1998 erschien so was wie die reifere Version vom God of Gamblers, von den gleichen Machern auch, die hierbei allerdings ausser einem spöttischen Kommentar auf die eigene Reihe [ „It’s just in the movies“ zu den gegelten Haaren und den reellen Erfolgschancen des Do San am Spieltisch ] keine weitere Anlehnung betreiben, sondern eher versuchen durch eine erwachsene Herangehensweise eine neue Figur ohne verklärten Blick zu etablieren. Ähnliches wurde auch im zweiten Retrospektiven – Film des Jahres versucht, A True Mob Story sollte einen abgeklärten Blick auf das Triadengenre werfen. Beide Filme hängen praktisch am gleichen Problem fest: Die Schwermut zieht sie nach unten, das Drama muss gleich überhand nehmen und die Klischees sind immer noch da.
Am besten gleich die Erwartungen herunterschrauben, wenn man Aman Chang [ Fist Power, Cop Shop Babes ] als Executive Director liest.
Der Anfang zeichnet unseren neuen Helden dann auch gleich so unsympathisch wie möglich: King [ Andy Lau ] betrügt seine Frau vor ihren Augen mit einer anderen, gibt sein Leitmotto „cheating is my job“ zum Besten und lässt beide dann stehen, um zu einer Partie zu fahren. Als er dort einen Anruf von seiner Frau bekommt, dass sie schwanger sei, wird das zugunsten der Karten nicht beachtet; diese stiefelt daraufhin auf das Ende eines Hausdaches zu. Dennoch wird die Partie jäh unterbrochen, King beim Bescheissen erwischt. Das folgende Gemetzel kostet seinem Bruder das Leben und ihn selbst durch eine Kopfverletzung den Verlust der Farbsehfähigkeit und 5 Jahre im Knast wegen Totschlags an den angreifenden Bad Temper [ Ben Ng ].
Nach der Zeit ist er geläutert und ergraut, der eigentlich 37jährige Andy Lau wird durch Kommentare von allen Seiten als alter Mann im fortgeschrittenen Alter festgestuft. Derartig in die weiser Mann Rolle gedrückt nimmt er dann den Jungspund Skinny Dragon [ Nick Cheung ] unter seine Fittiche und zeigt ihm sein Handwerk; dass ist auch dringend nötig, wird dieser doch besonders von dem kriminellen Cop Eastwood [ Karel Wong ] mehrmals pro Tag ausgenommen.
Doch die Vergangenheit holt King ein.
„Gott sei Dank“ kann man fast sagen, das in der Jetzt – Zeit festgemachte Geschehen lockt nämlich keinen Hund hinterm Ofen mehr vor; Streitereien mit aufdringlichen Gästen in der PR Bar sieht man im HK Kino ebenso oft wie schlagende Kleingauner, häufig auch genauso spannungsarm wie hier.
Die Episode mit Dragon’s Schwester Ching Ching [ Athena Chu ] und ihrem sie ausnehmenden Freund aus den Staaten artet in eine ganz seltsame Inszenierung aus, die vorne und hinten nicht stimmt und über deren Sinn man sich lieber keine Gedanken machen sollte. Mögliche humoristische Aktionen ziehen gar nicht, so dass Nick Cheung bis hierhin fast nur nervig ist. Das Wiedersehen mit seinem alten Freund Chung [ Emotion Cheung ] und einem weiteren vertrauten Menschen wirkt nicht, da die Abkehr King’s vom Saulus zum Paulus durch die Erinnerungen an die ersten Szenen nicht gekauft wird.
Als mit Handsome [ Waise Lee ] der zweite Stereotyp – Böse des Filmes auftaucht, ändert sich das etwas, dieser will als Bruder des getöteten Bad Temper zwar auch seine Rache an King, aber mehr noch den Tod seines Vorgesetzten Macau Mon [ Jack Kao ] und damit die Kontrolle über Pferderennen und Fussballwetten in der Gegend.
In einer getürkten Doppelwette soll Macau Mon hereingelegt und zugleich mit vergiftetem Wasser ermordet werden, King soll sowohl die Verarsche durchnehmen als hinterher auch als Sündenbock herhalten.
In einer furchtbar übertriebenen Szene werden die Zügel angezogen und die Bedingungen gesetzt, dann geht’s endlich an den Showdown, der allein aufgrund der Abstrusität seiner Idee und seiner Umsetzung den Film ein gutes Stück nach vorne puscht.
Die Prämisse ist dabei genauso bescheuert wie die Ausführung, aber hat was:
Parallel zum gleichzeitig ablaufenden WM Endspiel Frankreich gegen Brasilien wird das Spiel durch einen Werberegisseur und einen Haufen Darsteller nachgespielt und somit verändert und ins TV eingespeist, so dass scheinbar die Brasilianer gewinnen.
Hierbei ziehen allein von der Konstellation her schon die Gags, spätestens wenn Nick Cheung als Ronaldo das Hemd übern Kopf zieht und deswegen gegen den Pfosten rennt und beim nächsten Mal zwei Gucklöcher reinschneidet, ist alles vorbei.
Das gleichzeitige Kartenspiel zwischen King, Macau Mon und Handsome interessiert dabei genauso wenig wie die anderen, wenigen Gambling Szenen, auf dieser Schiene versagt der Film eigentlich komplett.
Dieser absurd – trashige Ton wird im Nachfolger Conmen in Vegas weitaus mehr auf die Spitze getrieben, anscheinend haben die Macher selber gemerkt, was für ein verqueres Möchtegern – Drama sie hiermit abgeliefert haben. Interessant auf den ersten Blick ist der Film zwar, bleibt dann aber zu sehr in dem Sumpf von falschen Gefühlen stecken; ausserdem wird Action mit Geschreie und Getrete verwechselt.