Review

Schönen Tag auch! Wir haben das Jahr 2000 und befinden uns auf dem Höhepunkt der Teeny- und gross-out-Komödien-Welle, die seit dem Trendsetter „American Pie“ über uns schwappt. Ich hätte daher gern einen möglichst kurzweiligen Film für einen lauschigen und geselligen Abend unter Freunden produziert, bei dem ich mich nach Herzenslust amüsieren kann ohne auch nur einmal ernsthaft darüber nachzudenken zu müssen, was überhaupt auf dem Bildschirm vor sich geht und der bestmöglich auf dieser Welle mitschwimmt, ohne wie ein uninspirierter Klon zu wirken. Garniert sein sollte das ganze mit einigen kultverdächtigen Gags, zwei jungen Hauptdarstellern, denen man die Rolle zweier Volldeppen, gegen die Beavis und Butthead wie Mitglieder des literarischen Quartetts wirken, hundertprozentig abnimmt und, weil wir uns sowas ja gern unter Männern ansehen, einigen leckere Frauen als Dreingabe.

Und dann?

Eigentlich war es das schon fast. Diese Grundzutaten sollten natürlich so gemischt sein, dass daraus kein unlustiges 08/15-Produkt wird, wie man es zur Zeit zuhauf vor die Linse bekommt. Zu diesem Zweck sollte für die Produktion gelten: Durchgeknallt und schwachsinnig. Dies wiederum einem Maße, dass sich schon nach 5 Minuten Laufzeit die sprichwörtlichen Balken biegen und jeder, der innerhalb der Handlung nach Niveau oder einem tieferen Sinn sucht, allzu bald entnervt aufgeben wird. Da unsere Zielgruppe manchmal lediglich etwas zum abfeiern und mitgrölen braucht, darf sich die Handlung auch gern auf das nötigste beschränken. Ach nein, lassen wir dir Handlung doch einfach komplett weg und reihen einfach eine sinnlose Szene an die andere. Das bietet die Möglichkeit zwischendurch Bier nachzuholen oder zur Toilette zu gehen ohne den Anschluss zu verlieren. Was, eine Rahmenhandlung braucht es irgendwie doch? Na ja, dann bastelt eben irgendwas zusammen. Meine spontanen Vorschläge: Eine transsexuelle Stripteasetänzerin, ein Koffer voller Geld, Außerirdische (aber bitte keine Glibbermonster!) und von mir aus auch einen kiffenden Hund. Als Ausgangssituation lasst die beiden Hauptfiguren einfach total verkatert nach einer wilden Nacht aufwachen und nach ihrem Auto suchen. Kennt jeder, versteht jeder und einen passenden Titel haben wir auch gleich. Reicht das? Alles klar. Ach ja, mein Kumpel Gene hätte in der ersten Szene gern einen Gastauftritt.

Und dann?

Nicht nur die Hauptdarsteller, sondern auch die Nebencharaktere sollten auf ihre Art für möglichst viel Heiterkeit sorgen. Den kiffenden Hund hatte ich ja schon erwähnt, lasst euch also mal ein schön beklopptes Charakterprofil für das passende Herrchen einfallen. Ich plädiere für: Dalai-Lama verehrender Kiffer, der seine Sätze im Joda-Dialekt zum besten gibt. Als Außerirdische reichen ein paar Models. Wenn es sein muss, auch zwei männliche, aber dann bitte unterbelichtet und mit schwedischem Akzent. Ist im deutschen unlustig? Dann macht für die deutsche Fassung daraus eben einen Schweizer Akzent. Und wenn schon Außerirdische auftreten, dann dürfen auch ein paar komplett verblödete Spacenerds in Plastiktüten-Overalls nicht fehlen. Die heißen Mädels hatte ich anfangs schon erwähnt, oder? Bitte in diesem Zusammenhang unbedingt möglichst viele Witze über Brüste, Blowjobs und andere pubertäre Banalitäten einbauen. So könnten sich ältere Semester an den Collegekomödienhumor der 80er erinnert fühlen und unser Produkt vielleicht ebenfalls mögen.

Und dann?

Man sollte meinen, dass man auch für diese sinnfreie Melange an verrückten Ideen noch einen Regisseur benötigt - oder zumindest jemanden, der weiß, wie man eine Kamera hält. Da braucht es hier sicher keinen Scorsese oder Spielberg. Nehmt doch einfach einen aus dem TV-Bereich, der bekommt das schon hin, der Rest ergibt sich sowieso von alleine. Danny Leiner? Noch nie von ihm gehört, aber wird schon passen. Als Hauptdarsteller empfehle ich aus dem Bauch heraus Seann William Scott und Ashton Kutcher. Scott ist als Teenykomödien-Darsteller gerade total angesagt und dürfte die Produktionskosten allein durch seine Anwesenheit schon wieder einspielen. Kutcher hat bislang abgesehen von eingen Minirollen nur in einer Sitcom mitgespielt, was für dieses Projekt aber durchaus von Vorteil sein kann. Es reicht aus, dass die beiden harmonieren, und ich bin mir sicher, das werden sie. Was die Wahl der weiblichen Darsteller angeht, so wären Mädels vom Schlage einer Jennifer Garner oder Kristy Swanson wünschenswert. Es müssen nicht unbedingt die beiden sein, es reicht, dass sie gut aussehen und sich für unseren Humor nicht zu schade sind. Im Nachhinein wird man ohnehin wie bei allen Beteiligten sagen: Sie waren jung und brauchten das Geld.

Und dann?

Wir hätten nun etwa 80 Minuten Material auf Zelluloid, das man zwar als Film vermarkten kann, aber im Grunde bloß eine zusammenhanglose Gagparade darstellt. Das ist zwar nicht sonderlich gehaltvoll, erfüllt aber in Bezug auf den Unterhaltungswert voll und ganz seinen Zweck, auch wenn sich dieser erst nach dem dritten Bier und in geselliger Runde mit Leuten, die sich ebenso an konsequenter Sinnlosigkeit erfreuen können wie man selbst, voll entfaltet. Bedenkt man, wie viele Komödien ähnlicher Machart selbst das nicht fertigbringen, so ist damit schon ein kleiner, aber feiner Wurf gelungen, der auch bei wiederholtem Ansehen immer wieder für gute Laune sorgen kann.

Und dann?

Kein „Und dann“! Sag noch einmal „Und dann“, sonst werde ich...Moment! Auch das hier könnte man bestimmt noch ohne Probleme in den Film einbauen. Auch wenn eine solche Szene selbst in diesem Machwerk noch sinnlos erscheint, so könnte sie zumindest für zusätzliche Lacher sorgen. Und seien wir doch mal ehrlich: In späteren Jahren noch von Mitzwanzigern immer wieder bei den verschiedensten Gelegenheiten zitiert zu werden, ist in gewisser Weise auch eine Auszeichnung. Und zwar eine, die vergleichsweise wenigen Filmen, ganz gleich ob Arthousekino oder Klamotte, zuteil wird.

Shibby!

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