Hundertprozentig keimfreie und familienfreundliche Komödie, wie sie die in regelmäßigen Abständen nun mal braucht. In Filme wie "Miss Undercover" kann man ab 10 Jahren jede Altersgruppe und jeden Familienstand reinschicken und jeder wird sich passabel amüsieren.
Da kommt dann noch erleichternd dazu, daß dieses außergewöhnlich gut besetzte Filmchen fast durchgängig fehlerfrei und sympathisch gibt und darüber hinaus selbst für Filmfreaks diverse unvergeßliche One-Liner bietet.
Wunderbar zugeschnitten auf Hauptdarstellerin Sandra Bullock schafft es der Film trotzdem, sein gesamtes Ensemble mehr als ausreichend zu Wort kommen zu lassen, wobei so ziemlich jeder sein Stückchen vom Kuchen bekommt.
Es ist zwar wenig verständlich, daß Bullocks Figur keine ernsthaften Angebote bekommen haben soll (denn das Mädel sieht auch mit Bulldozermanieren und Hängerklamotten einfach zu niedlich aus), doch ist es zum dauerhaft Wegrollen, wenn sich die Figur in all ihrer sonst nur Männern vorbehaltenen Proletigkeit etabliert. Caine ist wunderbar als schwuler Benimmlehrer, der diverse Schoten raushaut, die man auch später noch gebrauchen kann.
Candice Bergen gibt eine wunderbar zickige Veranstalterin und Shatner parodiert als Moderator, der nun wirklich keinen Schimmer (von allem) hat, sein sonst wichtigtuerisches Verhalten. Schwachpunkt des Casts ist Ex-Julia Robert-Love-Interest Benjamin Bratt, der hier viel zu spröde, zögerlich und bisweilen arschlochhaft rüberkommt, um als Bullocks künftige Beziehung bei den Zuschauern durchzugehen.
Das Drehbuch ist natürlich aus dem Baukasten, nach Häßlicher-Entchen-Anleitung gestrickt, aber nicht mit der heißen Nadel, sondern sorgfältig aufbereitet mit jeder Menge origineller Gags, reichlich Nebenhandlungen und diversen Nebenfiguren (z.B. die Mädels des Contests), die durchaus nicht nur als Klischees verheizt werden, obwohl sie welche sind.
Ein Minuspunkt ist das vorhersagbare Geschehen incl. zu weniger Möglichkeiten, wer denn nun der mörderische Attentäter sein würde. Das muß wohl aufgefallen sein, denn im letzten Fünftel wird die vorher verschleierte Identität des Killers auf die Schnelle preisgegeben.
Das Witzniveau ist, wie gesagt, überraschend hoch, ohne jemals verletzend zu wirken, sondern bewegt sich eher auf charmantem Terrain, wobei der Biß niemals fehlt. (Beispiel Caine, der Bullock beim Essen zusieht/hört: "Wiederholen sie das doch bitte noch mal. Ich war so fasziniert von der halbzerkauten Kuh, die sich in ihrer Futterluke herumwälzt.") Als Ausgleich gibt es (allein das verdient eine Auszeichnung) nicht eine einzige Länge, denn das Skript macht ununerbrochen irgendwas los.
Damit dürfte bewiesen sein, daß Bullocks wirkliches Talent auf dem Komödiensektor liegt und nicht auf Dramen und Halbdramen, die eher floppten (28 Tage, Eine zweite Chance).
"Miss Undercover" ist niemals filmisches Pflichtprogramm, sondern einfach ein extrem lustig-charmanter Film, wonach es jedem mal zwischendurch verlangt. Und wer Sandra Bullock nicht zumindest schnuckelig findet, ist mir sowieso suspekt. (7,5/10)