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Nachdem Winnetou und seine Schwester Nscho-tschi von dem Banditen Silers und seiner Bande überfallen worden sind, kommt ihnen der Trapper Jason Waade - im Westen als Old Firehand bekannt - mit seinen Freunden zu Hilfe. Gemeinsam gelingt es ihnen, die Verbrecher zurückzuschlagen. Doch als sie im nahegelegenen Dorf Miramonte Hilfe gegen Silers und seine Bande erbitten, geraten sie in eine blutige Fehde zwischen den Banditen und den Dorfbewohnern um den Armee-Unteroffizier Mendoza...

Nachdem die überaus erfolgreiche deutsche Winnetou-Filmreihe mittlerweile ihren Zenit überschritten hatte, versuchte Produzent Horst Wendlandt das beim Publikum bewährte Karl-May-Thema im Stil der zeitgenössischen Italo-Western neu zu inszenieren. Herausgekommen ist ein Machwerk "nach Motiven von Karl May", das mit dessen Romanen jedoch so wenig gemein hat wie die dalmatischen Hochebenen mit der Wüste New Mexicos. Und eben daran scheitert der Film letztlich auch: Er funktioniert weder als typischer "Karl-May-Film", noch kann er als Western überzeugen. Unter der Regie von Alfred Vohrer wird zwar neben Pierre Brice als Winnetou und dem Kanadier Rod Cameron ein respektabler Cast aus bekannten "Karl-May-Film"-Darstellern aufgeboten (so u.a. Marie Versini als Nscho-tschi, Harald Leipnitz als Silers und Rik Battaglia als Mendoza), dies kann jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass aus einer schwachen Vorlage selten weniger herausgeholt worden ist als bei diesem Film. Über 90 Minuten erleben wir nichts anderes als den privaten Kleinkrieg des Erzschurken Silers mit dem rechtschaffenen Sargento Mendoza. Die Romanfiguren Winnetou und Old Firehand dienen - der eine mehr, der andere weniger - lediglich als Staffage für die Vermarktung dieses Etikettenschwindels. Man spürt den Anlass und ist verstimmt, denn der Plot erweist sich als nichts anderes als eine unmotiviert-unglückliche Aneinanderreihung unmotivierter Schießereien und selten dümmlicher Dialoge. Die Hauptfiguren bleiben ebenso blass: Rod Cameron, dem hier schauspielerisch offensichtlich bereits mehr abverlangt wird, als er zu leisten imstande ist, erweist sich selbst für eine durch das schwache Drehbuch so ungenügend entwickelte Hauptfigur wie Old Firehand als ungeeignet. Geradezu unsäglich ist die Rolle Winnetous angelegt: Er nimmt an dem Geschehen lediglich aus Gründen der besseren Vermarktung teil, bildet aber stets einen Fremdkörper und tritt - und dies ist das eigentlich unerfreuliche an diesem Film - wenn überhaupt nahezu ausnahmslos in Szenen auf, die die heldenhafte Figur des ehrwürdigen Apachen geradezu der Lächerlichkeit preisgeben. Bleibt noch zu erwähnen, dass Viktor de Kowa den wohl abgeschmacktesten Buffo aller "Karl-May-Filme" abgibt: Wurde der Humor dort zuweilen oft schon mit dem Holzhammer präsentiert, so waren die von Eddi Arent, Dieter Borsche , Ralf Wolter oder Chris Howland verkörperten Figuren doch stets als sympathische Charaktere angelegt und gespielt. Dies gelingt Viktor de Kowa als versnobt-affektiertem Ravenhurst zu keinem Zeitpunkt: Seine Rolle ist vielmehr so unsympathisch, dass man sich wünschte, er würde sich von dem Faustschlag Old Firehands in der Schlussszene nicht so schnell wieder erholen.

Fazit:
Ein "Karl-May-Film" der keiner ist und der selbst eingefleischten Freunden der Filmreihe lediglich ein mäßiges Vergnügen bescheren dürfte.

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