"Proof of Life" machte sich nicht durch seine Handlung oder Charaktere in den Medien bemerkbar, sondern durch die Affäre der beiden Hauptdarsteller. Doch die ist ja längst Schnee von Gestern und so konzentrieren wir uns nun auch auf den Film selbst. Denn aufgrund seiner Inszinierung wäre "Proof of Life" kaum dem Medienrummel gerecht geworden.
Der Ingenieur Peter Bowman (David Morse) wird in Südamerika entführt. Seine Frau Alice (Meg Ryan) hofft auf die Hilfe des Entführungsexperten Terry Thorne (Russell Crowe). Doch es gibt Probleme - Bowmans Firma will das Lösegeld nicht zahlen. Zu Alice hingezogen beschließt Thorne die Sache selbst in die Hand zu nehmen und nimmt die Verhandlungen mit den Entführern auf...
Russell Crowe (L. A. Confidential) gibt gekonnt den Mann vom Fach, der selten ausfallend wird und stets die Ruhe bewahrt. Eine recht zufriedenstellende Leistung des Australiers. Nun musste Crowe allerdings gegen Meg Ryan (Mut zur Wahrheit) ankämpfen, die den Streifen wieder mit ihrer typischen Zuckerschnuten- & Heulsusen-Performance runterzieht. Persönlich mochte ich Meg Ryan eh noch nie. Hätte man eine Darstellerin wie Catherine Zeta-Jones oder Sandra Bullock verpflichtet, hätte das "Proof of Life" bestimmt aufgewertet. David Morse (Verhandlungssache) macht seinen Part als Entführungsopfer hingegen recht ordentlich, und auch über David Caruso (Rambo) kann man nicht meckern. In Nebenrollen agieren noch Gottfried John (007 - Goldeneye) als deutscher Gefangener sowie Anthony Heald (Das Schweigen der Lämmer) als schmieriger Konzernchef.
Was Regisseur Taylor Hackford (Im Auftrag des Teufels) hier hervorgebracht hat, kann sich eigentlich nur zu Beginn und am Ende sehen lassen. Dazwischen passiert nämlich nicht wirklich fiel. Thorne verhandelt sich einen Wolf, während Alice nach kurzem Heulanfall die Entführung ihres geliebten Gatten recht gefasst aufnimmt und den restlichen Film den Eindruck erweckt, dass dessen Schicksal ihr im Grunde am Arsch vorbei gehen würde. Peter wird von den fiesen Klischee-Entführern durch die Pampa geschleift, ehe man im Hauptquartier ankommt. Hier hat sich Hackford anscheinend einen billigen Vietnam-Streifen zufiel angeschaut, denn dementsprechend klischeehaft und dreckig kommen die lokalen Fieslinge auch an. Bis auf die Sequenzen mit Peter und dem deutschen Ex-Legionär leihert Hackford da alles ziemlich lustlos und langweilig herunter, und lässt zudem die Logik mehr als einmal stiften gehen. Über die Gründe, weshalb Thorne sich doch noch zur Hilfe entschließt bleibt man im Unklaren. Ich tippe mal auf die Triebe als Motivator. Was man heutzutage nicht alles für eine schnelle Nummer machen muss. Und zufälligerweise arbeitet die Haushaltskraft nebenbei auch noch als Putze für den Verhandler der Entführer und ausgerechnet zur richtigen Zeit gelingt Kessler die Flucht, um Thorne und seine Kumpels mit den nötigen Informationen zu versorgen. Die Romanze zwischen Thorne und Alice wird augrund von Umschnitten nur noch angedeutet und wirkt auch recht unglaubwürdig. Bis hier hin hätte ich "Proof of Life" bestenfalls eine 5er Benotung gegeben. Doch im Finale kann Hackford ein knackiges Action-Feuerwerk abfackeln, was das Ruder nochmal herumreißen kann. Auch wenns nicht wirklich zum Restfilm passt, kann der Showdown doch für einiges entschädigen, was man vorher erdulden musste. Thorne und seine Jungs hauen recht effektiv auf die Kacke und für eine 12er Freigabe wird das auch noch überraschend hart über die Bühne gezogen. Nach diesen guten Adrenalien-Finale in bester "Das Kartell"-Manier wird man leider wieder mit einem kitschigen Alibi-HappyEnd verärgert, was vor allem an Meg Ryans unterirdischen Darbietung liegt. Wenn man nur zwischen einem weinerlichen und zuckerschnutenhaften Gesichtsausdruck wechseln kann wie Frau Ryan, so ist das auch keine große Überraschung.
Somit können ein guter Russel Crowe, ordentliche Nebendarsteller sowie der explosive Showdown so manches wieder aufwerten, was Hackford mit seiner lustlosen Regie und Ryan mit ihrer Laiendarstellung kaputt machen. Außer den hier positiv genannten Sachen kann man diesem Film, der zwischen Anfang und Finale größtenteils nur langweilt, nicht allzu viel abgewinnen.