Review

Storyline:
Winnetou ist tot. - Lang lebe Winnetou!
Hättet Ihr nicht gedacht, wa? Jaha! Denn, ob Ihr's glaubt oder nicht! Die zähe Rothaut ist durch Rollin's Schuß gar nicht gestorben! Zumindest wenn wir diesem späten Remake glauben. Wie gesagt, er war nur schwerverletzt und nachdem old Shatterhand ihn so achtlos vergraben hatte *hust*, kam ein ominöser Medizinmann vorbei, exhumierte ihn und pflegte ihn gesund. Seitdem fristet Winnetou ein Underground-Dasein in einer Berghöhle, als plötzlich Jahre später ein paar Weiße überraschend sein beschauliches Domizil besuchen. Schnell rutscht der angegraute Apachenhäuptling in neue haarsträubende Abenteuer hinein...


Review:
Muß ich noch weiter schreiben oder habt Ihr schon genug? Mir zumindest langt's! Welcher tollwütige Elch hat Regie und Drehbuchschreiber hier geritten, den Kult-Indianer schlechthin (und mit welch unheiligem Voodoo-Fluch auch immer) so unwürdig aus seiner wohlverdienten Ruhe in den ewigen Jagdgründen zu reißen?! Die Storyline (von Winne-Wacko Brice höchstselbst zusammendilletiert) ist, sagen wir's wie's ist, völlig wirr und lieblos zusammengesponnener Murks ohne Pep, der sich nach Kräften und mangels eigener Ideen an den Vorgängern bedient und so planlos von einem Subplot zum nächsten schlingert, dass er im Endeffekt nicht einmal mehr einen richtigen auszumachenden Villain vorweisen kann. Und den Soundtrack , der dieses Debakel begleitet, schreib' ich inne Mitagspause ma' eben auf'm Lokus in gleicher Qualität. Von den Schauspielern will, ja will ich wirklich gar nicht erst anfangen.
Aber wartet, ich bin zu voreilig: Denn von einem muß man hier anfangen, hier wo sich wirklich alles aufhört! und dieser Jemand ist Pierre Brice. Der lustige Quoten-Franzose, der ja seinerzeit (zugegebenermaßen auch mit gutem Ergebnis) schon in den Sechzigerjahren den Apachenhäuptling geben durfte. Und wer den weiteren Werdegang (böse Zungen würden vielleicht auch "Absturz" dazu sagen) des Rothaut-Franzmanns verfolgt hat, der weiß, dass der Winnetou ihn nie so ganz losgelassen hat: Zu den Karl May-Festspielen abgeschoben, wamperte er dann jahrelang zur Belustigung schwitzender Touris in Hawai-Hemden und ihrer 2,5 Kinder über die Pappmache-Kulissen von Bad Segeberg und gab, schon merklich gealtert unverdroßen immer noch den jugendlichen Indianerhelden. Selbstredend mit dem ihm eigenen, ausgeprägten Franzmannakzent (Öl' Shaddör'änd, mein Brudäär..."). Das ging auch 'ne Weile gut, bis man ihn auch dort irgendwann auf's Altenteil schob. Wohin aber nun mit ihm? Ab in die nächste Pappmacheschlucht? Ne, kann man ja nun auch nicht machen das. Was würde da Amnesty International sagen?

Also als Beschäftigungstherapie Käsewerbung machen lassen den Alten ("Wir Bries verstö'en üns") bis Gevatter Tod endlich an der Türe schellt. - Tja, weit gefehlt! Denn das deutsche Fernsehen (und mutmaßlich der Antichrist) waren schneller und heuerten Opa Brice noch einmal für seine Paraderolle an. Und das der hellauf begeistert war eh klar. Schließlich war er mental nie ganz vom ollen Schlangenlederstirnband weggekommen und hielt seine Winnetouberkulose bis dahin nur mühsam und durch das Aufkauen aufgetragener Mokassins als Ersatzdroge unter Kontrolle. Die Zeichen standen also auf grün für... ich bring's immer noch kaum über die Lippen... für... für eine vierte Winnetou-Fortsetzung. ZWEITEILIG?! Oh Gott der Christenheit, NEIIIN! Und das dreiunddreißig Jahre nach dem letzten Teil... Mit demselben Hauptdarsteller... Und auch aus eben dessen Feder... - Ein Gewitter zieht unheilvoll auf, Blitze zucken vom Himmel und spalten den Studiovorhang, als man den verknitterten Brice nach Jahrzehnten mit Schuhlöffel und Vaseline wieder in die Wildlederkluft zu zwängen sucht. "Äs bast nooch... iesch bün sieschär, Freundö! Alor'! Schiebt!" hört man Pierre keuchen, als wolle er das spannende Leder seines pseudoindianischen Ganzkörperanzuges zum Nachgeben beschwören...

Und das Unheil nahm seinen Lauf...


F a z i t:
Da jammern alle über Mangel an Bio-Energie, aber auf die wirklich guten Ideen kommt keiner. Man sollte einfach mal das Grab von Karl May öffnen. Denn nach dieser grauenhaften Fortsetzungpeinlichkeit um seinen liebsten Helden dürfte der Gute in der Kiste mittlerweile derart rotieren, dass man ihn problemfrei als Dynamo nutzen können sollte. - Wer zum Geier macht bloß Geldmittel für solche Ideen locker? Hätte man sich an eine Neuverfilmung der Karl May-Stoffe mit neuer Cast gewagt: Gut, ich wäre skeptisch gewesen, aber das hätte ich noch ertragen. Aber ernstlich einen vierten Teil auch nur in Erwägung zu ziehen, wenn die Hauptfigur tot und deren Darsteller nahe davor ist, dass ist blanker Irrsinn. Zumal ihm ja auch noch die Unterstützung seines Blutsbruders fehlt, denn der hat ganz real schon vor Jahren sein Quartier jenseits der Radieschen bezogen. Oh Leid, oh Elend! Wo die Silberbüchse zum Gehstock wird und der "Off"-Button der TV-Schaltung zum besten Freund. - Ich will schlafen, will vergessen. Ich brauch' n Bier...

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