Es war einmal…
1962, 13 Jahre bevor ich geboren wurde, ritt der stolze Häuptling Winnetou zusammen mit seinem Blutsbruder Old Shaterhand (Lex Barker, später der unsympathische Stuart Granger) durch die Prärie. Zwei Forstsetzungen folgten. 1965 segnete der Apachenhäuptling dann das filmische Zeitliche. Eine Legende starb, um 1968 für weitere Abenteuer wieder erweckt zu werden. Elf Mal brachte mein Held es zu Kinoehren.
Amerikanische Großproduktionen verdrängten den Helden aus dem Kino und fast schien der Häuptling zwischen Nintendo und Sega in Vergessenheit zu geraten. Doch Toten Quotenhelden gönnt man keine Ruhe. Schon 1979 werkelte Pierre Brice an seiner Auferstehung als Winnetou. Im Jahre 1997 sollte es soweit sein. Mit Geldern der ORF und des ZDF wurde das Grab geöffnet und das Grauen ins Fernsehen gebracht.
Denn genau dies ist die 6 Millionen DM teure Reanimation des Apachenhäuptlings. Pures Grauen! Es ist nichts mehr wie es sein sollte. Alles dahin! Dieser Film ist langweilig, öde, nervig und einfach nur schlecht. Winnetous Rückkehr ist ein Trauerspiel, zwar mit einem Ende, aber einem mit Schrecken.
Die alte Schauspielerriege (außer Piere Brice) gibt es nicht mehr. Einige sind Tot, andere zu alt, um in solche einer Produktion noch glaubhaft mitwirken zu können. Nur Pierre Brice ist der ewig junge, gealterte Held.
Die Story spielt im Amerika des 19. Jahrhundert. Anstatt einfacher Schurken die auf Gold aus sind, gibt es böse Siedler und fiese Landräuber, welche den Charme eines Stück abgenutzter Kernseife verbreiten und mit dämlichen Dialekten sinnloses Zeug palavern.
Der erste Teil des Zweiteilers überrascht uns mit einem gealterten Winnetou, der durch den Schnee stapft und eine hübsche Thermowinterjacke von Adidas an hat. Einfach lächerlich. Die Assiniboine bitten den alten Mann um Hilfe, da ihr junger Häuptling Tanka den Frieden zwischen Siedlern und Indianern gefährdet.
Neben peinlichen, will heißen, deutschen Darstellern, einfach überflüssigen Dialogen und einer ganzen Menge unfreiwilligem Humor, ist der wohl schlimmste begangene Fehler, Pierre Brice nicht synchronisiert zu haben. So labbert der große Häuptling doch wirklich mit dem Dialekt eines französischen Weichkäses durch die Gegend. Das ist wirklich das Grauen pur. Mich hat es bei den ersten Worten des Häuptlings bald aus dem Sessel geschleudert. Solch ein Grauen war mir bisher noch nicht einmal aus amerikanischen Splatterfilmen bekannt.
Dazu gesellen sich das viele, viele filmische Unzulänglichkeiten. Die Zelte der Indianer sehen aus, wie mit Persil gewaschen und scheinen aus feinstem Segeltuch zu sein. Ansonsten ist auch so nicht viel von den sechs Mille zu sehen, die hier verbraten wurden. Lucio Fulci hätte sicher ein preiswertes, besseres Plagiat abgeliefert, leider war er zu diesem Zeitpunkt schon im italienischen Plagiat des Paradieses. Dann wären sicher auch die Schießereien etwas besser gelungen. Jene sind äußerst sparsam in Szene gesetzt. Für sechs Mille hätte man doch wenigstens etwas Mündungsfeuer zaubern können, oder? Da kann man sich dann nur noch den teils recht blutigen Einschüssen erfreuen, obwohl, dass hat noch keinen Film gerettet. Die äußerst brutale Skalpierung eines Bleichgesichtes hätte man sich aber auf jeden Fall sparen können.
Dieses war der erste Streich und der zweite bleibt uns auch nicht erspart. Im ersten Teil ist es Winnetou noch nicht gelungen, den Frieden wieder herzustellen. Dafür metzelt der Holzbaron DeWill ein paar schmalbrüstige Schauspieler Assiniboines nieder. Winnetou sieht das und versucht alles wieder gut zu machen. Heile, heile Segen. Besonders ärgerlich dabei ist, dass sich Winnetou jedesmal die Fresse fusselig redet, mit seinem herrlichen Dialekt, bevor auch nur ein Schuss fällt. Make Dialoge – not Krieg? Winnetou war noch nie dafür bekannt, Konflikte so friedlich wie möglich zu lösen, die bösen Bleichgesichter mussten doch immer dran glauben. Und jetzt? Jetzt ist Diplomatie angesagt. Winnetou redet den Frieden herbei und langweilt den Zuschauer.
Auch der zweite Teil kann nicht viel mehr als der Erste. Die Atmosphäre der alten Verfilmungen ist weg und kommt nicht wieder. Ja, man hat sich anscheinend nicht einmal darum bemüht, den Spirit der alten Filme einzufangen. Alles wirkt schrecklich belanglos, unbeteiligt und ausgefranzt. Weder Spannung will aufkommen, noch können die Kulissen den Fan befriedigen. Hier passt gar nichts. Der Film wirkt wie der Versuch einer Amateurfilmcrew, aus wenig viel zu machen. Nur das hier aus viel wenig gemacht wurde. Ein gnadenloser Schuss in den Ofen. Mögen die Skalpe der Verursacher dieses Unfalls an irgendeinem Marterpfahl im Winde wehen!
Und aus die Maus!