Review

Taylor Hackford beleuchtet in seinem Film "Proof of Life" das Entführungsgeschäft, das sich um Entführer und Spezialfirmen dreht, die bei Entführungen verhandeln. Sein Blick fällt dabei auf Südamerika, wo Kidnapping nach wie vor ein lukratives Geschäft für einige paramilitärische Splittergruppen ist.

Die Story: Im (fiktiven) Tecala baut der Ingenieur Peter Bowman (David Morse) einen Staudamm. Seine Ehe mit Alice (Meg Ryan) leidet unter der Arbeit. Eines Tages wird Peter auf offener Straße von Rebellen entführt und in die Berge verschleppt. Die Entführer fordern ein Lösegeld und Alice und Peters Schwester Janis (Pamela Reed) sind mit der Situation überfordert, zumal die Firma kein Lösegeld bezahlen will. Der Experte Terry Thorne (Russell Crowe) wird zur Lösung des Problems hinzugeholt und arbeitet bald auf eigene Rechnung.

Hackford schafft in seinem Film den Spagat zwischen Actionthriller und Drama gekonnt, auch wenn der Film eher zu letzterem zu zuordnen ist. Dabei wechseln sich im Laufe des Films Szenen ab. Mal ist Peter Bowman zu sehen, wie er gegen Entführer und Natur ankommen muss, dann sind wieder seine Familie und die Lösegeldbemühungen im Blickfeld.
Ganz klar sind die Szenen im Tropenwald packender als das Geschehen in der "Heimat", was auch daran liegt, dass David Morse in seiner Rolle sehr gut aufgeht und man ihm die Strapazen der Entführung abnimmt. Gleichzeitig versucht der Film, etwas über das globale Geschäft mit dem Kidnapping zu berichten, auch wenn man sich dabei ein fiktives Land ausgesucht hat. Die Parallelen zu Kolumbien liegen aber auf der Hand.
Etwas schwächer sind die Szenen, die sich mit Peters Befreiung beschäftigen, genauer gesagt, die Beschaffung des Lösegeldes. Dies ist zwar auch spannend inszeniert, aber das Drehbuch sieht leider (wie es so oft der Fall ist) vor, dass Alice und Entführungs-Spezi Thorne so etwas wie eine zarte Liebe entwickelt. Zwar verzichtet Taylor Hackford auf einen ausführliche Liebesszene und lässt das Geschehen nur vorsichtig keimen, allerdings wirkt die Liebelei aufgesetzt und nimmt so Tempo aus der Geschichte.
Der Spannungsaufbau ist aber ansonsten als gelungen zu bezeichnen, vor allem weil die Szenen bei den Rebellen vortrefflich inszeniert sind und man mit Peter Bowman ein wenig mitleiden darf. Zum Ende hin schraubt der Regisseur die Spannungsschraube dann nochmal gewaltig an, indem der Versuch unternommen wird, Peter und einen anderen Gefangenen gewaltsam zu befreien. Die anschließende Kommandoaktion ist toll gefilmt, sehr packend und wartet mit gelungener Action in Form von Schießereien und Explosionen auf.
Auch die Darsteller machen ihre Sache gut. David Morse überzeugt hierbei am meisten, aber auch die anderen Schauspieler agieren gekonnt. Russell Crowe ist abgeklärt wie eh und je und Meg Ryan zeigt, dass sie zu tiefergehenden Schauspielleistungen absolut in der Lage ist. Auch die Nebenfiguren wie Pamela Reed, Thornes Kollege Dino (David Caruso) und der deutsche Missionar und Mitgefangene Kessler (Gottfried John) spielen authentisch.

Fazit: Ob "Proof of Life" ein realistischer Film zu dem Thema ist, kann ich nicht beurteilen, da ich mich mit der Materie nicht ausreichend auskenne. Es ist aber ein fesselndes und überzeugend gespieltes Drama, dass am Ende über eine gelungene Actionsequenz verfügt. Nur die Film-Liebelei und in Folge dessen einige Längen nerven.

Details
Ähnliche Filme