Review

Die Augen der Laura Schnarch


„The Clairvoyant“ aka „The Killing Hour“ oder auch „American Killing“ ist ein eher unbekannter amerikanischer Giallo, ein Krimi, ein Thriller und ein zurückhaltender Slasher. Aber vor allem ist er ein New York-Film. Jedoch steht er bei all dem ziemlich ärgerlich auf der Bremse, übernimmt oft nur Muster besserer Werke und bietet einiges an Leerlauf - Fans dieser Richtungen und natürlich der Stadt, die niemals schläft in ihrem schönsten, dreckigen 80er-Modus, kommen jedoch trotzdem auf ihre Kosten. Einigermaßen. Warum damals in den meisten Märkten der Welt noch nichtmal eine Kinoauswertung stattfinden sollte, kann ich irgendwie jedoch schon nachvollziehen... Es geht um einen Serienmörder, der dadurch auffällt, dass er seine Opfer mit einer Handschelle fesselt und festhält, bevor er diese dadurch perfide tötet. Den einen kettet er unter einen Aufzug, die andere ans Lenkrad eines ungebremsten Autos und den anderen an die unterste Treppenstufe eines Pools. Doch weder der Killer noch die verwirrten Ermittler haben wohl mit einer jungen Dame gerechnet, die hellseherisch und intuitiv die Morde zeichnet und so die Schlinge immer enger zieht. Die Frage ist nur, um wessen Hals...

Die Methode des Killers hat was, die Auflösung des sich schleppenden Whodunit funktioniert ziemlich stark, die Darsteller sind gern gesehen (allen voran ein junger Joe Morton!) und das Flair des Big Apple kann man nicht kopieren. Und dennoch kann ich nicht bedenkenlos den Daumen nach oben strecken. Egal, wie gern ich das würde und wie sympathisch mir einige der genannten Komponenten grundsätzlich sind. Die Aufsplittung der Handlungsstrenge, die Vielzahl der blassen Figuren, die Unblutigkeit der Morde, das träge Tempo, eine dröge Inszenierung und der gefühlt in allerlei Hinsicht immer auf der Bremse stehende Fuß, federn meine mäßige Begeisterung doch gehörig ab. Im Endeffekt bleibt schnell vergessener Schnitt. Trotz einer Auflösung, die nicht nur höllisch Sinn ergibt, die es auch irgendwie in sich hat und das Warten vorher fast zurückzahlt. Aber nur fast. Vielleicht nochmal gucken mit dem jetzigen Wissen?! 

Fazit: unfesselnde Fesselspiele - „The Clairvoyant“ ist ein nettes NY-Giallochen, das allerdings die meiste Zeit eher einschläfernd als spannend wirkt. Nett, guckbar, gutes Finnish. Doch davor kommt jetzt nichts, was man nicht schon dutzendfach besser gesehen hat. Sehr dezenter Geheimtipp für seine Nische und die hartgesotteneren Schauer dieser. Lieber zu den Italienern oder „The New York Ripper“ greifen. 

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