Review

Als 1975 Ho Meng - hua Flying Guillotine drehte, schuf er damit nicht nur einen fessellosen Klassiker, sondern ebnete auch den Weg einer Reihe von Anklängen und Weiterführungen. Während das neue Regieduo Cheng Kang und Hua Shan am 19.01.1978 die von oben abgesegnete Fortsetzung Flying Guillotine 2 in die Kinos brachten und damit zwar die Geschichte scheinbar weiterschrieben, aber letztlich Vieles anders zeichneten, konterte Ho selber am 11.03.1978 mit seinem eigenen Kurswechsel.
Der alternative Titelzusatz Flying Guillotine 3 ist dabei auch insofern gerechtfertigt, dass sich nicht nur der Macher des Originals selber wieder dafür verantwortlich zeigt, sondern man dies auch spürt. Warum er für das Mittelstück nicht anwesend war, ob er nicht konnte, nicht wollte oder nicht durfte ist letztlich insofern müßig, da man eh nur spekulieren kann und er auch so zu seinem Recht kommt. Von beleidigtem Besitzerstolz nichts zu spüren.
Vengeful Beauty ist nicht nur eine würdige Fortführung, sondern auch qualitätsmässig ein Stockwerk über der nicht so Goldenen Mitte angelegt.

Ho schämt sich nicht, seinen eigenen Vorgänger in der Verwendung einiger Szenen hier wie dort zu huldigen und gleichzeitig auch inhaltlich einen Abstecher zu dem "fremden" Objekt zu machen. Wo man zeitlich genau angelegt ist, lässt sich diesmal schlecht sagen; über den Daumen gepeilt kurz nach #1, aber vor #2. Dafür würden einige benutzte Elemente wie der Iron Umbrella als Abwehr der fliegenden Mordwerkzeuge ebenso sprechen wie auch die Tatsache, dass die Guillotinen hier noch nicht den Fortschritt erreicht haben, dass sie gleich in doppelter Stärke angreifen. Das Rätseln darüber und die anderweitig korrekte Einordnung ist auch dahingehend nutzlos, da man wieder mal schon früher besetzte Schauspieler in zweiter Instanz aufführt; sei's drum, ob sie vorher gestorben sind oder jetzt Jemand ganz Anderen geben. Ausserdem erzählt man Etwas, dass auch gut ohne die Fallbeile ausgekommen wäre und dies in der zweiten Hälfte auch ausdrücklich demonstriert.
Deswegen gilt auch hier, dass man ohne Vorkenntnis an den Film herangehen kann; das eventuelle Wissen hilft vielleicht bei der Einschätzung, aber auf ein Insgedächtnisrufen scheinbar vergessener Hergänge wird und kann sich enthalten werden.

Ching - Dynastie. Konflikt Manchus gegen Chinesen. Emperor Yung Cheng [ Wai Wang ] hat es nicht so mit Demokratie und Meinungsfreiheit und mag auch der drohenden Rebellion nicht so wirklich ins Angesicht sehen. Wenigstens hat er sich mit einer Garde mit Fliegenden Guillotinen Spezialisierten soweit gerüstet, dass er Verräter in seinen Augen heimlich ausschalten kann. Dabei macht er auch vor vermeintlich Abtrünnigen in seiner Umgebung nicht halt und rottet dabei Ehemann und Familie von Rong Qiu Yan [ Chan Ping ] aus. Dumm nur, dass diese als "Bloody Hibiscus" eh für die Freiheit des Landes kämpft und nun noch mehr verstimmt ist.

Regisseur Ho und sein Autor Szeto On [Jemand, der mit knapp 200 Credits für die Vorlage sogar noch mehr als Ni Kuang beschäftigt war] kleiden dies Szenario in einer eher kleinen Einfassung; wie nach einem Souffleurbuch gedruckt, in dem Szenen gekürzt, aber Regieanweisungen erweitert sind. Der narrative Aufgabenkreis konzentriert sich hauptsächlich auf drei Einzelgänger, die für die Reise durch das Land dasselbe Ziel haben und deswegen mal mehr und mal weniger Zeit und Gefühl miteinander verbringen. Dies schon in konzentrierter, aber trotzdem zeichenhafter Raffung. Qiu will zu einem ihr unbekannten Onkel ihres getöteten Mannes; sie ist im zweiten Monat schwanger und möchte erstmal das Kind unbesorgt zur Welt bringen, bevor es an die Rache geht. Ihr Expartner Wang Jun [ Yueh Hua ] ist zwar etwas verstimmt über ihre Heirat, aber hat noch soviel Anstand und Gefühl, ihr dabei ebenso unter die Arme zu greifen wie auch das frühere Flying Guillotine - Mitglied Ma Shen [ Norman Tsui ], der sich ebenfalls auf der Flucht befindet.
Hinter Ihnen her ist vor allem der Kaiserliche Schutzpatron Gang Jing - feng [ Lo Lieh ], der im Vollzug endgültiger Zentralisierung seine drei Kinder auf das sich entfernende Trio ansetzt. Individuen und Individualisten im übergangslosen Schwarz - Weiss - Kontrast statt prosareiches Märchen over the top. Ständige Bewegung statt Hofberichtserstattung. Innere Vorgänge knapp in visuelle Geschehen umgewandelt, wobei sich aus der Verkennung eines geheuchelten Zungenbekenntnis für die wahre Liebe die Tragödie ergibt.

Theoretisch könnte man das Szenario auch ewig spinnen; ohne Mühe sogar, solange man auf Abwechslung und weitere Anreize vor allem bezüglich verschiedener Triebfedern in den Figuren und ihrer Umgebung sorgt. Diesbezüglich liegt hier auch entweder mehr Aufmerksamkeit oder Einfühlungsvermögen auf Situationsinitialität und -finalität; auch wenn es mal mehr um die Personen statt rotierender Action geht, zerbröselt man nicht gleich in alle rhythmisch - syntaktische Splitter. Was nicht heisst, dass man auf fesche Demonstrationen mit dem San Jie Gun, dem Schwert oder dem Eisenstab verzichten muss; im nötigen Moment kann man sehr wohl auch in Grösse und Gewicht anschwellen.
Schön auch zu sehen, dass man nicht einfach den Gang in Studiohalle 2 um die Ecke macht und dort seine "Landschaftsaufnahmen" abfertigt, sondern für die Aussendrehs die richtige Natur heimsucht [abgesehen von der Exkursion in den künstlichen Bambuswald]; ergibt gleich ein ganz anderes Flair. Desweiteren hält man die Kadrage einnehmend düsterer, rutscht nicht ins optische Wolkenkuckucksheim ab und vermeidet in der persönlichen Innigkeit auch die vorherige Selbstdramatisierung und Selbstidealisierung.

Die Kürze ohne statuarische Zeremonien plus einiger Überraschungen in der Plotentwicklung ergeben zusammen einen ebenfalls löblichen Eindruck; einzig auf einige gewisse Bilder wie Fehlgeburt etc. hätte man entsagen können. Ansonsten eine schöne, gefallend isoliert erscheinende Arbeit, die sich von vornherein nicht überfrachtet. Mag man in der chronologischen Order als Letztes kommen, in der hierarchischen tut man dies gewiss nicht.

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