody Marie“ bestens bedient!

Fazit:

8 / 10

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