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Mit einem kleinen Kino geht es zu Ende, es spielt nur noch ein einziger Film, den eine Handvoll Besucher ansehen: „Die Herberge zum Drachentor“

Extrem lange, statische Einstellungen zermürben das Hirn, während zumeist überhaupt nichts passiert. Die humpelnde Besitzerin des nach Jahren heruntergekommenen Lichtspielhauses steigt die Treppenstufen empor und läuft dann einen Gang entlang, als Zuschauer verharrt man dabei ungelogen minutenlang in derselben Position; und das immer wieder. Auf eine gefühlte Ewigkeit folgt eine weitere davon. Die immerhin gut aufgezeichneten Umgebungsgeräusche sind dabei schon deutlich vor einer visuellen Änderung in einigen Szenen zu bemerken. Das Fehlen sämtlicher Musik verstärkt die seltsame Wirkung der beinahe stummen Vorgänge.

Auch wenn zu keinem Zeitpunkt eine Beschleunigung der Handlung vorkommt, muss man doch anerkennen, dass gewisse Stellen einen eigentümlichen Reiz haben. Regelrechter Irrsinn und ein unangenehmes Gefühl begleiten diese Szenen.

Die einzigen paar Besucher sitzen im gigantischen, dreiteilig abgestuften Kinosaal auf einem Fleck. Hinter dem jungen Protagonisten streckt eine Person ihre nackten Füße über die Lehne nach vorne, sodass er auf seinem Sitz zwischen drei Leuten eingeengt und sichtlich verstimmt hocken bleiben muss. Schnitt zum Toilettengang – derselbe junge Mann steht an einer langen Reihe Pissoirs, direkt neben seinem steht einer der anderen Kinogänger mit einer Zigarette. Es betritt ein weiterer Gast den großen Raum und begeht denselben Verstoß gegen das ungeschriebene Männerklo-Gesetz aller Länder; hinter dem Dreiergespann bewegen sich in und aus Kabinentüren andere Leute.

Diese Beispiele dürften verdeutlichen, wie eigenartig und doch dadurch recht interessant dieser Film ist. Es findet fast alles ohne Kommunikation statt, was die recht beklemmende Anspannung und gefühlte Einsamkeit verstärkt. Welcher Sinn hier im Kern dahinter steckt, bleibt mir am Schluss aber doch ein Rätsel.

Gesehene Fassung: Blu-ray mit chinesischem Originalton und englischen Untertiteln

Gesehen als Teil der Liste „101 Films You Must See Before You Die“.

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